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WRC: Spanien-Rallye

Vorbereitung allesentscheidend

M-Sport-Ingenieur Tim Jackson verrät, wie ein World Rally Car in gut einer Stunde von Schotter- auf Asphalt-Abstimmung umgebaut wird.

Die in dieser Woche stattfindende Spanien-Rallye ist einzigartig im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft, denn nur bei dieser WM-Rallye fahren die Piloten auf zwei unterschiedlichen Untergründen. Während die Sondeprüfungen am Freitag fast ausschließlich auf Asphalt gefahren werden, erwarten die Fahrer am Samstag und Sonntag Asphaltstraßen. Dieser einzigartige Mix stellt vor allem die Techniker vor eine Herausforderung.

Denn während die WRC-Autos auf den ersten Blick bei jeder Rallye mehr oder weniger alle gleich aussehen, sind die Unterschiede zwischen Schotter- und Asphalt-Abstimmung gewaltig. Von Freitag auf Samstag müssen die Teams daher über Nacht die Autos vollkommen umbauen. Wobei der Begriff "über Nacht" reichlich übertrieben ist, denn laut Reglement darf im Service Park maximal 75 Minuten lang an den Autos gearbeitet werden.

Wie den Teams dieser Kraftakt gelingt, erklärt M-Sport-Ingenieur Tim Jackson, der in dieser Woche in Spanien den Fiesta RS WRC von Ken Block betreut. Zunächst fängt der Service am Freitagabend wie gewöhnlich an, den Auftakt macht eine Überprüfung des Autos auf Schäden oder Defekte. "Kleine Defekte sind dabei kein Problem, denn wir ersetzen ohnehin die meisten Teile", erklärt Jackson gegenüber wrc.com.

Asphalt-Komponenten werden vormontiert

Anschließend beginnen bis zu acht Mechaniker mit der Demontage des Autos. Alle Komponenten, die speziell für die Schotter-Abstimmung verwendet werden, werden ausgebaut. Dazu zählen der vordere und hintere Querlenker, die Zahnstange der Lenkung, das hintere Differential sowie alle Radaufhängungen und Bremsen. "Nach 15 Minuten ist alles ausgebaut und das Auto sieht ziemlich nackt aus", so Jackson.

Als nächstes werden die Komponenten für die Asphalt-Abstimmung eingebaut. "Das Wichtigste ist hierbei die Vorbereitung", sagt Jackson. "Alle Komponenten werden vorher auf dem Boden ausgelegt und wurden soweit wie möglich in unserer Werkstatt in England zusammengesetzt." So sind am hinteren Querlenker bereits das Differential, die Anlenkpunkte der Aufhängung und sogar die Stoßdämpfer befestigt. "Wir bauen das ganze Teil in einem Stück ein und befestigen es mit nur acht Schrauben", erklärt Jackson.

Nach etwa 30 Minuten ist dieser Arbeitsschritt abgeschlossen. An der Vorderachse wird nach einem ähnlichen Prinzip gearbeitet, doch dort werden vor dem Einbau der Komponenten zunächst noch Wartungsarbeiten am Motor durchgeführt. Nach 40 Minuten wird dann das Getriebe eingebaut, welches auf das Vorderachs-Differential umfasst. "Das und das Hinterachs-Differential sind aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten, des Grips und der Charakteristik beim Durchdrehen der Räder anders als diejenigen, die auf Schotter verwendet werden", sagt Jackson.

Das Wiegen des Autos

50 Minuten nach Beginn sieht das Auto dann langsam auch wieder nach einem Auto aus. "Die Radaufhängungen und Bremsen werden montiert. Die Bremsscheiben sind größer und haben einen Durchmesser von 355 im Vergleich zu 300 Millimeter", erklärt Ingenieur Jackson. "Das Bremssystem muss dann entlüftet werden, bevor die Stoßdämpfer befestigt werden."

Nach 60 Minuten sollten die Montagearbeiten dann beendet sein. Es folgt die Überprüfung der Achsgeometrie, der Fahrzeughöhe und des Radsturzes, denn: "Das Auto fährt auf Asphalt etwa sechs Zentimeter tiefer", so Jackson. Doch meist müssen er und seine Kollegen nicht mehr viel korrigieren. "Es geht normalerweise nur noch um die Feinabstimmung, denn wir haben die Komponenten schon in der Fabrik kontrolliert."

Anschließend kommt noch ein wichtiger und auf den ersten Blick ungewöhnlicher Check: Das Auto kommt auf die Waage. Das hat jedoch einen einfachen Grund: "Die Schotter-Komponenten sind stabiler und dadurch schwerer als die für Asphalt. Gleiches gilt für Räder und Reifen. Wir laden daher, sofern notwendig, Ballast ein", so Jackson. "Wenn alles nach Plan läuft, seht das Auto nach 65 Minuten wieder auf den Rädern. So bleiben uns zehn Minuten als Zeitreserve."

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