CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Planai Classic 2008

Armin Schwarz: "Driften ist out!"

Von Michael Noir Trawniczek, Fotos: Markus Kucera, www.planai-classic.at

Armin, du fährst bei der Planai Classic mit einem offenen Colani GT aus dem Jahr 1964 - mit Heckantrieb, oder?

Ja, mit Heckantrieb. Der Colani GT verfügt über VW-Technik und ist eigentlich gut ausgelegt für den Winter, weil der Motor hinten verbaut und das Gewicht damit hinten gelagert ist. Er hat sicher eine gute Traktion und lässt sich hier sehr gut fahren.

Bist du in der Karriere mit Hinterradantrieb gefahren?

Ja, am Anfang meiner Karriere bin ich sehr lange mit Heckantrieb gefahren. Was mir dann eigentlich ein bisschen zum Verhängnis geworden ist - weil ich sehr viel gedriftet bin. Und das ist mit den modernen Autos ja gar nicht mehr möglich und auch nicht wirklich erwünscht. Wenn man einmal einen gewissen Fahrstil hat, ist es jedoch sehr schwierig, sich umzustellen.

Quer ist heutzutage also nicht mehr, sondern weniger...

Effektiv fährt man möglichst gerade ums Eck, das Driften ist nicht mehr gefragt. Aber genau deshalb gibt es im Rallyesport einen ziemlichen Zuschauerschwund, weil natürlich keiner mehr driftet. Mit Driften kann man heute nicht mehr gewinnen.

Aber hier in Gröbming driftest du?

Ja, hier driften wir gerne. Wenn es die Zeit zulässt - und wenn es die Zeit nicht zulässt, wird mir mein Navigator Gery Hofer sicher sagen, wie ich zu fahren habe.

Die Planai Classic ist aber nicht deine erste Gleichmäßigkeits-Rallye?

Ich bin im vorigen Jahr zum ersten Mal eine Gleichmäßigkeits-Rallye gefahren, das war die Silvretta Classic. Das macht sehr viel Spaß, weil so eine Veranstaltung eigentlich ohne Druck abläuft - wobei: Sobald man im Auto sitzt, ist der Druck da, wie bei jeder anderen Veranstaltung - denn es will trotzdem jeder möglichst weit vorne sein.

Du warst in letzter Zeit eher im Wüstensand unterwegs - wie kann man die beiden Elemente Schnee und Sand miteinander vergleichen?

Überhaupt nicht. Das lässt sich gar nicht vergleichen. Der einzige einigermaßen zulässige Ansatz ist: Wenn man im Sand fährt, reagiert der ähnlich träge wie Schnee und Eis. Ansonsten haben die Planai Classis und die Baja sehr wenig gemeinsam. Die Baja ist eine Offroad-Veranstaltung, ein Offroad-Rennen, da wird wirklich sehr schnell gefahren, im harten Gelände. Bei der Planai Classic geht es darum, den Schnitt zu halten, sich an die vorgelegten Geschwindigkeiten zu halten. Da fährt man ganz anders.

Du bist auch für das Red Bull Rallye Team mit verantwortlich, und für das Projekt Andreas Aigner. Das Team wird 2008 mit Aigner und dem jungen Portugiesen Bernardo Sousa in der PWRC antreten...

Sousa ist ein junger Portugiese, der sich beim Team eingekauft hat - aber mehr weiß ich bislang noch nicht. Der Andreas ist von seiner Entwicklung her schon sehr weit - er wird sich in dem Jahr ganz besonders beweisen müssen. Das hat man im letzten Jahr bereits verlangt. Für mich ist Aigner nach wie vor ein Top-Talent mit allen Möglichkeiten. Ich wünsche ihm alles Glück der Welt, damit er in diesem Jahr die PWRC hereinfahren kann.

Bist du bei den PWRC-Läufen vor Ort, um Aigner mit zu betreuen?

Das wird sich in diesem Jahr ein bisschen einschränken, weil es Umstrukturierungen im Programm gab. Aber wenn der Andreas einen Tipp braucht, bin ich auf jeden Fall immer für ihn da.

Manfred Stohl muss um die Fortsetzung seiner WM-Karriere bangen - in der Rallye-WM kannst du eigentlich nur noch fahren, wenn du viel Geld mitbringst. Was sagst du zu dieser Entwicklung?

Das hat sich leider in den letzten Jahren so ergeben. Das ist recht bedrohlich für den Rallyesport, finde ich. Weil nicht mehr die Besten fahren - es fahren die, die am meisten Geld haben. Das ist nicht unbedingt dem Sport dienlich.

Für den Manfred tut es mir persönlich sehr leid, weil er mit der OMV seinen Geldgeber verloren hat - obwohl er gute Leistungen gezeigt hat. Abgesehen von der Saison 2007 konnte er sich stets steigern. So eine Saison wie er sie 2007 hatte, die müsste man eigentlich überbrücken, normalerweise müsste es da weitergehen.

Es ist für mich persönlich komplett unverständlich, warum eine Mineralölfirma in irgendein Kultursponsoring geht und plötzlich alles grün anmalt und quasi sagt: 'Ab morgen ist unser Benzin grün!'. Wo sonst kann ich mich als solche Firma besser darstellen als im Automobilrennsport? Aber so sind eben Firmenstrukturen - die muss man nicht immer verstehen und es gibt sicher auch interne Gründe für diese Entscheidung. Für den Manfred ist es halt tragisch - weil ich denke, dass es nicht so einfach ist, diese Lücke zu füllen.

Stichwort Rallye-WM: Wer glaubst du kann 2008 dem Sébastien Loeb gefährlich werden?

Ich sehe eigentlich bloß einzelne Rallyes, wo Mikko Hirvonen und vielleicht auch Jari Matti Latvala aufzeigen können. Und wenn der Subaru läuft, kommt vielleicht auch wieder einmal der Petter Solberg an die Reihe. Aber ansonsten wird es sicher schwierig, den Loeb zu schlagen.

Was steht bei dir persönlich 2008 auf dem Programm?

Ich mache weiterhin die Co-Moderation bei RTL im Rallye-Magazin, wo wir sicher bei 14 Läufen dabei sein werden. Dann fahre ich selber sechs Rennen in den USA, in der Offroad-Meisterschaft, mit dem Klasse I-Buggy. Und dann werde ich schauen, was sich sonst noch ergibt.

Hast du Absichten, in die WM zurückzukehren?

Nein, dieses Thema hat sich erledigt. Erstens geht es vom Alter her nicht - weil es da junge Fahrer gibt, die sich wesentlich kompetenter darstellen wie ich, die einfach auch mehr Talent mitbringen, die auch mehr Risiko eingehen. In der WM zählt die Erfahrung nicht mehr so viel wie noch vor fünf, sechs Jahren. Deshalb werde ich da sicher nicht mehr vorne mitfahren können - daher muss man realistisch sein und sagen: Machen wir etwas anderes!

Zur Planai-Classic Website

News aus anderen Motorline-Channels:

Planai Classic 2008

Weitere Artikel:

Einen De Tomaso fahren, noch dazu im Alltag, das war gar nicht so schwer. Nur die Begleitumstände machten das Leben des Innocenti Mini, der später zum De Tomaso wurde, etwas wenig glorreich.

Wenn zwei sich helfen

Helden auf Rädern: Renault Alliance

Optisch knapp am 9 dran, war der Renault Alliance nicht nur ein völlig anderes Auto. Eigentlich war er nicht einmal ein französisches. Und es rettete einen Konzern, wenn auch nur kurz.

Beschützt sei, was man liebt

Oldtimer - Was kostet eine gute Versicherung?

Oldtimer sind mehr als nur Fahrzeuge, sie sind oft liebevoll gepflegte Sammlerstücke mit hohem emotionalem und materiellem Wert. Eine passende Versicherung ist daher unerlässlich, um diesen besonderen Besitz zu schützen.

Das verflixte siebte Jahr

Helden auf Rädern: Alfa Romeo Alfa 6

Als er neu war, war der Alfa 6 gewiss kein schlechtes Auto. Es verstrichen nur leider sechs Jahre, bis er endlich auf den Markt kam. Und gerade damals war die Autowelt eine völlig andere, in der sich der große Italiener wiederfand.

Trotz Wetterkapriolen auch heuer ein Highlight

Ennstal-Classic 2023: Die Zusammenfassung

Ein neues Reglement, das noch mehr Spannung versprach, ein Wiederholungssieger, mit dem zu rechnen war und Wetterkapriolen, die es den Teilnehmern schwer machten, erfolgreich durchzukommen. Das waren die Ingredienzien der 31. Auflage der Ennstal-Classic 2023.

11. Rallye Historiale in Brunn am Gebirge

Bruno und das alte Eisen

Der Österreichische Motor Veteranen Verband organisierte am 29. September die Historiale, Start und Ziel waren im Bruno, dem Veranstaltungszentrum von Brunn am Gebirge.