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Motorsport: Analyse

DTM, Super GT planen gemeinsame Zukunft

Wie geht es ab 2020 für DTM und Super GT weiter? Ein Autotausch zwischen den Serien ist derzeit realistischer als ein Class-1-Cup.

Autor: Sven Haidinger

DTM-Boss Gerhard Berger war die Begeisterung in Fuji anzusehen: Nach Jahren endloser Diskussionen hatte man endlich das Ziel erreicht, mit der japanischen Class-1-Partnerserie Super GT ein eigenes Rennen auszutragen. "Als ich in der Startaufstellung stand und die verschiedenen Farben und die unterschiedlichen Markennamen sah, da habe ich mir gedacht: Das ist es!", erzählt Berger. "Das ist Weltmotorsport!"

Die 22 Boliden von fünf unterschiedlichen Herstellern entschädigten den Österreicher für viele Strapazen. Er habe in seiner Motorsportkarriere "ja schon viel gesehen", aber dieses Feld sei "nach der Formel 1 der beste Motorsport", schwärmt er.

Das sorge nun für die nötige Motivation, um die nächsten Schritte zu machen: "Wir müssen dranbleiben, bis es aufgeht. Es ist hart und manchmal frustrierend, aber wenn man dieses Ergebnis sieht, dann wissen wir, wo es mit dieser Rennserie hingehen muss. Da bin ich zu 100 Prozent sicher."

Autotausch: So könnten mehr Hersteller in der DTM fahren

Doch wie sehen die nächsten Schritte eigentlich aus? Beim Treffen des Steering Committees, das aus den DTM- und Super-GT-Dachgesellschaften ITR und GTA sowie aus den Herstellern besteht, am Donnerstag vor dem Dream-Race gab es Gespräche über einen Auto-Austausch der sechs Hersteller Audi, BMW, Aston Martin, Honda, Toyota und Nissan in den beiden Rennserien.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir darüber sprechen", sagt Berger. "Das ergibt aus Return-on-Investment-Sicht Sinn, denn man deckt damit zwei Kontinente ab. Die Diskussion läuft gerade. Es wäre natürlich toll, ein paar japanische Autos in Europa und umgekehrt zu sehen."

BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt, der dieses Szenario bereits vor einziger Zeit auf 'Motorsport-Total.com' angedacht hatte, zeigt sich begeistert. "Es wäre eine gute Sache, wenn wir Hersteller uns darauf einigen könnten, beide Meisterschaften durch einen Austausch zu stärken, ohne Autos zu reduzieren. Dann wären mehr Hersteller am Start. Das wäre auch für die Zuschauer viel interessanter und würde beide Serien aufwerten. Das ist für mich der nächste Schritt, auf den wir uns konzentrieren sollten."

Warum ein Autotausch für 2020 zu früh erscheint

Sein Audi-Pendant Dieter Gass stimmt zu. Auch er hält es für den "vielversprechendsten nächsten Schritt, Autos unter den Serien zu tauschen". Vor allem aus finanzieller Sicht. "Die Kosten, zwei zusätzliche Autos fahren zu lassen, sind überschaubar", sagt der Audi-Sportchef. "Dafür müssten wir hier in Japan ein eigenes Team haben. Aber die mediale Reichweite würde sich fast verdoppeln, ohne dass sich die Kosten verdoppeln. Das wäre sehr effizient."

Der WRT-Einsatz von Benoit Treluyer in Fuji war schon ein erstes Beispiel, wie so etwas funktionieren könnte, denn die belgische Truppe kooperierte dabei mit dem japanischen Audi-Team Hitotsuyama. Noch gibt es jedoch Hürden, denn Audi und BMW müssen 2020 sparen.

"Ich würde es wirklich gerne machen", sagt Gass. "Aber momentan kann ich es mir nicht leisten. Es wäre möglich, wenn wir es hinbekommen würden, tatsächlich die Autos zu tauschen. Ich kann heute nicht zwei Autos aus Deutschland abziehen, weil dann hätten wir zu wenig Autos. Wenn ich aber zwei abziehe und in Japan einsetzen würde, dann bräuchten wir zusätzliche Autos in der DTM."

Warum die Japaner mit sich selbst beschäftigt sind

Sprich: Honda, Toyota oder Nissan müssten Autos nach Europa schicken, doch derzeit sind auch die japanischen Hersteller in ihren Möglichkeiten beschränkt. Das liegt daran, dass sie kommende Saison mit neuen Boliden an den Start gehen werden, bei denen das Class-1-Reglement vollständig umgesetzt wurde. Die Entwicklung war ein Kostenfaktor, weshalb man für DTM-Einsätze kaum Kapazitäten frei hat.

"Da liegt noch ein weiter Weg vor uns", gibt Berger zu, der zugibt, dass es derzeit keine konkreten Pläne gibt, dass ein japanischer Hersteller 2020 in der DTM startet. "Am Ende ist es natürlich immer eine finanzielle Frage. Vor allem in dieser schwierigen Zeit, mit der die Hersteller klarkommen müssen. Da ist eher die Rede von Budgetkürzungen als von vergrößerten Budgets."

Kein Wunder, dass auch die Idee, kommenden Winter statt dem Dream-Race einen eigenen Class-1-Weltcup durchzuführen, aus aktueller Sicht an der finanziellen Situation scheitert. "Da würden die Kosten viel höher ausfallen", seufzt Gass. "Alleine was die Logistik und so weiter angeht."

Berger: Nächstes Rennen mit vollem DTM-Feld?

Und dann kommt noch dazu, dass die Japaner etwas auf die Bremse steigen. "Wir Europäer haben manchmal die Tendenz, zwei Schritte auf einmal zu machen, während sich die Japaner lieber alles genau anschauen und zweimal nachdenken", bestätigt Berger. "Wir werden nun das Rennen in Hockenheim und vor allem das Rennen in Fuji sehr genau analysieren. Und zwar medial und in Hinblick auf Kosten und Logistik. Dann sehen wir, was wir korrigieren und was wir anders machen müssen."

Das Zuschauerinteresse am Dream-Race konnte sich in Japan trotz des schlechten Wetters durchaus sehen lassen: Am Freitag waren beim Regen-Training 5.100 Leute an der Strecke, am Samstag waren es 22.600 und am Sonntag 24.100 Zuschauer. Damit hat man das Ziel, 50.000 Zuschauer zu erreichen, um 1.800 Besucher übertroffen. In Deutschland schalteten am Samstag 120.000 und am Sonntag 90.000 Zuseher am Wochenende am frühen Morgen Sat.1 ein, um das Dream-Race zu verfolgen.

Trotz der aktuellen Zurückhaltung der Verantwortlichen sind weitere Rennen auf jeden Fall angedacht, verspricht Berger. "Ein volles Feld bei uns, ein volles Feld bei den Japanern. Das wäre für mich ein guter nächster Schritt", will der DTM-Chef beim nächsten Rennen mehr als sieben Autos im Gepäck haben, nimmt er Aston Martin in die Pflicht.

Wo das nächste Aufeinandertreffen der beiden Class-1-Serien stattfinden soll, ist laut Berger ebenfalls noch "komplett offen". Es gäbe drei Varianten: "Machen wir es wieder in Japan, in Deutschland oder in einem anderen Land? Vor allem die Logistik war ein großes Thema. Wenn wir ein Rennen in Deutschland machen, dann haben wir sehr geringe Logistikkosten, aber dafür trifft es die Japaner."

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