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End-Bericht

Marcus Grönholm und Richard Burns (beide Peugeot) werden nachträglich disqualifiziert, der Sieg geht an Sainz (Ford.)

Bernhard Eder

Peugeot-Doppelausschluss, Sainz erbt den Sieg!

Der Jubel bei Peugeot über den Doppelsieg in Argentinien dauert nur bis in die späten Abendstunden - dann wird zuerst Marcus Grönholm (wegen Anwesenheit seiner Mechaniker in der "Sperrzone" am Sonntag Morgen), später auch Richard Burns (wegen eines zu leichten Schwungrades) disqualifiziert. Der Sieg geht damit an Carlos Sainz (Ford) vor Petter Solberg (Subaru) und Colin McRae (Ford). Punkte gibt´s auch noch für Märtin (Ford), Gardemeister und Eriksson (beide Skoda).

Doppelt groß der Ärger im Lager von Subaru: Tommi Mäkinen hatte sich im vermeintlich siegentscheidenen Duell mit Marcus Grönholm auf der vorletzten SP überschlagen, musste aufgeben. Österreich´s einziger Vertreter in Argentinien, Beppo Harrach, war bereits am Samstag ausgefallen.

Argentinien-Drama, 1. Akt: Mäkinen überschlägt sich, muss aufgeben...

Der dritte Tag der Argentinien-Rallye wird als einer der dramatischsten in die Rallye-WM-Annalen eingehen – die Ereignisse im Zeitraffer:

Subaru-Ass Tommi Mäkinen und Peugeot-Pilot Marcus Grönholm sind vor Beginn der letzten Etappe lediglich durch 0.5 Sekunden voneinander getrennt. Grönholm absolviert die SP 19 1.9 Sekunden schneller als sein Konkurrent und übernimmt damit wieder die Spitze, baut seinen Vorsprung auf SP 20 weiter aus. Vor den letzten beiden Prüfungen liegt der WM-Leader mit 5.5 Sekunden in Führung.

Auf der vorletzten SP riskiert Mäkinen alles, liegt nach Subaru-internen Stoppungen bereits knapp vor Grönholm, als es in der letzten Kurve vor dem SP-Ziel passiert: "Big Mäk" baut einen spektakulären Unfall, überschlägt sich mehrmals. Glücklicherweise bleiben sowohl Mäkinen als auch Beifahrer Kaj Lindström unverletzt, die Rallye ist für die beiden allerdings zu Ende.

Argentinien-Drama, 2. Akt: Grönholm wird wegen unerlaubter Verbalhilfe in der "Sperrzone" disqualifiziert...

Damit muss sich Marcus Grönholm den Sieg scheinbar nur noch abholen. Denkste! Der Finne beendet die Rallye zwar mit deutlichem Vorsprung auf seinen Teamkollegen Richard Burns, wird allerdings von der Rennleitung aus der Wertung genommen.

Die Stewards entscheiden in ihrer nach dem Zieleinlauf abgehaltenen Sitzung, dass Peugeot das Reglement verletzt hat. Was war passiert? Grönholm hatte am Morgen vor dem Etappenstart im Parc Fermé ein Elektrikproblem – das Auto des Finnen sprang nicht an. Schließlich gelang es Grönholm und Beifahrer Timo Rautiainen doch noch, den Motor zu starten, allerdings nur auf Instruktion von Peugeot-Mechanikern, die sich innerhalb der "Sperrzone" befanden - Mechaniker und Ingenieure dürfen sich außerhalb der Servicezonen nur in einem Bereich bis auf einen Kilometer zu den Autos aufhalten.

Argentinien-Drama, 3. Akt: Das Schwungrad bei Burns´ Peugeot ist zu leicht - Disqualifikation...

Damit rücken die Peugeot-Piloten Richard Burns und Robert Reid auf Rang eins nach vor, allerdings nur für wenige Stunden. Beim technischen Routine-Check nach Ende der Rallye wird festgestellt, dass das Schwungrad von Burns´ Auto um 20 Gramm zu leicht ist. Logische Folge: Disqualifikation.

Carlos Sainz (Ford) wird von der Rennleitung zum Sieger erklärt, Solberg (Subaru), Colin McRae, Märtin (beide Ford), Gardemeister und Eriksson (beide Skoda) rücken auf die Plätze zwei bis sechs nach vor. Sieger Sainz kann sein Glück kaum fassen: "Ich habe nie und nimmer damit gerechnet, hier noch zu gewinnen, aber manchmal ist der Rallye-Sport etwas seltsam. Jetzt ist in der WM wieder alles möglich."

Peugeot legt gegen das Ergebnis keine Berufung ein, ist allerdings vor allem über die Grönholm-Disqualifiaktion einigermaßen verbittert: "Wir akzeptieren die Entscheidung der Marshalls", so Peugeot-Sport-Direktor Corrado Provera. "Die Regeln, die besagen, dass sich die Ingenieure einen Kilometer vom Auto entfernt aufhalten müssen, sollen wilden Service auf der Strecke verhindern. Hier wurden die Vorschriften sehr hart ausgelegt. Wir fühlen uns nicht schuldig."

"Unsere Techniker haben lediglich am Parc fermé ihre Stimme benutzt, um Marcus Ratschläge zu geben. Hätten sie ihn angefunkt, wäre es erlaubt gewesen. Auch andere Teams haben in Vergangenheit diese Regel gebrochen und sind nicht bestraft worden."

Fazit: Ford profitiert von den Hoppalas der Konkurrenz, die WM bleibt spannend...

Fazit: auf der Straße waren Peugeot und Subaru eine Klasse für sich, allerdings ist das im Rallyesport manchmal zu wenig, wie die Argentinien-Rallye 2002 bewiesen hat. Man muss es einerseits in Ziel schaffen und sich andererseits auch in die Regeln halten.

Nach den Ereignissen von Monte Carlo (beim Saisonauftakt hatte Citroen-Pilot Sebastien Loeb aufgrund eines unerlaubten Reifenwechsels eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommen und damit den Sieg verloren) wird heuer bereits zum zweiten Mal eine Rallye auf dem grünen Tisch entschieden – vielleicht ein Denkanstoß für die Teams, es mit dem Reglement in Zukunft noch ein bisschen genauer zu nehmen als bislang...

Positiver Nebeneffekt, zumindest aus Sicht des neutralen Rallye-Fans: die WM, die bei einem Peugeot 1-2-Sieg praktisch zu Gunsten der Löwen entschieden gewesen wäre, bleibt spannend. Hinter Grönholm (31) und Panizzi (20) hat sich Carlos Sainz an die dritte Stelle gesetzt, auch Burns (19) und Mäkinen (14) sind noch nicht aus dem Rennen. Bei den Herstellern führt Peugeot (68) vor Ford (41) und Subaru (33). Skoda hat die ersten WM-Punkte der Saison geholt und liegt jetzt nur noch einen Zähler hinter Mitsubishi!

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