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Dakar 2007: Vorschau Raphael Sperrer

Drei Jahre in zwei Wochen.

Raphael Sperrer goes Dakar, Teil 2: Der Oberösterreicher und sein französischer Co sind eines von 525 Teams, vor ihnen liegen 8.696 harte Kilometer.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Ganze 5.010 davon sind gezeitete Sonderprüfungen - das ist die Distanz von fast drei gesamten Rallye-ÖM-Saisons. Und all das in 15 Tagen, unterbrochen durch "Nachtruhe" von vier bis fünf Stunden - außer bei technischen Problemen, dann geht die Schlafzeit gegen Null - und einem Ruhetag am 13. Jänner.

Schwermetall im Rücken: Sieben Liter Hubraum hat der V8-Mittelmotor, der Raphael Sperrers Buggy über Dünen, Oasen und Knüppelpfade in Richtung Dakar treiben wird. Das größere, stärkere Triebwerk bedingt ein höheres Gesamtgewicht des Fahrzeuges von insgesamt ungefähr 1,7 Tonnen, aber wegen des Leistungs- und Drehmomentzuwachses auch eine höhere Spitzengeschwindigkeit von ca. 180 km/h.

Mehr Motorkraft bedeutet besseres Vorwärtskommen auf losem Untergrund, erläutert Sperrer: "Wer jemals am Strand joggen war, der kennt das: Im tiefen Sand kostet das Laufen viel mehr Kraft. Und das Fahren in den Dünen vergleiche ich mit dem Schifahren im Tiefschnee - du brauchst Geschwindigkeit, um vorwärts zu kommen und nicht einzusinken."

Die Test-Zeit hinter dem Steuer war begrenzt: "Ich bin beim Test zwei Mal vier Stunden gefahren, in der Zeit habe ich mich mit dem Auto anfreunden können. Aber die letzten zehn Prozent müssen wir erst noch ausloten, dafür werden die ersten beiden Tage der Rallye da sein" - genauer kennenlernen werden einander dann auch die Menschen im Cockpit.

Vorjahres-Co Ola Floene steht aus vertraglichen Gründen heuer nicht zur Verfügung, dafür nimmt ein französischer Wüstenfuchs auf der Beifahrerseite Platz. Sylvain Poncet fährt bereits seit dem Jahr 2000 Offroad-Rennen mit Autos und Quads - die höchste Form des Wüsten-Wahnsinns. 2004 war er auf einem Quad Fünfter der Tunesien-Rallye. Heute ist er primär Beifahrer, die Dakar 2005 brachte ihm mit Gesamtrang 11 sein bestes Ergebnis. Er stößt auf Empfehlung von Philippe Gache zum österreichischen Team.

Sperrers Ziel: Dakar erreichen - daneben möchte der Oberösterreicher aber getreu seinem Vorsatz, sich für zukünftige Werks-Drives in der Marathonszene zu empfehlen, auch anständige Zeiten auf den Tagesetappen hinlegen. Auto und Team haben nach Einschätzung von Sylvain Poncet das Potential, in die Top 15 vorzudringen. Ein Schlüssel dazu wird, so kurios es klingt, vielleicht ein langsameres Tempo in der Anfangsphase sein.

"Ich werde auch versuchen, es am Anfang ruhiger angehen zu lassen" - denn im Jahr 2006 verlor das Team Sperrer/Floene nach technischen Schwierigkeiten am Anfang viel Zeit: "Wir waren bereits innerhalb der Ausschlusstoleranz - acht Minuten mehr, und die Rallye wäre schon am Tag 2 vorbei gewesen!" Dabei sind die Etappen der zweiten Woche, rund um den Ruhetag am Freitag den 13. Jänner, die härtesten des ganzen Rennens, dort werden nach Erfahrungswerten des Veranstalters rund 20 bis 30 Prozent Ausfallsquote zu verzeichnen sein.

Das Navigationssystem, wie es seit 2006 bei der Dakar vorgeschrieben ist, bedeutet eine Rückkehr zur Navigation nach Road Book und Kompass. Es gibt zwar ein GPS-System, aber das funktioniert nur im Umkreis von drei Kilometern rund um die Sender an den Orientierungspunkten - von Punkt zu Punkt müssen die Teams aus eigener Kraft gelangen. "Man ist stundenlang völlig allein unterwegs", meint Raphael Sperrer zu den Tücken der Navigation in der Wüste, "sieht ringsum kein anderes Fahrzeug - aber wenn man sich dann den GPS-Punkten nähert, kommt das Feld fast wie in einem Trichter wieder zusammen. Man fährt in eine Schlucht oder über eine Düne, plötzlich kommen von links und rechts Autos und Motorräder!"

Es gibt ein stärkeres GPS im Auto, das jedoch nur bei völliger Orientierungslosigkeit aktiviert werden sollte. Man muss einen Code eingeben, je nach Code bekommt man zwischen einer und zehn Stunden Strafzeit. Das Navi weist den Weg zurück zur Route, dann beginnt die Arbeit mit Kompass und Karte von vorn. Daneben wird GPS auch verwendet, um die Teilnehmer zu jeder Zeit zu beobachten und beispielsweise über das offizielle Website deren Position in Echtzeit darzustellen: "Man schaufelt vielleicht gerade irgendwo im Nichts das Auto aus dem Sand und weiß dabei: Tausende Menschen können jetzt sehen, dass ich hier stehengeblieben bin..."

An Bord sind neben über 420 Liter Sprit (Literpreis: 5 Euro) und zwei Reserverädern auch je fünf Liter Wasser pro Person und ein Notfallsender. Wenn der aktiviert wird, ist die Rallye für das Team automatisch vorbei und der Hubschrauber der Offiziellen macht sich auf die Suche. Die Bergungskosten werden dem Team dann übrigens in Rechnung gestellt. Für das Team Sperrer/Poncet beläuft sich diese Rechnung hoffentlich auf Null.

Das Abenteuer beginnt am 6. Jänner 2007 in Lissabon.

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