Rallye-WM: Spanien | 23.10.2010
Dramatischer Vormittag in Spanien
Drei Bestzeiten für Loeb. Auf SP 8 crasht Ogier, so rückt Petter Solberg vor auf Rang zwei. JWRC: Burkart verliert wahrscheinlich möglichen Titel.
Michael Noir Trawniczek
Der zweite Tag der Spanien-Rallye, auf reinen Asphaltprüfungen, schnell und geschwungen, begann dramatisch: Allerdings nicht in der WRC, sondern in der Junioren-Weltmeisterschaft JWRC. Aaron Burkart, der Tabellenleader, hat aller Wahrscheinlichkeit nach seine Titelchancen verloren.
50 Meter vor dem Ziel der 26 Kilometer langen SP „Santa Maria“, beim Anbremsen der letzten Kurve knickte am Suzuki Swift S1600 des Deutschen ein Vorderrad ab – der Wagen raste geradeaus einen Hang hinab.
Burkart und sein Co-Pilot Andre Kachel konnten zwar unverletzt aus dem Auto steigen, doch an eine Weiterfahrt war nicht zu denken, zu weit stürzte der Wagen den Hang hinab.
Ein verzweifelter Aaron Burkart erklärte: „Ohne Vorderrad konnte ich nicht lenken, daher fuhren wir geradeaus, ich habe zwar die Handbremse aktiviert, aber das hat nichts gebracht. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich bin sicher, dass wir nirgendwo angeschlagen sind."
"Ja, wir haben die Kurven gecuttet – aber nicht mehr als die anderen auch. Ich bin verärgert, ich bin nahe am Weinen. 50 Meter vor dem Ziel und das Rad fliegt weg – was kann ich dagegen tun?“
So wird wohl Hans Weijs junior im Citroen C2 S1600 seine Chance nützen – er benötigt nur sieben Punkte, um den Titel zu erringen. Derzeit liegt er hinter Yeray Lemes auf Rang zwei, wofür er 18 Zähler einheimsen wird.
Zudem liegt der Dritte, Tador Slavov, wie Lemes auf einem Renault Clio R3 unterwegs, fast zwei Minuten hinter Weijs junior zurück.
Burkart wird die Rallye am Sonntag unter „Superally“ fortsetzen – doch das wird ihm wenig nützen, so lange Hans Weijs junior seinen zweiten Platz behält.
Auch Ogier crasht
Bei den Großen, in der WRC, markierte der führende Sébastien Loeb die Bestzeit vor seinem Verfolger und Namensvetter Sébastien Ogier, Dani Sordo und Petter Solberg – vier Citroen also lagen auf dieser Prüfung in den Top 4. Solberg konnte so den Ford-Piloten Jari Matti Latvala überholen und dessen dritten Platz einnehmen.
Vor der nächsten Prüfung, der 20 Kilometer langen SP „La Mussara“ lag Ogier 8,2 Sekunden hinter Loeb zurück.
Doch vier Kilometer vor dem Ziel der Prüfung kam es zum nächsten Drama: Ogier kam von der Strecke ab und beschädigte seinen Citroen C4 schwer. Zwar konnte der Franzose nach mehr als zehn Minuten mit dem angeschlagenen Boliden die Fahrt fortsetzen, doch am Ende der Prüfung wies er einen Rückstand von 15:36 Minuten auf den Bestzeithalter auf. Dieser hieß, wenig überraschend, Sébastien Loeb.
Nach dem Unfall von Ogier rückte Petter Solberg vor auf Platz zwei – allerdings mit einem Rückstand von bereits 42,7 Sekunden, während Latvala nur 5,8 Sekunden hinter ihm lag.
Auch auf der 16,3 km langen SP 9 „Riudecanyes“ war Loeb nicht zu schlagen, sodass der neue und alte Weltmeister vor dem Mittagsservice einen Vorsprung von 46,2 Sekunden auf Petter Solberg aufweist.
Der Norweger konnte sich ein wenig von Latvala absetzen, der nun 11,3 Sekunden hinter Solberg Rang drei belegt. Nur 6,1 Sekunden hinter dem Ford-Piloten lauert jedoch Dani Sordo, der bei seiner Heimrallye wenigstens das Podest erklimmen möchte.
12,3 Sekunden hinter Lokalmatador Dani Sordo belegt Mikko Hirvonen im zweiten Werks-Ford Focus RS WRC 09 Platz fünf.
Mit bereits 4:50 Minuten Rückstand führt Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson als Sechster den Rest des Feldes an. Nach dem Ausfall von Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra rückte der Ungar Frigyes Turan im betagten Peugeot 307 WRC auf Rang sieben vor.
Henning Solberg im S2000 auf Rang acht
Platz acht belegt der erneut schnellste Super 2000-Pilot, Henning Solberg im Ford Fiesta S2000, an dessen Seite nach dem Unfall von Ilka Minor seit der Frankreich-Rallye Stephane Prevot sitzt.
Auf den Plätzen neun und zehn liegen Khlaid Al-Quassimi im dritten Werks-Ford und der Amerikaner Ken Block im zweiten Stobart-Ford Focus RS WRC 08.
Immer noch ist Red Bull Rallye Team-Pilot Hermann Gassner junior der schnellste Pilot der Gruppe N, der junge Deutsche liegt im Mitsubishi Lancer Evo IX auf dem hervorragenden 14. Gesamtrang.
Am Nachmittag werden die drei Prüfungen ein zweites Mal absolviert. Die SP „Santa Maria“ wird um 14.11 Uhr in Angriff genommen.