
Rallye-WM: Akropolis | 14.06.2011
Der „Knochenbrecher“ kehrt zurück
Obwohl sie als „Knochenbrecher-Rallye“ gefürchtet ist, freut sich der WRC-Tross auf die erste Akropolis-Rallye seit 2009. Mit dabei ist auch Ilka Minor.
Ein echter Klassiker, ein Highlight im Kalender - Fans und Fahrer litten im Vorjahr in gleichem Maße darunter, das es keine Akropolis-Rallye gab. Heuer gibt es sie wieder – und wartet bei ihrem Comeback mit Neuheiten auf.
Ein „Knochenbrecher“, eine Belastung für Mensch und Maschine war die weltberühmte Schotter-Rallye schon immer, auch heuer stellen sich die Protagonisten der Rallye-Weltmeisterschaft auf die wohl härteste Rallye im Kalender ein.
Die Schwierigkeit liegt in ihren unterschiedlichen Passagen begraben. Jari Matti Latvala erklärt: „"Es gibt Anschnitte, in denen die Straßen in guter Verfassung sind. Diese können voll gefahren werden. Aber es gibt auch Sektionen, wie die zweite Etappe, in denen man langsamer machen muss, um das Auto und die Reifen vor den Felsen zu schützen.“
Noch dazu ist das Tempo ziemlich hoch, Mikko Hirvonen erklärt die Tücken: „Wenn man Glück hat, dann kann man drei Tage Vollgas vom Start bis ins Ziel überstehen. Aber es gibt ein paar Orte, an denen man vorsichtig sein muss und es sich bezahlt macht, wenn man clever an die Sache herangeht. Es ist entscheidend, dass man nachdenkt, wie man hier fährt.“
Weltmeister Sébastien Loeb erinnert an die große Hitze, welche sowohl das Kühlwasser als auch das Blut in den Adern der Piloten erhitzt, Loeb nickt: „Ja, die Hitze kommt auch noch dazu.“ Und: „An bestimmten Stellen muss man den Steinen ausweichen, um das Auto und die Reifen zu schonen. Manchmal wird man im Auto wie ein Pingpong-Ball herumgeworfen.“
Sébastien Ogier erklärt: „Man muss sehr intelligent fahren. Die Autos, die Reifen und die Mechaniker leiden in Griechenland. Man muss auf die Technik aufpassen.“
Am Freitag nur ein Remote-Service
Ganz besonders am Freitag – denn am ersten Tag der Akropolis-Rallye (am Donnerstagabend steht lediglich der zeremonielle Start auf dem Programm) werden sechs Sonderprüfungen zu insgesamt 141,3 km gefahren – und es ist lediglich ein Remote-Service zu Mittag erlaubt.
„Das Remote-Service wird nach den ersten beiden Prüfungen abgehalten“, erklärt George Black vom Ford-Werksteam. Es werden eine 23,6 km und eine 39,1 km lange SP in Angriff genommen, ehe das auf wenige Bereiche eingeschränkte Remote-Service in Anspruch genommen wird.
„Normalerweise würdest du bei dieser absolvierten Distanz an allen vier Ecken das Autos die Teile austauschen, als Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Black. „Doch im Remote-Service haben sie nicht die Möglichkeit, irgendwas auszutauschen.“
Daher wird es am ersten Tag ratsam sein, auf den Wagen aufzupassen – gewisse Schäden wird man erst am Ende des Tages, nach der sechsten Sonderprüfung, im Servicepark reparieren können.
Headquarter in Loutraki
Servicepark und Rallye-Hauptquartier befinden sich wie schon im Jahr 2009 in Loutraki, das rund 90 Kilometer westlich der griechischen Hauptstadt Athen liegt. Die Strecken rund um Loutraki und das Hauptquartier haben dem Rallye-Tross vor zwei Jahren zugesagt, weshalb man die Rallye auch 2011 wieder in dieser Region abhält.
Neu ist hingegen die Nachtprüfung am Samstagabend – um 21.33 Uhr Ortszeit wird die 17,7 km lange SP „Nea Politia“ in Angriff genommen. Am Sonntagmorgen steht um 9.03 Uhr Ortszeit die bekannte Prüfung „Aghii Theodori“ auf dem Programm. Als Powerstage wird um 14.11 Uhr Ortszeit die exakt vier Kilometer lange SP „New Loutraki“ live im Fernsehen übertragen.
18 World Rally Cars stehen auf der Nennliste. Das Citroen-Werksteam, wo Loeb auf einer Welle schwimmt und seine leichte Krise vom Saisonbeginn längst überwunden hat, er führt bereits wieder die WM an. Jenes Citroen-Werksteam, in dem Ogier einen Dämpfer erhielt. Die Ford-Werkspiloten lassen sich auf keine Prognose oder einen Platzwunsch ein, hoffen nach einem Test auf die Haltbarkeit ihrer Fiesta RS WRC.
Henning Solberg & Ilka Minor wieder am Start
Bei Stobart möchte Mads Östberg das Podest stürmen, während Henning Solberg und Ilka Minor endlich eine problemlose Rallye fahren wollen, nachdem sie in Argentinien pausiert haben. Mit dabei im Team sind auch wieder Evgeny Novikov und Matthew Wilson.
Seinen Sieg als Privatier will Petter Solberg heuer unbedingt noch einfahren – auch in Griechenland ist ein solcher durchaus, auch im Kunden-Citroen DS3 WRC noch möglich.
Geheimtipps: Araujo & Athanassoulas
Mini ist wieder nur mit den beiden Privatiers Daniel Oliveira und Armindo Araujo vertreten, beide pilotieren jedoch ein echtes World Rally Car. Interessant ist dabei lediglich Araujo – der zweifache PWRC-Weltmeister konnte bereits mit dem abgespeckten S2000-1,6T mit guten Zeiten aufhorchen lassen…
Ein Geheimtipp ist auch Nathan Athanassoulas, im großen Bild ganz oben und links im Portrait. Der Lokalmatador konnte 2009 auf einem Skoda Fabia S2000 die PWRC-Wertung gewinnen und den guten achten Gesamtrang belegen.
Heuer pilotiert der bereits 35-jährige Grieche ein Ford Fiesta RS World Rally Car. Man darf gespannt sein, was er damit, in Kombination mit seiner Ortskenntnis erreichen kann.
Hänninen will ersten SWRC-Sieg
In der SWRC, der WM für herkömmliche, mit Zweiliter-Saugermotoren ausgestattete S2000-Fahrzeuge, wird auch wieder das österreichische Red Bull Skoda-Team unter der Leitung von Raimund Baumschlager antreten.
Juho Hänninen, der als „Nebenjob“ weiter IRC-Rallyes gewinnt, nachdem er dort im Vorjahr Champion wurde, möchte am kommenden Wochenende endlich auch in der SWRC seinen ersten Sieg feiern.
Das Zeug dazu hat er. Die Gegner sind freilich stark: Martin Prokop, Nasser Al-Attiyah oder Eyvind Brynildsen, um nur ein paar zu nennen.
Hermann Gassner junior wird wieder den zweiten Skoda Fabia S2000 Evo2 des BRR-Teams steuern, er soll weitere Lernkilometer absolvieren.
Eines ist klar: Wer es am kommenden Wochenende ins Ziel schafft, hat bereits Großes erreicht. Ganz besonders am ersten Tag müssen die Lenkradakrobaten aufpassen. Freilich kann heuer noch dreist taktiert werden, wenn es die Startposition für den nächsten Tag erfordert…