
Rallye-WM: Deutschland | 19.08.2011
Citroen dominiert – Ford mit Problemen
Citroen dominiert, Ford mit Problemen. Loeb führt vor Ogier, Hirvonen und Sordo. Solberg/Minor auf P7. SWRC: Beide RB Skoda auf drei Rädern!
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Racing, Photo4
Für das Ford-Werksteam, das am Vormittag bereits aufgrund des gelungenen Reifenpokers von Erzkonkurrent Citroen zurückgefallen war, hat der Freitagnachmittag mit einem weiteren Rückschlag begonnen…
„Es war meine eigene Schuld“, beteuerte Mikko Hirvonen nach der zweiten Durchfahrt der SP „Ruwertal/Fell“. Der Ford-Werkspilot erzählte zerknirscht: „Ich habe gleich nach dem Start eine Mauer getroffen und dabei die Radaufhängung beschädigt.“ So verlor der Finne auf SP 4 eine weitere halbe Minute…
Am Ford Fiesta RS WRC von Teamkollege Jari Matti Latvala gab es zudem ein Motorenproblem. Latvala berichtete: „Rund drei Kilometer nach dem Start lief der Motor nur noch auf drei Zylindern. Hoffentlich ist es nur eine beschädigte Zündkerze…“
Die schnellste Zeit markierte auf der vierten Prüfung Sébastien Ogier, der damit den Vorsprung seines Teamkollegen Sébastien Loeb auf 0,9 Sekunden schrumpfen ließ. Beide Citroen-Piloten berichteten von einigem herausgecutteten Schotter und Schlamm, weshalb man Vorsicht walten ließ.
Die Mini-Piloten Kris Meeke und Dani Sordo glänzten auf der 24,18 Kilometer langen SP 4 mit der dritt- und der viertschnellsten Zeit. In der Gesamtwertung fehlten Sordo nur mehr acht Sekunden auf den drittplatzierten Hirvonen.
Mit einer sechstschnellsten Zeit konnte sich Kimi Räikkönen an Henning Solberg und Ilka Minor vorbei schieben und dem norwegisch-österreichischen Duo Gesamtrang sieben abknöpfen.
SP 5: Loeb wieder Schnellster
Auf der 22,41 Kilometer langen SP 5 „Grafschaft Veldenz“ konnte wieder Loeb die schnellste Zeit markieren – sodass er nunmehr 5,6 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Ogier aufwies.
Loeb erklärte: „Die Strecke war weniger verschmutzt als vorher – daher haben wir weniger Zeit verloren.“ Ogier war unzufrieden: „Ich habe auf dieser Prüfung ein paar Fehler gemacht – keine großen, aber sie haben Zeit gekostet. Doch der zweite Platz ist nicht unser Ziel.“
Der Schaden an der Aufhängung von Hirvonen hielt sich nach einer improvisierten Reparatur auf der Verbindungsetappe in Grenzen, denn der Ford-Pilot konnte immerhin die drittschnellste Zeit markieren und somit seinen dritten Gesamtrang gegenüber Sordo absichern. Der Mini-Pilot markierte die fünftschnellste Zeit, auf den ersehnten Podestplatz fehlten ihm nunmehr 16,5 Sekunden.
Weniger gut erging es Latvala im zweiten Werks-Ford. Die Motorenprobleme konnten nicht behoben werden, sodass der Finne eine weitere Minute einbüßte und auf Rang 13 abrutschte.
Einen guten sechsten Platz erzielten Henning Solberg und Ilka Minor auf der fünften Prüfung – so konnten die beiden ihren siebten Gesamtrang zurückerobern.
SP 6: Loeb behält die Oberhand
Auch auf der letzten Sonderprüfung konnte Loeb die Oberhand behalten. Mit einer weiteren Bestzeit beendete der Serienweltmeister den ersten Tag der Deutschland-Rallye als Führender mit 7,5 Sekunden Vorsprung auf seinen Stallkollegen Ogier.
Loeb zog eine zufriedene Bilanz: „Es war ein guter Tag für mich – aber ich musste hart attackieren, denn Ogier puscht die ganze Zeit. Aber für Citroen ist diese Doppelführung natürlich sehr erfreulich.“
Ogier klang da schon weniger zufrieden – einmal noch bedauerte er seine Fehler auf der fünften Prüfung. Dass er den Sieg erobern möchte, wiederholte er: „Sicher möchte ich Loeb schlagen – aber es war ein guter Tag und ich weiß, dass ich noch einiges verbessern und mich steigern kann.“
Mikko Hirvonen konnte mit einer drittschnellsten Zeit seinen dritten Gesamtrang absichern – zufrieden war der Ford-Pilot jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Er stammelte in das Mikrofon des Rallye-Radios: „Es war problematisch. Aber wir sind jetzt hier. Wir müssen morgen schauen, was passiert. Wir müssen uns morgen verbessern.“ Die Feststellung, dass er sehr enttäuscht aussehen würde, konnte er nur mit einem „Was soll ich sagen?“ bestätigen…
Gleich darauf kam Teamkollege Latvala ins Ziel – mit einem schweren Reifenschaden – Latvala konnte nur noch den Kopf schütteln: „Ich habe keine Ahnung, was zur Hölle hier vorgeht. Zuerst ein Motorenproblem, jetzt haben wir wieder einen Reifenschaden, es ist als ob wir das ganze Pech eines Wochenendes an einem einzigen Tag haben würden.“ Latvala verlor alleine auf der letzten Prüfung beinahe zwei Minuten, sodass er einen Gesamtrückstand von etwas mehr als sechs Minuten aufweist…
Auf dem guten vierten Platz, mit einem Rückstand von 21,6 Sekunden auf den drittplatzierten Hirvonen beendete Mini-Werkspilot Dani Sordo den ersten Tag. Der Spanier erklärte: „Ich gebe mein Bestes – am Vormittag lief es noch besser, aber wir können wirklich zufrieden sein.“
Womit Sordo Recht hat – denn weitere 17,3 Sekunden hinter Sordo belegt Kris Meeke im zweiten Werks-Mini den fünften Gesamtrang. Meeke berichtete von leichten Problemen auf der letzten Prüfung, zog dann aber doch eine zufriedene Tagesbilanz: „Der Motor ging aus, was mir einen Dreher einbrachte – ich habe ein paar Fehler gemacht, aber ich bin nicht unzufrieden, denn ich bin hier noch nie in einem World Rally Car gefahren.“
Nur 2,2 Sekunden hinter Meeke belegt Petter Solberg den sechsten Platz – der Norweger hatte keinen leichten Tag, als er gleich am Morgen rund eine Minute verlor, als er einen Abzweig verpasste und in einem Graben steckenblieb. Der private Citroen-Pilot gab zu Protokoll: „Ich versuche alles, was möglich ist – ich kann nicht so einfach aufgeben, ich kann nicht aufgeben…“
Henning Solberg hatte im Grunde den gesamten Tag über mit Bremsproblemen zu kämpfen. Der Norweger erklärte: „Wir müssen etwas tun – denn ich denke nicht, dass ich zu viel bremse. Ich konnte mich dann immerhin auf diese Bedingungen einstellen und bin zufrieden.“ Solberg und seine österreichische Co-Pilotin Ilka Minor liegen nach dem ersten Tag der Deutschland-Rallye trotz der erwähnten Probleme auf dem guten siebten Gesamtrang.
Allerdings lauert nur 3,4 Sekunden dahinter der frühere Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen. Der Finne beschädigte sich auf SP 5 die Fahrertür, diese ließ sich nicht mehr schließen. Zwar fixierten der „Iceman“ und sein Co-Pilot Kaj Lindström die Tür auf der Verbindungsstrecke, doch auf der letzten Prüfung gab es erneut Probleme: „Die Tür ging immer wieder auf – wir mussten stoppen, um sie erneut zu fixieren.“
6,2 Sekunden hinter Räikkönen belegt Dennis Kuipers den neunten Platz, weitere 50 Sekunden dahinter liegt Armindo Araujo in seinem privaten Mini auf Platz zehn.
SWRC: Hänninen & Gassner auf drei Rädern
In der SWRC konnte Ott Täank zunächst den Rückstand auf den führenden Juho Hänninen verkürzen – nach SP 5 lag der Finne nur noch 11,9 Sekunden vor Tänak.
Doch auf der letzten Prüfung unterlief dem Red Bull Skoda-Piloten ein schwerer Fehler – bei einem Crash riss er sich das rechte Rad aus, sodass er sich zwar auf drei Rädern ins Ziel schleppen konnte, doch weil er auf der Verbindungsetappe nicht ins Service fahren kann, muss er am Samstag die Rallye unter „Superally“ fortsetzen.
Für Red Bull Skoda-Teamchef Raimund Baumschlager kam es wenig später noch dicker: Denn Hermann Gassner junior kam ebenfalls nur auf drei Rädern ins Ziel! Auch er darf nicht auf drei Rädern ins Service fahren…
Die beiden Red Bull Skoda-Piloten hatten beide exakt den gleichen Schaden am Auto – eine kuriose Situation…
Sicher ist: Ott Tänak führt – Hänninen und Gassner werden zwar noch auf den Plätzen zwei und drei geführt, doch weil sie nicht ins Service fahren dürfen, werden sie noch abrutschen…
Nach Tag 1 (SP 6)
1. Sébastien Loeb Citroen 1:18:21.4 2. Sébastien Ogier Citroen + 7.4 3. Mikko Hirvonen Ford + 1:18.4 4. Dani Sordo Mini + 1:40.3 5. Kris Meeke Mini + 1:57.6 6. Petter Solberg PSWRT Citroen + 1:59.8 7. H.Solberg/I.Minor Stobart Ford + 3:22.1 8. Kimi Räikkönen Ice 1 Citroen + 3:25.5 9. Dennis Kuipers FERM Ford + 3:31.7 10. Armindo Araujo Italia Mini + 4:22.4