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Der MCL 68 bei der Schneerosen-Rallye

Ohne erkennbaren Grad einer Alkoholisierung oder sonstiger verbotener Substanzen glaubte man dieser Tage dennoch an Sinnestäuschungen.

Fotos: Bernhard Hager

Sich in der Sonne aalende Mechaniker und Grid Girls, sowie aus der Wiese sprießende Primeln und Leberblümchen, boten ein Bild, welches mit einer Schneerosen-Rallye im spätwinterlichen Waldviertel so gar nichts gemein hatte. Frohen Mutes wurde besichtigt, und spätestens da bemerkte man eine doch größere Ansammlung an Vollgaspassagen, welche den zum größten Teil in der historischen Klasse an den Start gehenden MCLern eher weniger behagten, musste man doch schon befürchten, dass im Zuge dieser Vollgaspassagen der eine oder andere Kolben zu seinen Mitspielern sagen würde: "Mach du weiter, ich kann nicht mehr ..."

Die Clubplatzierungen:

1. Norbert Tomaschek/Andreas Schmiedberger (Alfa Gulia S 1600 Super)

Mit der Rückkehr des angestammten Beifahrer kehrte auch die Zuverlässigkeit des Italieners zurück. Einzig die Notwendigkeit clubkameradschaftlicher Starthilfe am Morgen vor dem Start ließ den Adrenalinspiegel etwas steigen. Die Mittagspause wurde bei Pasta und Kaffee im neu eingeführten MCL-68-Cateringbereich verbracht. Sportlich wurde der Kampf, auch der MCL-interne, am Nachmittag fortgesetzt, welcher in einem Sekundenkrimi zugunsten des Alfas gegenüber dem grünen Schwedenbomber von Martin Schenk und Jenny Hofstädter endete. Belohnt wurde das beherzte italienische Stakkato auch durch den 30. Gesamtplatz und ersten Platz in der Klasse.

2. Martin Schenk/Jenny Hofstädter (Volvo 940)

Das exzellent im Hause Hofstädter vorbereitete Triebwerk, kombiniert mit einer recht brauchbaren Übersetzung für diese Rallye, ließ eine dementsprechend notwendige Endgeschwindigkeit zu. Eine neue Modifikation scheint nach Studium der Onboardaufnahmen ein akustischer Schaltmechanismus zu sein. Jeder Gangwechsel wurde nach dem Motto "Der Gang ist hörbar einzulegen!" durchgeführt. Bei einem Spitzabzweig bergauf wählte man einen zu engen Radius, welcher dem Böschungswinkel ein negatives Vorzeichen gab, und plötzlich dachte man, der Sound des grünen Schweden wird von einem World Rally Car synchronisiert. Im Mittagsservice wurden die Auspuffteile wieder serienmäßig miteinander vereint, sodass Schenk und Hofstädter am Nachmittag wie ein Uhrwerk ihr Programm abspulten, welches mit einem zweiten Klassenplatz belohnt wurde.

3. Jürgen Hell-Mühlberger/Benjamin Manz (Volvo 240 Turbo)

Durch eine im Winter entstandene launige Idee fand man sich plötzlich in einem tubobeatmenten Elch von Georg Gschwandner wieder und wurde so zum Gaststarter für den MCL 68. Hell-Mühlberger strafte alle Skeptiker, welche ihm den Umstieg vom kleinen wendigen Franzosen auf den großen Elch nicht zugetraut hatten, Lügen. Freilich musste es ihm vorkommen, als hätte man einem Fahrer der Wiener Linien für die Route rund um den Stephansplatz seinen Citybus gegen einen Gelenkautobus ausgetauscht, doch zur Freude aller bekam das Duo von Anfang an beste Haltungsnoten und war zeitenmässig sensationell unterwegs. Einzig eine Chromzierleiste wurde aus "Gewichtsgründen" in einer Kurve entfernt. Auch dafür gibt es allerdings eine Entschuldigung, ist doch der quer ums Eck getriebene Kofferraum des Volvos so lang wie die halbe Wagenlänge des angestammten Peugeots. Ob das Schwedengerät überhaupt wieder aus dem Waldviertel in das Triestingtal zurückkehren wird, ist Gegenstand von Verhandlungen ...

4. Georg Gschwandner/Manfred Cerny (Volvo 240 Turbo)

Lange war man sich unschlüssig, ob man am Turboprojekt festhalten sollte oder nicht; nachdem das Triebwerk im Hause Mühlberger generalüberholt wurde, entschloss man sich, dem Volvo noch eine letzte Chance zu geben – sollte der Motor wieder mehr oder weniger seine Eingeweide ausspucken, wäre es das Ende der Turboära. Da man ja bekannterweise lieber auf losem Geläuf als auf Asphalt unterwegs ist, wollte man sich auch nicht in Unkosten stürzen und eine längere Achsübersetzung verbauen. Man dachte, die "zwei, drei" längeren Geraden werde man schon überstehen, doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Bereits auf der ersten SP entwickelte der Hauptbremszylinder ein gewisses Eigenleben, indem er seinen Dienst nur nach mehrfachem guten Zureden, sprich Pumpen, zur Verfügung stellte. Dementsprechend verunsichert, war so mancher Abzweig eher suboptimal. Im Laufe der Rallye verständigten sich Hauptbremszylinder und Fahrer doch auf einen Kompromiss, welcher sich dann auch in wesentlich bessere Zeiten widerspiegelte. Einzig die viel zu kurze Übersetzung mit 150 km/h v(max) ließ bessere Zeiten nicht zu. Das Positive überragte aber an diesem Wochenende, der Motor hielt, die neu zusammengestellte Servicecrew harmonierte und der Elch bekam keinen Kratzer.

5. Patrick Dunkl/Claudia Bileck

Die Kücken des MCL68 brachten ihren in orange getauchten Elch erstmals an den Start einer Rallye. Mit der "schnellsten Farbe" aus den glanzvollen Elch-Cup-Zeiten wußte man erst nach Erklärungen der Insider etwas anzufangen. Da man bei seiner ersten Rallye üblicherweise eine Startnummer ganz am Ende des Feldes bekommt, die Historischen aber in umgekehrter Reihenfolge vor den Modernen starteten, kam, was kommen musste, und so hatte man die Ehre, seine allererste Rallye gleich zu eröffnen. Das fachkundige MCL-68-Publikum sprach von einer Steigerung von SP zu SP. Das speziell bei Spitzabzweigen die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht unbedingt die Gerade sein muss, wurde ebenso ins Lernprogramm aufgenommen, wie auch, dass man ab sofort für Asphaltrallyes in Racingreifen investieren wird. Da keine einzige Zeitstrafe zu Buche stand, wurden die im Vorfeld von Claudia Bileck so gefürchteten Zeitkontrollen offensichtlich alle richtig passiert. Dem Service wurde auch keine unnötige Arbeit gemacht, und speziell am Nachmittag war eine sehr deutliche Steigerung die Zeiten betreffend zu beobachten.

6. Eugen Friedl/Stefan Hofbauer (Ford Escort RS2000)

Leider wurde der Aufwärtstrend, welcher sich bei der Mikulás-Rallye ankündigt hatte, nicht fortgesetzt. Nach guten Zeiten auf den ersten drei SP quittierte auf der letzten Vormittagssonderprüfung der Gasseilmechanismus seinen Dienst.

7. Ewald Gartner/Stefan Fehringer (Suzuki Swift GTI)

Bereits die Anreise war etwas stressig, verendete doch das Differenzial des Zugwagens Freitag Früh bereits auf Höhe Korneuburg. Eiligst wurde Ersatz beschafft, und so konnte man den Tag doch noch zur Besichtigung nützen. Nach dem ersten Service war leider auf der Verbindungsetappe mit defekter Lichtmaschine alle Mühe umsonst gewesen.

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