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ERC: Czech Rally Zlín

Wagner holt Platz 2 bei Regenschlacht

Bei der bisher anspruchsvollsten Rallye seiner Karriere fährt der 25jährige Simon Wagner auf den zweiten Platz in der U27-Rallye-EM.

Fotos: Fessl/Petru

Die tschechische EM-Rallye in der Region Zlín im Südosten des Landes zählt zu den anspruchsvollsten Asphaltläufen in ganz Europa und zeichnet sich nicht nur durch besonders schnelle Sonderprüfungen und ihren hohen technischen Anspruch aus, sondern ist insbesondere auch für seine vielen verschiedenen, teilweise extrem welligen Straßenbeläge bekannt. Schon bei trockenen Witterungsbedingungen hätte die Czech Rally Zlín für die 121 gestarteten Teams daher eine der größten Herausforderungen des Jahres dargestellt; zu den bekannten Herausforderungen gesellte sich heuer darüber hinaus jedoch Extremwetter, das die Rallye für den Mauthausener Simon Wagner zur wohl schwierigsten seiner bisherigen Karriere machte.

Während die Test- und Einstellfahrten am Dienstag sowie die Streckenbesichtigung noch bei schönstem Sommerwetter stattfanden, stellte sich pünktlich zum Start der ersten Sonderprüfung am Freitag Abend monsunartiger Regen ein und verwandelte die Wertungskilometer in teils eisglatte, teils schlammige Rutschpisten. Gut vorbereitet auf das Rennwochenende konnten Simon Wagner und Gerald Winter, nachdem sie bereits die sogenannte Qualifying Stage am Morgen für sich entschieden hatten, trotzdem bereits auf der Super Special Stage Zlín die erste Bestzeit in der Junioren-U27-Kategorie setzen und damit die Führung in dieser Wertung übernehmen. Über insgesamt neun Kilometer mitten im Zentrum der Industriestadt verteilten sich dabei mehrere tausend begeisterte Zuschauer.

"Die Atmosphäre hier in Zlín ist etwas ganz Besonderes", sagte Simon Wagner. "Neben den unzähligen begeisterten tschechischen Rallyefans reisen auch viel Ausländer, darunter zahlreiche Österreicher, jedes Jahr zur Barum-Rallye nach Zlín und veranstalten ein richtiges Rallyespektakel. Meine Sponsoren vor einer so gigantischen Kulisse präsentieren zu können und dabei auch noch schnelle Zeiten zu markieren, ist einfach klasse."

Auf den acht am Samstag ausgetragenen Sonderprüfungen kristallisierte sich in der U27-Wertung schnell ein Zweikampf zwischen Simon Wagner und dem Letten Martins Sesks im Opel Adam R2 heraus. Abgesehen von Sesks´ schwedischem Teamkollegen Tom Kristensson, der die beiden Spitzenreiter am Nachmittag aber schließlich auch ziehen lassen musste, konnte keiner der insgesamt zwölf gestarteten Junioren den Speed der beiden Piloten mitgehen. Dabei verlangten die ständig wechselnden Witterungsbedingungen den Teams alles ab und sorgten für zahlreiche Ausrutscher, Reifenschäden und schließlich auch Ausfälle im Feld.

"Simons Gespür für das Gripniveau bei extremen Bedingungen ist in Anbetracht seines Alters und seines Erfahrungsstandes erstaunlich", sagtesein erfahrener Co-Pilot Gerald Winter. "Er erkennt schnell, in welchen Abschnitten er pushen kann und wo eher Vorsicht angezeigt ist. Das hat sich bei den schwierigen Verhältnissen hier deutlich in den Zeiten niedergeschlagen." Eine Vorentscheidung im Kampf um die Topposition fiel schließlich auf der sechsten Sonderprüfung, als Wagner/Winter mit einem Plattfuß an der Hinterachse knapp 20 Sekunden auf die Bestzeit verloren.

"Wir wissen nicht, wie das passiert ist", berichtete Wagner. "Wir haben nicht etwa einen Stein oder ähnliches getroffen, sondern das Ventil hat sich gelöst, und die Luft konnte einfach entweichen. So etwas habe ich bisher noch nie gesehen. Glücklicherweise war die Sonderprüfung im Vergleich zu den anderen nicht allzu lang, sodass wir mit dem platten Reifen ins Ziel fahren konnten und uns der Wechsel auf der Strecke erspart blieb. Trotzdem ist der Zeitverlust natürlich sehr ärgerlich und hat uns, wenn man das Endergebnis betrachtet, wohl den Sieg gekostet."

Trotz des Rückschlags blieb das Duo voll motiviert und ließ den Letten Sesks im Laufe des Samstag Nachmittags nicht zu weit davonziehen. Am Ende der ersten Etappe stand damit ein gefestigter zweiter Platz im U27-Klassement und damit auch in der Tageswertung zu Buche, bevor Wagner/Winter am Sonntag Morgen eine imposante Aufholjagd starteten.

Trotz heftigen Regens und extremer Streckenbedingungen sicherte sich Wagner in der Vormittagssektion zwei von drei möglichen Bestzeiten in der U27-Wertung sowie eine mit 0,2 Sekunden denkbar knappe zweitbeste Zeit. Auch auf der Nachmittagsschleife sicherte sich Wagner zwei Bestzeiten und verbuchte im Ergebnis schließlich sechs von insgesamt fünfzehn möglichen U27-Bestzeiten auf seinem Konto. Damit schaffte er, was die Bestzeitenausbeute angeht, nicht nur den Gleichstand mit dem Laufsieger Sesks, sondern gewann auch souverän die zweite Tageswertung. Auf den zweiten Platz im Klassement der Wertung für Fahrer unter 27 konnten Wagner/Winter nach anfänglicher Enttäuschung schließlich doch noch berechtigt stolz sein.

"Im ersten Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung. Unser Ziel ist immer der Sieg, nicht ein zweiter Platz, aber am Ende ist Martins Sesks ein würdiger Gewinner, und die Zeitabstände nach hinten sowie die Platzierungen in der Gesamtwertung zeigen, welchen Topspeed Simon und er gefahren sind", erklärte Beifahrer Winter. Wagner ergänzte: "Wir haben im Verlauf der Rallye keine wirklichen Fehler gemacht. Was mit dem Reifen passiert ist, war einfach Pech – und wer weiß, wie das Endergebnis ohne den entsprechenden Zeitverlust aussehen würde. In jedem Fall haben wir nicht nur ein tolles Ergebnis eingefahren, sondern auch unheimlich viel gelernt. Dass die Barum-Rallye anspruchsvoll ist, wusste ich schon aus dem Vorjahr. Mit den Wetterkapriolen des Wochenendes zählt die diesjährige Ausgabe aber definitiv zu den anspruchsvollsten meiner bisherigen Karriere."

Für 2019 verheißt ein Blick auf Wagners Historie bei der Czech Rally Zlín derweilen Gutes: Nach einem frühen Ausfall 2016, einem dritten 2WD-Platz 2017 und dem zweiten 2WD-Platz in diesem Jahr kann es für die nächste Ausgabe des EM-Laufs eigentlich nur ein Ziel geben ...

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