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WRC: Portugal-Rallye

Überraschungen sind vorprogrammiert

Die Portugal-Rallye wirft ihre Schatten voraus. Mit im Feld der weltbesten Rallyepiloten werden auch Ilka Minor und Michael Kogler sein.

Michael Hintermayer

Die Rallye Portugal ist wohl eine der geschichtsträchtigsten Veranstaltungen im Kalender der WRC. Sie wird seit 1973 im WM- Kalender geführt, zwar nicht konstant, aber es gibt nur wenige Veranstaltungen im Motorsport, die auf eine solch lange Tradition zurückblicken können. Seit dem Jahr 2009 wird die Rallye an ihrem jetzigen Austragungsort veranstaltet, im Hinterland der Algarve.

Was diese Rallye zu einer besonderen Veranstaltung macht, ist das launische Wetter, das von Schlammschlachten bis zur staubigen Wüstenrallye alle Facetten und Grauzonen zu bieten hat. Für die Teams ist es daher wichtig, zwei Setups zu testen und diese möglichst schnell im Service umzustellen, falls Regen die Schotterstraßen der Algarve zu einem Rinnsal werden lässt.

Ein anderer Aspekt, der diese Rallye so besonders macht ist die unglaublich hohe Belastung an das Material. Die schnellen, teils sehr steinigen Prüfungen stellen zwar nicht die Belastung einer Rallye Griechenland dar, Materialversagen ist aber ein sehr häufiger Ausfallgrund. Vor allem das Fahrwerk und die Reifen werden schonungslos malträtiert.

Gefahren wird auf teils engen, dann wieder weitläufigen Schotterstraßen. Doch neben der Strecke warten große Steine und tiefe Gräben darauf, jeden Fehler der Piloten gnadenlos zu bestrafen.

Zudem wird auch die Reifenfrage mitentscheidend sein. Durch das wechselhafte Wetter kann diese zur alles entscheidenden Frage werden. Doch auch die Zuseher kommen bei der Rallye-Portugal nicht zu kurz. Die Show-Sonderprüfungen, die die Veranstalter in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben, lassen keine Wünsche offen.

Vor allem der eine Woche vor der eigentlichen Rallye veranstaltete „Fafe Rallye Sprint“ zieht jedes Jahr tausende Besucher in seinen Bann. Auf einer ehemaligen Prüfung der Rallye wird in verschiedenen Klassen ein kurzer Rallyesprint abgehalten, bei dem sich auch die Piloten der WRC ein Stelldichein.

Zum anderen gibt es auch eine kurze Asphaltprüfung in der Hauptstadt Lissabon, die natürlich einen unglaublichen PR-Wert hat und fantastische Bilder liefert, wenn die Boliden durch die Straßen von Lissabon jagen. Auch die Piloten genießen diese vom sportlichen her weniger bedeutende Prüfung, in der sie ihren Fans „Motorsport zum Anfassen“ bieten können.

Zu den Favoriten auf einen Sieg bei der Portugal-Rallye zählt sicherlich der VW-Werkspilot Sebastien Ogier, der momentan Führende der Gesamtwertung. Zwar werden bei Volkswagen die Erwartungen wie immer tief gestapelt, doch mit Siegen in Schweden und Mexiko hat sich das Team, sowie Ogier selbst, als harter Gegner im Kampf um die WM-Krone bewiesen.

Auch den zweiten Fahrer von Volkswagen Motorsport sollte man nicht unterschätzen. Jari Matti Latvala konnte zwar in dieser Saison noch nicht aufzeigen, doch ist mit einem baldigen Erstarken des Finnen zu rechnen. Er klagte, dass der für ihn neue VW Polo R WRC noch ungewohnt sei und er sich erst mit dem Auto anfreunden muss.

Größter Herausforderer von Ogier und VW wird wieder Mikko Hirvonen sein. Seit Sebastien Loeb nur mehr ein Teilzeitprogramm in der WRC bestreitet, ist er der WM-Zweite des Vorjahres der Nr. 1-Fahrer des Citroen Total Abu Dhabi World Rallye Teams. Zwar konnte auch er dieses Jahr noch nicht an die Leistungen der vorigen Saison anschließen, doch den Kampf um den Titel hat er noch lange nicht aufgegeben.

Vor der Rallye meinte er: „Nein, natürlich nicht! Es stimmt, dass Sebastien Ogier einen perfekten Saisonstart hingelegt hat, aber es sind noch zehn Rallyes zu fahren. Obwohl wir zuletzt nicht vollkommen überzeugend ausgesehen haben, werden wir alles dafür tun, um unsere Chancen zu steigern.“

Doch auch Dani Sordo sollte nicht unterschätzt werden. Er konnte zwar den Fafe Rallye Sprint gewinnen, jedoch ist er ein Asphaltspezialist und es wäre schon eine Überraschung, könnte er mit seinem Citroen um den Sieg in Portugal mitfahren.

Mehr Siegeschancen sind dagegen beim Qatar M-Sport Team zu sehen. Evgeny Novikov mit Copilotin Ilka Minor, sowie Mads Östberg können auf ein Top Vorjahresergebnis bei der Portugal-Rallye zurückblicken. Damals konnten sie die ersten beiden Plätze am Podium für sich verbuchen.

Für Novikov war der damalige zweite Platz das bisher beste Ergebnis seiner Karriere. Er meinte: „Wie wir im vergangenen Jahr gesehen haben, können bei dieser Veranstaltung im Frühling sehr schwierige Wetterbedingungen herrschen. Ich hoffe, das wird in diesem Jahr wieder der Fall sein, denn ich mag diese schwierigen Bedingungen."

Für das russisch-österreichische Duo ist wieder ein Stockerlplatz das erklärte Ziel. Nach einem ausführlichen Test gibt es für sie nur ein Motto: Von Anfang an Vollgas!

Mads Östberg gibt sich ebenfalls optimistisch: „Es ist auf jeden Fall möglich, unser gutes Resultat aus dem Vorjahr zu wiederholen", meint Östberg. "Wir hatten in dieser Woche einen guten Test, und mit Blick auf unsere Leistung in Mexiko weiß ich, dass wir schnell genug sind, um die Spitzenpositionen zu kämpfen."

Zum ersten Mal an den Start gehen wird das neu geschaffene Team Volkswagen Motorsport 2, mit dem Andreas Mikkelsen sein WM-Debüt bei der Potugal-Rallye geben wird. Seine Vorfreude ist riesig, sagte er doch vor der Rallye: „ Jeder Rallyepilot dieser Welt will ein Cockpit bei Volkswagen haben.“

Für das Qatar M-Sport Team werden Nasser Al-Attiyah und Thierry Neuville in das Lenkrad des Ford Focus RS WRC greifen. Al-Attiyah hatte zwar keinen Start bei der Portugal-Rallye geplant, als es sich dann aber doch ergab, nutzte er die Chance bei einer seiner Lieblingsrallyes, wie er erklärte zu starten.

Auch Neuville hatte letzte Woche die Möglichkeit in Portugal zu testen und meinte:"Ich bin zuversichtlich, dass wir in der kommenden Woche ein gutes Resultat erzielen können. Wir haben im Vergleich zu Mexiko einige Änderungen am Fahrzeug vorgenommen, die sich gut anfühlen."

Da Juho Hänninen aus privaten Gründen seinen Start bei der Rallye-Portugal absagen muss, wird
der Holländer Dennis Kuipers mit Juho Hänninens Ford Fiesta RS fahren. Kuipers fuhr 2011 einen Ford Fiesta RS WRC für das FERM Power Tools World Rally Team. Er belegt in der Gesamtwertung den zwölften Platz, gestützt von seiner Karriere-Bestleistung bei der Frankreich-Rallye, wo er Fünfter wurde.

WRC 2

Auch in der WRC 2 wird einiges los sein. VW´s große Nachwuchshoffnung Sepp Wiegand wird mit einem Skoda Fabia S2000 an den Start gehen. Er wird versuchen, so viele Punkte wie möglich einzufahren, da er die Meisterschaft momentan anführt und seinen Vorsprung auf die Konkurrenz weiter ausbauen will. Er sagte bei seiner Abreise in die Algarve: „Wir reisen als Führender an und versuchen natürlich als Führender wieder abzureisen. Mit 21 S2000 und RRC eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.“

Wiegand wird sich in der WRC 2 mit dem Shootingstar Esapekka Lappi und dem momentan zweitplatzierten Subaru-Pilot Yuriy Protasov messen müssen.

WRC 3

In der WRC 3 sorgt derzeit ein Name für Furore. Der ehemalige polnische Formel 1-Star Robert Kubica wird in Portugal seine erste Schotterrallye auf einem Citroen DS3 RRC bestreiten. Bei der Pressekonferenz sagte Kubica „In diesem Jahr wird die Rallye Portugal die Härteste sein. Auch wenn an einigen Stellen behauptet wird, dass ich schon Tests auf Schotter absolviert habe - in Wahrheit habe ich das bisher noch nicht getan. Wir werden nach der Kanaren-Rallye testen. Die Rally Portugal wird mein erster Weltmeisterschafts-Event sein, zudem die erste Schotter-Rallye und ich werde auch zum ersten Mal auf so lange Wertungsprüfungen gehen - eine von denen ist 50 Kilometer lang. Das wird eine steile Lernkurve für uns."

Die WRC 3 wird sicherlich von Citroen dominiert werden. Das französische Team wird nicht weniger als neun Citroen DS3 RRC ins Rennen schicken. Der Favorit um den Titel wird hier sicherlich Sebastien Chardonnet auf seinem Citroen sein.

Ebenfalls in der WRC 3 wird Michael Kogler antreten. Er wird in Portugal seinen ersten Weltmeisterschaftslauf bestreiten und ist dementsprechend aufgeregt. „Es ist schon arg, dass wir dort mit den großen Teams wie Volkswagen und Citroen im gleichen Servicepark sein werden – und dass wir mit den Topstars der Szene im gleichen Rennen fahren. Die WRC-3 ist in Portugal sehr stark besetzt“ sagte Kogler vor seiner Abreise.

Und damit hat er nicht unrecht, denn in der 2WD Klasse der WRC 3 sind 28 Fahrer gemeldet. Unter ihnen befinden sich unter anderem Kaliber wie Bryan Bouffier, Sebastien Chardonnet oder Pontus Tidemand. Ein Platz in den Top 10 seiner Klasse ist Koglers erklärtes Ziel, jedoch will er sein WM-Debüt vor allem genießen.

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