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Schumacher-Unfall

Wie man für Furore sorgt

Die Meldung, dass FIA-Präsident Jean Todt Michael Schumacher ein normales Leben prophezeit, sorgt zurzeit für Schlagzeilen – ein journalistischer Kapitalfehler.

Michael Hintermayer & Michael Noir Trawniczek

In vielen Tageszeitungen war heute zu lesen, dass FIA-Präsident Jean Todt nach einem Besuch bei Michael Schumacher gegenüber einem belgischen Radio-Sender verlautbarte: „Wir dürfen annehmen, dass Schumacher innerhalb einer kurzen Zeitspanne wieder ein relativ normales Leben führen kann.“

Nach dem tragischen Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan wäre dies die schwer erhoffte positive Nachricht, nach der die F1-Fangemeinde seit Langem durstet gewesen. Doch bei der Recherche von motorline.cc stellte sich heraus, dass diese Meldung schlichtweg ein journalistischer Fehler der obersten Güteklasse ist.

Erstens gab FIA-Präsident Jean Todt das Interview, um das es sich dreht einem französischen Radiosender. Zweitens wird bei der Übersetzung klar, dass Todt dies in keinster Weise so von sich gegeben hat.

Hier die Übersetzung des Original-Interviews:

Auf die Frage „Kann Schumacher seine Beine oder Arme bewegen?“, antwortete Todt: „Sie werden mich nicht dazu bringen, über diese Dinge zu sprechen“.

Auf die Frage „Wird Schumacher ein normales Leben führen können?“ stellte Todt klar: „Er wird wahrscheinlich nicht in der Lage sein, wieder einen Formel-1-Wagen zu bewegen.“

Todt auf die Frage, ob Schumacher künftig wieder ein normales Leben führen könne: „Wir müssen es hoffen“ und „Es braucht seine Zeit“.

Paradebeispiel des Ekeljournalismus

Also keine Rede von einem normalen Leben für Michael Schumacher nach seinem Ski-Unfall, bei dem er sich schwerste Kopfverletzungen zugezogen hatte und sich seit dem Verlassen der Klinik in Grenoble in seinem Haus in der Schweiz erholt.

Hier wurden schlicht Suggestivfragen gestellt beziehungsweise das Interview schlichtweg falsch aus dem Französischen übersetzt. Ein ekelhaftes Beispiel dafür, wie manche Medien ihre Schlagzeilen generieren (ohne Absicht unterstellen zu wollen) oder ein journalistischer Fehler sondergleichen.

Fakt ist: Michael Schumacher hat das Krankenhaus verlassen und erholt sich zu Hause, was an sich schon eine sehr positive Nachricht ist. Über seinen Zustand jedoch gibt es weiterhin keinerlei Informationen. Aber natürlich: Wir müssen und wollen auch weiterhin darauf hoffen, dass sich Schumacher erholen wird.

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