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WEC: Analyse Nissan GT-R LM Nismo LMP1, CotA, Austin, Testfahrten, 2015

Nissans Rückstand ist riesig

Erst 3.800 Testkilometer, Probleme beim Crashtest und Kopfweh wegen des Hybridsystems – Nissan kämpft vor Le Mans gegen die Zeit.

Fotos: Werk

Während die Werksteams von Audi, Porsche und Toyota beim Auftakt der Langstrecken-WM in Silverstone um den Sieg kämpften, hat sich bei Nissan lediglich die PR-Maschinerie bewegt. Die Japaner, die ihren ersten Start mit dem GT-R LM Nismo kurzfristig auf Le Mans verschoben haben, zeigten im Fahrerlager zwei Showcars und ließen die Fahrer mit Medien über den aktuellen Stand der Entwicklung sprechen. Dabei war Marc Gené und Co. sichtlich anzumerken, wie schwierig eine positive Darstellung fällt.

Das Team rückte angebliche Fortschritte bei einem dreitägigen Test vor dem Rennen in Silverstone in den Vordergrund. "Wir sind dort erstmals mehr als einen Stint am Stück gefahren. Es lief gut. Die Reifen waren am Ende überraschend noch sehr gut in Schuss", berichtete Max Chilton. Allzu viel Distanz hat man dennoch nicht auf den Zähler bekommen, laut Technikchef Ben Bowlby hat man bislang insgesamt erst 3.800 Kilometer geschafft. Audi, Porsche und Toyota hatten bis zum Saisonstart jeweils rund 30.000 Kilometer getestet.

Immerhin hat man den lästigen Prozess der FIA-Abnahme samt Crashtests endlich hinter sich. Nissan musste nach einem ersten missglückten Versuch noch einige Anpassungen an der Kopfstütze im Monocoque vornehmen. "Und ein paar neue Monocoques sind nicht mal eben schnell gebacken", begründete Bowlby die Verzögerungen. Bei den Probefahrten sitzen bislang zumeist die erfahrenen Gené und Olivier Pla im Cockpit.

"Das Auto fährt sich kaum anders als ein anderer LMP1", erklärte Gené zur Überraschung seiner Zuhörer. Der Spanier fügte an: "Natürlich hat man aber wegen des Frontantriebs am Kurvenausgang etwas Untersteuern. Da fehlt es noch etwas an Traktion, aber das sollte vor allem in Le Mans kein großes Problem sein. Unser Auto ist komplett auf Le Mans zugeschnitten." Auf den sieben anderen Strecken der WEC-Saison dürfte man sich keine großen Erfolgschancen ausrechnen.

"Wir können es nicht einschätzen, haben höchstens eine grobe Idee bezüglich der Performance", so der Spanier. "Es geht aber derzeit auch nicht primär um Performance. Wir müssen jetzt zuverlässig werden, ein paar weitere Dinge aussortieren und vor allem auch die normalen Abläufe während eines Rennens durchspielen. Das haben wir bislang noch gar nicht gemacht. Wir hatten noch keiner Fahrerwechsel oder ähnliche Dinge."

"Uns fehlt ohnehin ein Vergleich. Die einzige Referenz hätten wir in Sebring gehabt, wo gleichzeitig Audi gefahren ist. Dort mussten wir unseren Test aber vorzeitig abbrechen. In Kentucky fehlte uns diese Referenz. Wir haben sicherlich Fortschritte gemacht, aber wie es im Vergleich zur Konkurrenz aussieht, sehen wir erst in Le Mans", sagte Gené. Laut Bowlby bereitet das Hybridsystem große Kopfschmerzen. Man wisse derzeit noch nicht, in welcher Hybridkonfiguration man antreten werde.

Nissan-Youngster Harry Tincknell berichtete von großen Fortschritten: "Jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, spüre ich die erheblichen Verbesserungen. Als ich in Silverstone im LMP2-Auto unterwegs war, da kam es mir im Vergleich tatsächlich richtig langsam vor." Tincknell hat schnell gelernt, sich in das PR-getriebene Gefüge von Nissan einzuordnen, dennoch gab es ob dieser Aussagen viel Kopfschütteln. "Wie kann das denn sein, wenn Nissan in Sebring zwölf Sekunden [pro Runde; Anm.] fehlten?", fragte ein Beobachter der jüngsten Testfahrten nicht zu unrecht.

Der Rückstand in der Entwicklung ist dermaßen groß, dass im WEC-Fahrerlager große Zweifel daran bestehen, dass Nissan im Juni tatsächlich in Le Mans antreten wird. "Ich halte das für komplett unmöglich, wenn ich den aktuellen Stand so betrachte. Wir alle wissen, wie schwierig der Einstieg in die Szene ist", sagte ein hochrangiger Vertreter eines LMP1-Werksteams, der aber anonym bleiben wollte. Die Teams, die derzeit nur auf der Nachrückerliste für Le Mans stehen, scharren wohl schon in den Startlöchern ...

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