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Pirelli Star Driver Shoot Out

Pirelli Driver Search: Ein bisschen absurd?

Theoretisch könnte 2009 der PWRC-Weltmeister im Cockpit der Nachwuchssichtung von Pirelli sitzen – wäre das dann normal oder ein bisschen absurd?

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

„Das Pirelli Star Driver-Konzept soll jungen Piloten die Zeit verkürzen, die sie dafür benötigen, um zeigen zu können, wozu sie auf der internationalen Rallyebühne in der Lage sind“ – so definiert Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery die Philosophie einer weltweiten Förderungsaktion, die der italienische Reifenkonzern gemeinsam mit der Obersten Sportbehörde FIA ins Leben gerufen hat. Im Pressetext heißt es: „Insgesamt haben fünf viel versprechende Youngsters die Chance, im nächsten Jahr an der FIA Rallye Weltmeisterschaft teilzunehmen.“ Zudem heißt es in der Aussendung auch, dass die Jungpiloten aus deren „regionalen Meisterschaften“ herangezogen werden.

Als „normal“ denkender Mensch interpretiert man diese wirklich begrüßenswerte Aktion als eine Maßnahme, die es jungen Piloten ermöglichen soll, erstmals das WM-Parkett betreten zu können. Eine vorbildliche Initiative – zumal ein solcher Aufstieg heute nur noch dann möglich ist, wenn man Sponsoren mit dicken Geldkoffern an der Seite hat und so manches Talent nur deshalb niemals auf der WM-Bühne überzeugen kann, weil zu wenig Sponsorengeld vorhanden ist. Für solche Talente wäre die Pirelli-Initiative demnach eine der wenigen Möglichkeiten, ohne Geld, mit dem puren Talent nach oben zu kommen…

Sollte man meinen, doch in der Praxis scheint es ganz anders abzulaufen. Weil es bei den Teilnahmekriterien lediglich ein Höchstalter von 27 Jahren gibt, haben einige Länder ihre besten Piloten entsandt. Theoretisch dürfte sogar WM-Star Jari Matti Latvala an dem Shootout teilnehmen. In der Europa-Zone werden zwei Piloten ausgesucht, die 2009 je sechs WM-Rallyes mit einem Super 2000 oder Gruppe N-Auto, demnach also in der PWRC bestreiten dürfen.

Manche Länder haben Kaliber wie Martin Prokop (Tschechien) oder Michal Kosciusko (Polen) entsandt, die längst auf der WM-Bühne (PWRC/JWRC) zuhause sind. Und so hat auch die OSK jenen Mann ausgesucht, der zurzeit sogar die PWRC anführt - Andreas Aigner. Jener Andi Aigner also, der heuer drei PWRC-Rallyes in Folge gewinnen konnte und der zurzeit tatsächlich die größte heimische Hoffnung im internationalen Rallyesport darstellt. Und es soll hier überhaupt nicht an den ausgezeichneten Leistungen des 24-jährigen Steirers gerüttelt werden – das wäre auch albern. Zwar wäre es vielen Fans lieber gewesen, hätte die OSK die drei heimischen Kandidaten Andi Aigner, Franz Wittmann Jr. und Hannes Danzinger gegeneinander im Rallyecockpit antreten lassen – doch aus der Sicht der OSK wollte man einfach die bestmöglichen Chancen bei dem internationalen Shootout, welches im Oktober in Freistadt über die Bühne geht.

Nur: Angenommen Andi Aigner gewinnt das Shootout und kann sich danach in Wales zum neuen PWRC-Weltmeister krönen (was natürlich großartig wäre) – dann würde Aigner in dem „Nachwuchsauto“ von Pirelli als regierender Weltmeister seinen Titel verteidigen. Da stellt sich die Frage, in wie weit es sich hier tatsächlich um eine „Nachwuchsförderung“ handelt? Es stellt sich die Frage, ob das dem oben erwähnten Motto dieser Aktion entsprechen würde? Es stellt sich die Frage, warum man keine genaueren Teilnahmebedingungen erschaffen hat? Oder hat man absichtlich die Türen so weit wie möglich offen gehalten? Sucht Pirelli nur unter dem Deckmäntelchen einer Jungtalenteförderung den schnellsten Mann für das eigene Auto? Und noch eine Frage stellt sich: Wieso hat es Red Bull zugelassen, dass Aigner, den man 2005 bei der „Red Bull Driver Search“ entdeckt und - sehr erfolgreich! - aufgebaut hat, jetzt erneut an einer Nachwuchssichtung teilnimmt? Warum hat man ihm bislang keine weitere Unterstützung zugesichert?

Es ist schon seltsam – keiner weiß genau, was der Sinn und Zweck dieser Pirelli Star Driver Search sein soll. Sogar OSK-Repräsentanten schließen nicht aus, dass letztlich eine politische Entscheidung getroffen wird (siehe unser Interview, das sie in der Navigation rechts finden). Natürlich muss man froh sein, dass überhaupt ein Konzern bereit ist, Geld in den Rallyesport und in junge Piloten zu investieren. Nur ist letztlich alles eine Frage der Darstellung. Und dargestellt wurde bislang eine Nachwuchssichtung, die Jungpiloten die Wartezeit verkürzen soll, um auf WM-Ebene ihr Talent zeigen zu können. Eines ist sicher: Ein echter Nachwuchspilot, einer mit viel Talent und wenig Geld, würde sich wohl verschaukelt fühlen, wenn am Ende ein regierender Weltmeister, der noch dazu bereits von einem Sponsor auf die internationale Rallyebühne gebracht wurde, in dem geförderten Auto sitzen würde.

Natürlich drückt man Aigner die Daumen, dass er sowohl Weltmeister wird und auch das Nachwuchscockpit erhält – ein bisschen sehr absurd wäre der Weltmeister im Nachwuchsauto trotzdem,

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Michael Noir Trawniczek

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