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Schotterfestival am Mittelmeer, Teil drei

Die Griechenland-Rallye, der achte WM-Lauf der Saison, verspricht Hochspannung. Auch aus österreichischer Sicht – Manfred Stohl ist wieder dabei!

Nach den beiden Veranstaltungen auf Zypern und in der Türkei steht am kommenden Wochenende Griechenland auf dem Programm der Rallye-Weltmeisterschaft. Ebenso wie die beiden vorangegangenen Läufe zeichnet sich auch das Event rund um das Rallye-Hauptquartier Lamia durch besonders anspruchsvolle und materialmordende Schotterpfade aus.

Für eine Antwort auf die Frage nach möglichen Kandidaten für das Siegerpodest braucht allerdings niemand das Orakel von Delphi zu konsultieren. Nach zuletzt vier Siegen in Folge durch Citroen-Pilot Sébastien Loeb sollte das französische Team auch in Griechenland einmal mehr seine Qualitäten ausspielen können, als kompetente „Schützenhilfe“ hat man sich erneut die Dienste von Carlos Sainz gesichert. Bemerkenswert dabei, dass „SuperSeb“ seine Siege mit den Pneus von Michelin erzielt hat – somit können auch die anderen Partnerteams des französischen Reifenherstellers, Ford und Skoda, den Aufgaben beim bevorstehenden achten von 16 Saisonläufen optimistisch entgegenzusehen. An der Bereifung dürfte es nicht scheitern…

Bei Michelin-Konkurrent Pirelli wurden deutlich erkennbare Fortschritte gemacht, die Italiener sind allerdings noch nicht ganz dort, wo sie hinwollen: An die absolute Spitze. Mit Subaru, Peugeot und Mitsubishi sind allerdings drei Teams unter Vertrag, die allesamt das Potential für einen Sieg besitzen. Vor allem Petter Solberg (Subaru), Marcus Grönholm (Peugeot) und Gigi Galli (Mitsubishi) dürften rund um die Akropolis erneut vorne mitmischen.

Wie auch immer diese Rallye ausgeht: Es wird eine heiße Angelegenheit: Griechenland zählt traditionell zu den härtesten Veranstaltungen im WM-Kalender. Die mit unzähligen Schlaglöchern und Felsbrocken, die zum Teil die Größe von Fußbällen haben, übersäten Schotterpfade stellen Mensch und Material gleichermaßen auf die Probe. Hinzu kommen noch Temperaturen von über 30 Grad Celsius, die Ende Juni in Griechenland an der Tagesordnung sind. Dadurch können sich die Innenräume der World Rally Cars leicht bis auf über 70 Grad aufheizen. Dabei ist es unerlässlich, dass die Lenkradakrobaten einen kühlen Kopf behalten: Denn die „Akropolis“ gewinnt nicht zwingend der schnellste Fahrer, sondern der, der die richtige Mischung aus aggressiver und materialschonender Fahrweise findet. „Du musst einfach clever agieren“, beschreibt Skoda-Pilot Janne Touhino. „Ansonsten kannst du dir sehr leicht dein Auto beschädigen.“

Dass Manfred Stohl in dieser Übung besonders gut ist, hat er auf Zypern wohl ausreichend bewiesen. Sein zweiter Platz – nur vom großen Dominator der Rallye-Jetztzeit, Sebastien Loeb, besiegt – zeugt vom großen Fahrkönnen und der unglaublichen Erfahrung des Wieners. Er wird bei der Griechenland-Rallye erneut mit einem Michelin bereiften Citroën Xsara WRC an den Start gehen und versuchen, ein ähnlich gutes Resultat wie bei der Zypern-Rallye zu erzielen. Dabei kann sich Stohl, ebenso wie alle anderen WRC-Piloten, bei eventuellen Reifenschäden auf das bewährte ATS-System (Appui Temporaire Souple) verlassen, dass selbst bei größeren Beschädigungen des Reifens oder der Felge die Weiterfahrt in nahezu unverändertem Wettbewerbs-Tempo ermöglicht. Sein Debüt feierte die so genannte „Mousse“-Technologie übrigens 1987 – bei der Rallye Griechenland.

Aufgrund der materialmordenden Charakteristik der Rallye Griechenland kommen also auf die Reifen der World Rallye Cars besondere Herausforderungen zu: Bei Landungen nach Sprüngen oder dem Durchfahren von großen Schlaglöchern wirken - wenn die Stoßdämpfer der nominell 300 PS starken Turbo-Allradler „auf Block gehen“ - beispielsweise Kräfte von bis zu drei Tonnen auf den Reifen. Dies entspricht dem Zehnfachen der Belastung, für die ein Schotterpneu ausgelegt ist.

Die Fahrer dürfen im Verlauf der Veranstaltung insgesamt 40 der ihnen zur Verfügung stehenden 70 Reifen einsetzen. Darüber hinaus einigte sich Michelin mit Pirelli und der FIA darauf, dass die Fahrer für die am Donnerstagabend im Athener Olympiastadion auf Asphalt ausgetragene „Super Special“ auf vier weitere Schotterreifen zurückgreifen dürfen. Jeder Pilot bekommt dabei einen Satz Pneus von seiner persönlichen, zehn Pneus umfassenden Liste zugelost. Weitere Besonderheit der „Akropolis“: Bei der Hatz über die griechischen Schotterpfade dürfen die Fahrer jeweils zwei Ersatzreifen an Bord mitführen. Diese Sonderregel datiert noch aus der Zeit, bevor die Läufe auf Zypern und Sardinien sowie in der Türkei in den Kalender aufgenommen wurden. Bei diesen ebenfalls sehr anspruchsvollen Schotterveranstaltungen müssen die einzelnen Teams auf den Wertungsprüfungen jeweils mit nur einem Ersatzreifen auskommen.

Die Griechenland-Rallye umfasst bei einer Gesamtlänge von 1.065,57 Kilometern 19 Sonderprüfungen mit 349,57 Kilometern Länge. Start- und Zielort ist Lamia, neben der Showprüfung im Athener Olympiastadion, die heuer zum ersten Mal gefahren wird und ähnlich der Strecke beim letzten „Race of Champions“ sein dürfte, hält die längste Prüfung 34,8 anspruchsvolle Schotter-Kilometer bereit, die – ebenso wie die restlichen Strecken – den Fahrern alles abverlangen werden. Die Rallye-Welt darf also gespannt nach Griechenland blicken!

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