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WRC: Akropolis-Rallye 2013

Ogier kann wieder ungestört dominieren

Ohne seinen zuletzt „lästigen“, sprich siegreichen Namensvetter Loeb kann WM-Leader Sebastien Ogier bei der Akropolis-Rallye wieder dominieren.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Volkswagen Motorsport, minor.at, Photo4

In Argentinien musste sich Sebastien Ogier nach einem Fahrfehler am Beginn der Rallye mit dem zweiten Platz hinter seinem Namensvetter Sebastien Loeb zufriedengeben, der Serienweltmeister hatte die dritte Station seiner "Abschiedstournee" bekanntlich mit einer fehlerlosen Fahrt für sich entscheiden können. Im Rahmen des am vergangenen Wochenende abgehaltenen Formel 1-Grand Prix von Monaco konnte Ogier sein Selbstbewusstsein wieder aufpolieren, im Porsche Supercup landete er als 13. vor Loeb (16.) im Ziel.

Der neue WRC-Dominator, der mit seinem Vorgänger, als dessen Nachfolger er einst bei Citroen „gezüchtet“ wurde, keinesfalls verglichen werden möchte, kann sich jetzt wieder voll und ganz seiner neuen Aufgabe widmen, nämlich für Volkswagen die WM zu gewinnen. Und zwar ohne Loeb – denn der fehlt bei der am Wochenende steigenden Akropolis-Rallye.

Bei diesem Härtetest für Mensch und Maschine, auf grobschlächtigem, steinigem Schotter und mitunter bei Gluthitze, muss Sebastien Ogier nicht unbedingt gewinnen, denn der Vorsprung auf seinen „Titelkonkurrenten“ von Citroen, Mikko Hirvonen beträgt bereits satte 65 Punkte. Bezeichnend für das aktuelle Kräfteverhältnis ist, dass Loeb, der zwei Rallyes weniger fuhr, dennoch den zweiten Platz in der Tabelle einnimmt.

Keine Ausreden mehr

Hirvonen, der seinem Citroen-Team in Portugal, in Abwesenheit von Loeb bereits Mängel am DS3 WRC ankreiden wollte („In gewissen Bereichen muss noch sehr viel getan werden – wenn man einen Fehler macht, braucht man lange, bis man wieder auf Speed kommt…“) hat eigentlich keine Ausreden mehr. Das aktuelle Auto dürfte jedenfalls nicht das größte Problem der Franzosen darstellen. Nach einem Test erklärt der Finne nun auch, er wolle „bei der Akropolis-Rallye für Citroen einen Sieg an Land ziehen“. Zuletzt gelang ihm das im Jahr 2009, als er noch Fords Titelhoffnung darstellte.

Natürlich haben Ogier und Hirvonen auch potente Teamkollegen. Jari-Matti Latvala jedoch knabbert bei Volkswagen immer noch an jenem Jahr an Erfahrungs-Rückstand, in dem Ogier zum einen unzählige Tests mit dem neuen VW Polo R WRC absolvieren und zugleich als VW Skoda Fabia S2000-Pilot seine Rennsinne scharf halten durfte. Dermaßen viele Rallyekilometer, wie sie Ogier im Vorjahr abspulen konnte, sind heutzutage so gut wie keinem Rallyepiloten vergönnt. Dass Ogier zudem am Zenit fährt, er zurzeit das Maß der Dinge darstellt, muss nicht hinzugefügt werden.

Latvala muss seinen eigenen Speed fahren, darf sich von Ogier nicht in Fehler hetzen lassen – und er muss darauf vertrauen, dass der junge Andreas Mikkelsen im dritten Polo nicht allzu schnell dazulernt. Noch ist Latvala allein im unmittelbaren Schatten des Ogier zu finden, doch Mikkelsen wird mit jeder Rallye an Format gewinnen. Als „dritter Mann“ hat der frühere IRC-Champion den Vorteil, dass er unter keinem allzu großen Erwartungsdruck steht - zumindest wird von ihm nicht erwartet, mit Ogier mithalten zu können.

Auch Citroen setzt lediglich drei Autos ein: Neben dem erwähnten „Titelkandidaten“ Mikko Hirvonen sitzt noch Dani Sordo im zweiten Werksauto. Von ihm wird nicht erwartet, dass er Hirvonen auf einer Schotterrallye wie jener in Griechenland schlägt, auch er muss also seinen eigenen Speed finden. Freilich: Den „dritten Mann“ der Franzosen, jenen Mann also, der den Geldkoffer aus Abu Dhabi rechtfertigt, muss Sordo nicht fürchten, Khalid Al-Quassimi fährt natürlich auch seinen eigenen Speed…

Eine leise Hoffnung können die Citroen-Piloten und auch jene von M-Sport hegen: Das an sich überlegene Auto des deutschen Automobilkonzerns zeigt selten, aber doch, noch gewisse technische Mangelerscheinungen, wenn es um die Haltbarkeit geht. Eine „Rüttelpartie“, wie sie bei der Akropolis-Rallye bevorsteht, könnte den einen oder anderen Kleinteil losschütteln. Doch dieses Schicksal kann bei den immensen Belastungen natürlich jedes Team ereilen.

Novikov/Minor haben Rechnung offen

Sechs der 13 World Rally Cars sind Ford Fiesta RS WRC. Die britische Rallyeschmiede M-Sport setzt wieder auf die beiden Werksteams mit Mads Östberg und Evgeny Novikov am Steuer. Der junge Russe, der wie immer von seiner Copilotin Ilka Minor unterstützt wird, hat mit der Akropolis-Rallye noch eine Rechnung offen: Im Jahr 2009 schrieb er als jüngster SP-Bestzeithalter dieser Rallye ein Stück Motorsportgeschichte, doch die Platzierungen bei der Akropolis-Rallye waren bislang noch nicht „das Gelbe vom Ei“.

Wie bei jeder Rallye wollen Novikov und Minor einen Podiumsplatz erringen – dass er dort schneller sein kann als alle anderen, hat der 24-Jährige damals erfahren. Eine weitere Motivation ist sicher die zurückliegende Argentinien-Rallye, denn dort schrammte das russisch-österreichische Duo auf Platz vier nur knapp am ersehnten Podium vorbei. Übrigens: Auch Ilka Minor konnte bei der Akropolis-Rallye noch keinen Podiumsplatz erzielen, ihr bislang bestes Ergebnis war dort 2011 Platz fünf mit Henning Solberg.

Stark einzuschätzen ist stets auch Thierry Neuville, der für das „WRC-Team“ von M-Sport antritt, zudem werden weitere Fiesta für Nasser Al-Attiyah, Martin Prokop und den Argentinier Gabriel Pozzo eingesetzt.

Traurig ist das Kapitel Mini in der Weltmeisterschaft. Michail Kosciuszko wird in Griechenland zum letzten Mal ein von Prodrive eingesetztes John Cooper Works Mini WRC pilotieren, der Pole wechselt künftig auf ein von M-Sport eingesetztes Ford Fiesta WRC. Möglicherweise verschwindet Mini damit endgültig von der WM-Bühne, was angesichts der frühen Erfolge und einer ersehnten und zugleich einfach nicht zustande kommen wollenden Markenvielfalt nur allzu schade ist…

WRC-2: Kubica ohne Gegner?

In der WRC-2 sind die Augen der Rallyefans wieder auf Robert Kubica gerichtet, der nach seinen „Aufwärmübungen“ in der ERC nun bis auf den ERC-Lauf in Polen endgültig auf die WM-Bühne wechselt.

Ob er in der WRC-2 jedoch stärkere Gegner vorfindet, darf getrost angezweifelt werden. Rashid Al-Ketbi, Abdulaziz Al-Kuwari, Subhan Aksa, Yuri Protasov oder Oleksi Tamrazov sind mit Sicherheit sehr gute Piloten, doch ob sie mit einem Jan Kopecky oder einem Craig Breen zu vergleichen sind, wird sich erst weisen. Immerhin, einer der Konkurrenten des früheren Formel 1-Piloten hört auf den Namen Alonso – auch wenn es nur der argentinische Mitsubishi Lancer Evo X-Pilot mit Vornamen Juan-Carlos ist. Nur die oben erwähnten Piloten haben S2000- oder RRC-Boliden zur Verfügung, der Rest des WRC-2-Feldes setzt auf Gruppe N-Fahrzeuge mit oder ohne R4.

Die WRC-3 ist in Griechenland nicht ausgeschrieben, dafür die neue J-WRC. Diese wird ab der Akropolis-Rallye geschlossen mit Biosprit befeuert. Am Start ist auch jener Pontus Tidemand, der als Stiefsohn von Henning Solberg in Schweden bei seinem ersten Einsatz in einem WRC mit Spitzenzeiten glänzen konnte, an seiner Seite sitzt wieder Beifahrerlegende Ola Floene.

In Zeiten der Budgeteinsparungen musste die Akropolis-Rallye verkürzt werden. Es werden rund 300 Wertungskilometer absolviert, aufgeteilt auf 14 Sonderprüfungen. Der Servicepark wird nun wieder in Loutraki aufgebaut, wie das schon 2009 und 2011 der Fall war. Am Freitagmorgen wird eine Qualifying Stage gefahren, welche wie immer bei Schotter-Rallyes für die Reihenfolge bei der Wahl der Startposition für die erste Etappe herangezogen wird.

Am Freitagabend werden zwei recht lange Prüfungen gefahren, als SP 1 wird gleich einmal die 47,7 km lange „Kineta“-Prüfung einen ersten Härtetest darstellen. Am Samstag werden über einen Zeitraum von zwölf Stunden weitere acht Prüfungen absolviert, mittags gibt es lediglich ein 30-minütiges Service in Loutraki. Am Sonntag sind zwar nur noch vier Sonderprüfungen vorgesehen, zweimal jedoch wird die rund 30 km lange „Loutraki“-SP in Angriff genommen, die auch als abschließende „Acropolis Power Stage“ gefahren wird.

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