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WRC: Finnland-Rallye

Solberg/Minor: R5 als Jungbrunnen

In Finnland wechselten Henning Solberg/Ilka Minor in die zweite WM-Liga, um dort im ungewohnten R5 gegen "junge Wilde" anzutreten.

Bildquelle: minor.at

Das Abenteuer WRC2 wurde für Solberg zu einer Art "Jungbrunnen", wie schon öfter in seiner Karriere musste er seinen Fahrstil anpassen. Ein Servodefekt am Sonntag Morgen störte den Lernprozess, dafür trug ausgerechnet der Abflug von Stiefsohn Pontus Tidemand zur Platzverbesserung bei.

Ilka Minor blickt auf eine spannende Woche zurück. Bei der weltberühmten Finnland-Rallye begaben sich die in Wien lebende Kärntnerin und ihr norwegischer Chauffeur Henning Solberg auf ein neues, ein ungewohntes Terrain: Die beiden zündeten einen Ford Fiesta R5 und traten damit in der zweithöchsten Liga der Rallyeweltmeisterschaft, der WRC2, an.

Dort tummeln sich in erster Linie jene Jungpiloten, die sich für ein Cockpit in der Königsklasse WRC empfehlen wollen. Škoda ist mit zwei Werksautos vertreten, M-Sport setzt mit Elfyn Evans ganz bewusst einen jungen Fahrer ein, der bereits WRC-Erfahrung aufweist. Minor erklärt: "Das sind lauter Youngster, die richtig schnell unterwegs sind – und sie können bereits auf Erfahrungswerte im R5 zurückgreifen."

Eröffnet wurde die "finnische Woche" per Zufall mit einem gemeinsamen Abendessen mit der deutschen Reporterlegende Reiner Kuhn. Minor lacht: "Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen, Reiner hat uns den gesamten Abend über mit seinen jüngsten Stories aus der internationalen Rallyeszene versorgt."

Solberg-Familie stark vertreten

Immerhin konnte sie seine Worte verstehen – ein Luxus, den es nicht immer gab, denn an manchen Abenden wurde Ilka Minor kurzerhand von der Solberg-Familie, die derzeit in der Weltmeisterschaft gut vertreten ist, "adoptiert": In der WRC2 zählte Hennings Stiefsohn Pontus Tidemand im Werks-Škoda zu den absoluten Topfavoriten, zudem startete sein jüngster Sohn Oscar im Ford Fiesta R2 Cup. Mit dabei auch stets Maud Solberg, die Ehefrau von Henning, Tochter Olivia und Thomas, Ex-Gatte von Maud und Vater von Pontus. Minor erzählt: "Da wird verständlicherweise in Norwegisch diskutiert und da freue ich mich dann schon, wenn es ein WLAN gibt, denn ich verstehe natürlich kein Wort."

Nicht verstehen konnte Minor auch die Parolen jener rund 150 Finnen, die im Vorfeld eine Demonstration gegen die Abhaltung der Finnland-Rallye veranstaltet haben. Die Minidemo sorgte bei Fans und Aktiven eher für sanftes Schmunzeln, schließlich genießt der Rallyesport in diesem Land einen hohen Status. Minor: "Die Demonstranten machten sich nicht unbedingt beliebt – einer der Polizisten war richtig sauer und meinte, das seien Loser ..."

Keine Loser waren Henning Solberg und Ilka Minor beim Shakedown. Bei dieser ersten Vergleichsmöglichkeit mit der neuen WRC2-Konkurrenz sorgte die drittschnellste Zeit für Optimismus: "Wir haben ja einen Podiumsplatz angestrebt, und der Shakedown hat uns natürlich Mut gemacht."

Rätselhafter Zeitverlust

Die ersten Sonderprüfungen sorgten jedoch für Ernüchterung im Cockpit: "Wir hatten ein gutes Gefühl auf den Prüfungen, doch die Zeiten haben dem nicht entsprochen. Unser Rückstand auf die WRC2-Spitze war dann doch höher, als wir es erwartet haben. Vor allem aber wussten wir zunächst nicht, wo wir die Zeit verlieren. Eine Setupänderung brachte zwar einen Fortschritt, doch der war dann doch zu gering. Ich habe vermutet, dass es nicht nur am Setup lag, sondern dass Henning wohl seinen Fahrstil ändern muss."

Datenvergleich bringt Licht ins Dunkel

Dass diese Vermutung richtig war, offenbarte ein Vergleich mit den Daten des M-Sport-Teamkollegen Elfyn Evans, der am Samstag Morgen vorgenommen wurde. Minor erklärt: "Es war deutlich zu erkennen, dass wir die Zeit in engen Kurven verlieren. In einem starken World Rally Car kannst du am Kurvenausgang wegen des hohen Drehmoments schnell wieder in die Gänge kommen – im R5 musst du möglichst viel Speed in die Kurven mitnehmen, du musst rund fahren. In den langgezogenen, den richtig schnellen Kurven hingegen lagen wir stets bei der Musik."

Mitbewerber, die seine Söhne sein könnten – und beim eigenen Fahrstil eine Änderung vornehmen, einen gefragten Fahrstil erlernen oder wiedererlernen: Für Henning Solberg war der Wechsel in ein R5-Auto so etwas wie ein "Jungbrunnen". Minors Zwischenbilanz: "Henning konnte bereits Fortschritte erzielen, da ist aber noch Luft nach oben." Am Sonntag wurde der Fortschritt von der Technik eingeschränkt: "Ab der zweiten Sonntagsprüfung fiel die Servolenkung aus, somit mussten wir drei Prüfungen am Stück ohne Servo fahren. Aus eigener Kraft hätten wir uns ganz sicher nicht mehr verbessern können."

Dramatischer WRC2-Showdown

Dass aus dem sechsten Platz am Ende ein vierter in der WRC2 wurde, lag an den Ausfällen zweier "junger Wilder", Karl Kruuda und Pontus Tidemand, wobei vor allem der heftige Abflug seines Stiefsohns verständlicherweise für Aufregung bei Henning Solberg sorgte. Minor schildert die dramatischen Sekunden vor der letzten Prüfung so: "Der Abflug von Pontus war wirklich 'heavy' – er wollte noch die 3,8 Sekunden auf Platz zwei aufholen. Wir sind vor dem Start zusammengestanden und haben am Handy das Live-TV angesehen – man konnte sehen, dass Henning sehr nervös wurde, als er die Livebilder sah. Glücklicherweise wurde noch vor unserem Start klar, dass Pontus und sein Co-Pilot unverletzt sind."

Doch ohne Servolenkung wurde der Rückstand auf die WRC2-Spitze an diesem Sonntag Vormittag mit jeder Prüfung höher – der begonnene Lernprozess bei der Fahrstilanpassung ist noch im Gange: "Henning und ich fuhren schon vor sechs Jahren mit einem S2000, wo du ebenfalls rund fahren musst. Die Umstellung ist ihm damals sehr gut gelungen. Ich denke, dass er das auch diesmal wieder schaffen wird."

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