
Planai-Classic 2016 | 08.01.2016
Stuck: „Die Kameradschaft war früher besser”
„Strietzl“ Stucks Mechaniker zögerte keine Sekunde um einen liegengebliebenen Porsche-Fahrer zu helfen.
Fabian Bonora
Foto: Photo Felzi
Große Gesten ereigneten sich gestern auf den Straßen im Raum Schladming/Dachstein, denn nicht nur die historischen Autos erinnerten an die frühere Zeit. Teamgeist und Kameradschaft werden bei der Planai-Classic groß geschrieben.
Christoph Wührmann und Ulf Dreier starten zum ersten Mal bei der Planai-Classic, wurden allerdings von einem Problem geplagt. Bereits kurz nach der technischen Abnahme verlor das Duo in der Nähe von Gröbming den Auspuff ihres Porsche 356 A. Doch damit nicht genug: „Am nächsten Tag ging es weiter. Wir fuhren die ersten zwei Prüfungen und exakt an der gleichen Stelle fällt uns wieder der Auspuff ab.”
Voller Zorn riss Wührmann den glühend heißen Auspuff ab und schleuderte ihn in die nebenliegende Wiese. Direkt hinter dem Porsche fuhr Hans Joachim Stuck mit seinem Servicefahrzeug im Schlepptau. Stucks Mechaniker Michael Winkler war sofort zur Stelle und half dem gestrandeten Porsche-Duo: „Ich sah nur einen parkenden Porsche und unten auf der Erde hat es chrom-schimmernd hell geleuchtet.”
Die Besatzung stapelte sodann Schnee auf den Auspuff um diesen abzukühlen. Winkler verfrachtete die ausgekühlte Abgasanlage in den Laderaum seines Transporters. „Auch wenn wir nur für ein Fahrzeug das Sevice machen, helfen wir trotzdem allen Teilnehmern! Das ist eine Sache der Fairness”, betont Servicemechaniker Winkler, der schon seit über fünf Jahren mit „Strietzel” zusammenarbeitet.
Doch die beiden Posche-Fahrer konnten sich gleich daraufhin revanchieren. „Als an Stucks Käfer der Tripmaster ausgefallen ist, hat er sich gleich an uns drangehängt und wir konnten ihn den Rest der Strecke mitnehmen”, erklärt Beifahrer Dreier. „Unter Oldtimer-Fahrern arbeitet man immer als Team, man weiß auch, dass jeder nicht immer ankommen kann. Sowas erlebt man aber auch nicht auf allen Rallyes”, erzählt Pilot Wührmann.
Stuck: "Hier kann noch jeder Autofahren"
Auf die Frage, ob es früher mehr Kameradschaft im Motorsport gab, antwortete die Rennlegende Stuck: „Du musst bedenken, wir sind heute in einer anderen Zeit. Wenn heute ein Konkurrent liegen bleibt, ist es meistens ein Elektronik-Problem und du kannst eh nichts machen. Andererseits muss man sagen, dass die Kameradschaft früher anders war, besser war!”
Für den ehemaligen Formel-1-Fahrer hat sich vor allem die Gesellschaft geändert: „Die haben heute voreinander weniger Respekt. Das fängt am Skilift an und geht bis in den Supermarkt. Für „Strietzel“ ist Hilfsbereitschaft eine wichtige Grundvoraussetzung - auch im normalen Straßenverkehr: „Ich habe meine Augen überall. Wenn ich sehe, dass bei einem die Bodenplatte weghängt oder einen platten Reifen hat, blink ich den an und sage ihm Bescheid – das muss man auch machen.“