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Emotionaler Abschied

Audi-Legende Tom Kristensen fährt heute in Sao Paulo sein letztes WEC-Rennen: "Mister Le Mans" überkommen vorab ungewollt die Emotionen.

An diesem Sonntag steht im Rahmen des Saisonfinales der WEC in Sao Paulo ein großer Abschied auf dem Programm. Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen bestreitet im Audi mit der Startnummer 1 sein letztes Rennen. Die Vorboten dieses emotionalen Abschieds von der großen Bühne waren bereits am bisherigen Wochenendverlauf deutlich zu beobachten. Kristensen stand überall im Mittelpunkt, der Däne saugte alles noch einmal in sich auf.

"Als ich am Samstagmorgen zur Strecke kam, war mein Rennanzug überall zugenäht, die Schnürsenkel meiner Schuhe fehlten. Da wussten einige Jungs nicht, was sie sich selbst damit angetan haben. Ich habe im kommenden Jahr viel Zeit", kündigt Kristensen mit einem lauten Lachen eine unterhaltsame Rache für die kleinen Schandtaten der Audi-Mechnaniker an. Der kleine Schabernack ist Konsequenz der Offenheit des "Major Tom", der seinen Rücktritt frühzeitig kommunizierte.

"Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, den Helm an den Nagel zu hängen, da wollte ich, dass alle es erfahren. Es wäre mir nicht angenehm gewesen, hier am Brasilien-Wochenende so zu tun, als wäre alles normal - im Wissen, dass ich aufhören werde. Das wäre den Mechanikern und allen anderen gegenüber nicht fair gewesen", schildert der 47-Jährige seine Herangehensweise. Weil alle es wissen, sprechen ihn entsprechend alle auf den bevorstehenden Abschied an.

"Ich hatte mir vorgenommen, dieses Wochenende konzentriert abzuspulen und richtige Emotionen erst bei einem Caipirinha nach dem Rennen zuzulassen. Aber in der Fahrerbesprechung hat es mich schon erwischt. Da bin ich regelrecht zusammengebrochen. Das war heftig", berichtet der neunmalige Le-Mans-Sieger von kleinen Tränen. "Das, was dort passiert ist, mag ich so sehr an der Sportwagenszene. Auf der Strecke bekämpft man sich richtig hart, auf allerhöchstem Niveau. Wenn alle aus den Autos steigen, dann sind wir einfach Freunde. Das ist so toll an dieser Szene."

Am Samstag wurde Kristensen mit einer Ehrenmedaille des brasilianischen Motorsport-Verbandes geehrt. Auch die Verantwortlichen der WEC setzten ein Zeichen. Zum Start des dritten Freien Trainings am Samstag schickte Rennleiter Edoardo Freitags den Kristensen-Audi vorzeitig auf die Bahn und blockierte anderen Teilnehmern drei Minuten lang die Ausfahrt mit einer Tafel: "Wir werden dich vermissen". Der berühmte Däne hatte die Strecke in Interlagos zu seiner eigenen Überraschung ganz für sich allein.

"Ich danke allen, mit denen ich im Rahmen meiner Karriere in Berührung gekommen bin. Das sind so viele Menschen. Daher freue ich mich darauf, wenn ich bald mehr Zeit habe", blickt Kristensen schon jetzt auf seine Besuche im WEC-Fahrerlager 2015. "Dann kann ich mich mal ausführlicher mit den Mechanikern oder auch Mitarbeitern der anderen Teams unterhalten. Darauf freue ich mich regelrecht."

Nach den Rücktritten von Dindo Capello und Allan McNish ist "Mister Le Mans" der letzte der alten Audi-Garde, der seine aktive Karriere beendet. "Ich bin der letzte Überlebende, scherzen einige schon. Ich habe aber das Gerücht gehört, dass Dindo seine Bereitschaft zum Comeback signalisiert hat", lacht Kristensen. "Die neuen Fahrer sind alles super Jungs, die einen alten Mann wie mich angestachelt haben. Das ist ganz normal. Genauso haben wahrscheinlich auch Michele Alboreto und Stefan Johansson über mich gedacht, als ich 1997 als junger Kerl hinzukam."

Im heutigen letzten Rennen wird sich der Däne noch einmal das Auto mit Loic Duval und Lucas di Grassi teilen. "Ich habe es eingeführt, dass man als Fahrertrio gemeinsam in einem Auto zur Rennstrecke fährt und diese auch gemeinsam wieder verlässt. Das hat sich durchgesetzt, ist mittlerweile bei allen ganz normal", sagt Kristensen. "Wenn es im Auto bei der Musikauswahl zwei zu eins gegen mich steht, dann muss ich halt da durch. Es gibt da so Musik von den Jungs, die ich nicht so mag."

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