Dakar 2009 | 12.01.2009
Atacama-Trilogie, Teil 1
Keine Überraschung bei den Autos: VW mit Dreifach-Erfolg – Bikes: Verhoeven meistert die Dünen und holt zweiten SP-Sieg.
Einer der Helden dieser SP bei den Motorrädern war zweifelsohne David Fretigne; aber gewonnen hat er nicht. Auf der ersten von drei Etappen durch die Atacama-Wüste, quasi der Kostprobe, hatte der Franzose auf seiner 450ccm-Yamaha die längste Zeit alle Trümpfe in der Hand.
Wieder gab es eine Modifikation der Route von La Serena nach Copiapo in Chile, wieder wurde verkürzt. Das letzte Stück der ursprünglich geplanten Strecke erschien wegen extrem weichen Sandes dann doch eine Spur zu schwierig, deshalb wurde auf die letzten 20 Kilometer der SP verzichtet.
Es blieben immer noch 430 km zu bewältigen, insgesamt ging die Tagesetappe über 537 km. Schon am ersten Checkpoint war der 10 Minuten nach dem Leader gestartete Fretigne in Führung, er hielt sich weiterhin in der Spitzengruppe und war bei drei Wegpunkten vorne.
Auch der führende Marc Coma mischte an der Spitze mit, ebenso „Chaleco“ Lopez und Cyril Despres. Die Abstände waren knapp, aber nach 350 km war zu jedermanns Überraschung Frans Verhoeven in Führung.
Der Holländer führt die Marathon-Klasse seit Jonah Streets Ausfall ungefährdet an, von Platz 33 aus roltle er das Feld auf: Etappensieg! Fretigne wird Zweiter, dahinter Lopez und Coma; diese vier liegen innerhalb 5 Minuten.
Mit Felipe Prohens (Honda) auf Platz 8 war ein zweiter chilenischer Lokalheld corne dabei, nur 13 Minuten zurück. An der Gesamtwertung ändert sich demnach nichts, Marc Coma hat über eine Stunde Vorsprung auf den Rest der Welt, Fretigne ist der lästigste Verfolger.
Extrem spannend die Entscheidung bei den Quads: Josef Machacek setzte sich mit 39 Sekunden gegen Marcos Patronelli durch, die beiden tauschten einige Male die Führung. An Machaceks Vorsprung im Gesamtklassement ändert sich aber nichts, der Tscheche hat ein Polster von zweieinhalb Stunden auf Patronelli und den Rest des Feldes.
Sainz, die Fünfte
Bei den Autos stellt sich fast so etwas wie Routine ein - VW ist vorneweg. Ex-Weltmeister Sainz legt den dritten SP-Sieg en suite vor, Nummer 5 in der heurigen Dakar. Sein ehemaliger Copilot zu Rallye-WM-Zeiten, der sangesfreudige Luis Moya hätte mit Sicherheit ein Liedchen angestimmt!„Muy difficil“, rapportierte der Spanier, „hier ins Ziel kommen ist schon ein Sieg!“ – Und als Sieger ankommen ist dann noch umso besser.
Die anfängliche Führung hatte Mark Miller („die Etappe, auf die ich das ganze Jahrgewartet habe!), beim letzten Checkpoint war der Spanier aber voraus und brachte einen Vorsprung von 1 Minute und 47 Sekunden nach Hause. Miller reihte sich nach Reifenwechsel auf Platz 2 ein und hielt seinen Landsmann Robby Gordon im Zaum.
Der Hummer-Pilot, bester in der Open-Klasse, hatte einen guten Tag. Gestern hat sich vor allem Giniel de Villiers über den Amerikaner und dessen angebliche Blockade-Taktik auf den Bergstraßen geärgert, in den Dünen lieferte er eine gute Show ab und lag nur 2:16 hinter Sainz.
Vierter war, nein, nicht Nani Roma im Mitsubishi, er verfranste sich gemeinsam mit de Villiers. Die Navigation war ein spezielles Kriterium dieser sehr wechselhaften Prüfung.
Platz 4 somit für Orlando Terranova im X-Raid-BMW., noch vor Volkswagen-Mann de Villiers und einem weiteren BMW mit Leonid Nowitski am Steuer. Erst dahinter Roma, der 24 Minuten liegen lässt, knapp vor dem weiterhin beeindruckenden Krysztof Holowczyc im Nissan Navara.
Der Pole liegt damit gesamt mit einer tollen Leistung auf Platz 6, schon 3 Stunden und 24 Minutne hinter dem führenden VW-Dreigestirn Sainz-Miller-de Villiers. Roma hat 58 Minuten Rückstand - Mitsubishi wird für einen Sieg ein Wunder brauchen.
Trucks: Glück für Tomecek
Beinahe gab es einen holländischen Doppelsieg, denn Gerard de Rooy im Ginaf hatte anfangs die Spitze in der Truck-Wertung. Dann wurde er von Tomas Tomecek im Tatra überholt, der Tscheche kam als erster Truck beim Checkpoint 1 an.Wenig später hatte Tomecek grobe Schwierigkeiten: Überschlag! Die Dreier-Crew im Tatra blieb ersten Meldungen zufolge gottseidank unverletzt; einige Konkurrenten blieben stehen und leisteten Hilfe, darunter auch der als erster eintreffende de Rooy.
Damit war der Holländer am Schluss fast 35 Minuten hinter dem SP-Sieger, und das war Wladimir Tschagin. Er kämpfte im letzten Teilstück noch den Brasilianer Andre de Azevedo, Tomeceks Tatra-Teamkollegen, nieder.
Tschagin führt auch insgesamt, er könnte mit seinem sechsten Sieg mit der Truck-Legende Karel Loprais gleichziehen. Hinter Kabirov kam de Rooy ins Ziel; Franz Echter im besten MAN wurde Sechster, 1 Stunde und 6 Minuten zurück.
In der Gesamtwertung bedeutet das die Plätze 1 und 2 für die nunmehr abgasgereinigten Kamaz, Kabirov hat 29 Minuten Defizit auf Tschagin. Die beiden werden einander nicht weh tun.
De Rooy hat schon 49 Minuten Rückstand, sind seine Chancen jetzt dahin? Die 10. Etappe kann einiges ändern – 666 Kilometer Sonderprüfung in einer großen Schleife durch die Atacama, den trockensten Ort der Welt.