Dakar 2009 | 08.01.2009
Eviva Chaleco!
Sieg & Führung für Sainz, VW kontrolliert die Dakar - nach Feuer: auch Peterhansel out? - Bikes: Lopez Heimsieger bei der Ankunft in Chile
Details zum Ausfall von Luc Alphand: er strandete gestern nicht, wie manch anderer, in den Dünen, sondern im Morast - soviel "Abwechslung" hat die argentinische Dakar zu bieten! Sein Beifahrer Gilles Picard erlitt beim Versuch, das Auto wieder freizubekommen, einen Schwächeanfall.
Daraufhin gab Alphand aus Besorgnis um den 53jährigen Picard, dem die Strapazen der letzten zwei Tage zuviel wurden, die Rallye auf und holte Hilfe. Glücklicherweise kam der Franzose nach medizinischer Versorgung wieder zu Kräften.
Und wer glaubt, dass Mitsubishi damit das Pech für heuer abgeschüttelt hat, der hat schon verloren: Stephane Peterhansel hatte schon nach 57 Kilometern "heiße" Neuigkeiten zu vermelden!
Zurück zum Start: das siebente Etappe führte den Dakar-Tross von Argentinien nach Chile. Wieder gab es eine Streckenänderung: die SP wurde von 419 auf 243 Kilometer verkürzt. Somit war die Verbindungsetappe der beiweitem größte Anteil des heutigen Tages.
Die heuer gestellte Aufgabe erweist sich auch für etliche Spitzenteams als verteufelt schwierig. Überhaupt gestrichen wurde für heute die Truck-Wertung.
Alphand: Berge in Flammen
Einige Fahrzeuge sind heuer bereits abgefackelt, darunter wie berichtet auch der Buggy von Tourenwagen-Weltmeister Yvan Muller. Und auch Stephane Peterhansel wurde ungemütlich heiß.Nach 57 Kilometern mussten Peterhansel und Copilot Jean-Paul Cottret ihr Rennfahrzeug löschen! Sie schafften die Feuerwehrübung ohne fremde Hilfe, aber die Weiterfahrt gestaltet sich problematisch. Nach letzten Berichten haben sie sogar einen Motorschaden - kommen sie noch irgendwie ins Ziel?
Peterhansels Mitsubishi Racing Lancer hat heuer schon viel gelitten - inklusive Totalrestaurierung nach der mehrfachen Rolle vorwärts über eine Düne in SP 5.
Der neue Bolide mit dem Commonrail-Diesel-V6 und den feschen Flügeltüren wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der erste Diesel-Sieger der Rallye Dakar werden.
Dazu ist VW zu gut aufgestellt. Die Spitze liegt jetzt zwar näher beinander als während des Kampfes Sainz gg. Al-Attiyah der ersten Tage, aber dafür führen drei Race Touareg quasi in Formation. Zeit für Teamorder?
Carlos Sainz durfte sich in Valparaiso als Gewinner der Etappe feiern lassen, damit übernimmt er auch gesamt wieder die Spitze vom heute Sechstplatzierten Giniel de Villiers. Neun Sekündchen trennen die beiden jetzt.
Sainz siegte 3:41 vor seinem Teamkollegen Mark Miller und 4:13 vor dem unermüdlichen Robby Gordon. Er führte einige Zeit lang, aufgegeben hat er also noch nichts. Insgesamt hat er als Fünfter aber schon über eine Stunde Rückstand.
Der momentan einzige halbwegs gefährliche Herausforderer ist Nani Roma im (vermutlich) einzig verbliebenen Lancer, heute ebenso Vierter wie auch in der Gesamtwertung, dort mit einer halben Stunde Rückstand auf Sainz.
In der seriennahen T2-Klasse führt, als Gesamt-Zwanzigster, Nicolas Gibon im Toyota Landcruiser. Zu den Ausfällen in dieser Klasse ist jetzt übrigens auch Miki Biasion im Mitsubishi Pajero zu rechnen.
Bikes: Heimspiel für Chaleco
Es klingt fast wie arrangiert - ein besseres Gastgeschenk für die chilenischen Fans hätte sich die Rallye nicht ausdenken können. Francisco "Chaleco" Lopez feierte seinen ersten SP-Erfolg, und das gleich zuhause!Im Genick saß ihm KTM-Werksfahrer Marc Coma, die beiden fuhren die ersten, superschnellen 90 Kilometer im Sekunden-Abstand. Im Ziel hatte Lopez den Gesamt-Leader um 3 Minuten und 57 Sekunden abgehängt. Cyril Despres endete den Tag auf Platz 3. Coma baut seine Führung weiter aus, er liegt jetzt 51 Minuten vor Jonah Street, der heute wieder eine Viertelstunde liegenließ.
Yamaha-Pilot David Fretigne ist mit dem heutigen 4. Platz schon bis auf eine Minute an Street herangekommen. Er ist die einsame Speerspitze der Anti-KTM-Fraktion und verpatzt den Oberösterreichern die "markenreinen" Top 10. Auf den ersten 20 Plätzen sind nur vier "andere" Hersteller zu finden, allesamt in der 450ccm-Klasse.
Mit Fretigne ist Yamaha jedenfalls weiter gut aufgestellt für einen Spitzenplatz. Und wie das Beispiel der Auto-Wertung gezeigt hat, kann ein Kampf um Platz 2 sehr rasch zum Kampf um die Führung werden.
Was die 450er-Klasse betrifft, so muss Fretigne derzeit nicht oft in den Rückspiegel schauen - er hat einenhalb Stunden Vorsprung auf den Brasilianer Rodrigues (Honda).
Die Quads sahen das "Aus" für den anfänglichen Leader und zweimaligen SP-Sieger Declerck, der Tagessieg ging an den Argentinier Marcos Patronelli (Can-Am). Gesamt führt aber wieder, immer schön unauffällig, der bisherige Dakar-Kaiser der Quads, Josef Machacek.
Auszeit für die Trucks, Ausfall für MAN
Nein, es wurden keine Tachoscheiben kontrolliert - aber nach der gestrigen sechsten Etappe musste sich das versprengte Truck-Feld erst wieder zusammenklauben. Deshalb bekamen die Trucker für heute Waffenruhe verordnet, sie schließen sich dem Versorgungs-Konvoi an und rollen auf der Liaison-Route nach Valparaiso.Eine Gelegenheit zum Durchatmen auch für das gebeutelte Werksteam von MAN. Stacey & Co. haben die Rolle eingenommen, die Mitsubishi heuer bei den Autos spielt und in die beinahe auch Cyril Despres bei den Bikes gefallen wäre: Pechvögel vom Dienst.
Der gestrige Tag brachte den drei riesigen roten Werks-Maschinen ein wahres Fiasko - Franz Echter im MAN Nr. 507 war als Fünfzehnter platziert, seine beiden Stallgefährten sind aus dem Bewerb!
Laut Teammeldung haben Hans Stacey und Geert Verhoeven umgedreht und fahren zurück ins Biwak nach Mendoza - die Dakar '09 ist damit für diese beiden Crews zu Ende.
Der schnellste MAN war ein Support-Truck (made in Wien-Liesing) mit Thorsten Goldberg am Steuer. Diese Fahrzeuge haben eigentlich nicht die Aufgabe, sich ins Renngeschehen groß einzumischen; mit ca. 500 PS sind sie den "reinen" Renn-Trucks auch um bis zu 700 PS unterlegen. Das macht die Zores deutlich, die die anderen Teams durchlebt haben müssen...
Alle noch im Rennen Befindlichen, auch die Führenden Sainz (Autos), Coma (Bikes), Kabirov (Trucks) und Machacek (Quads), freuen sich auf den morgigen Ruhetag in Valparaiso!