ILMC: 12h von Sebring | 20.03.2011
Sensationssieg der Oreca-Mannschaft
Am Ende lachten Lapierre, Duval und Panis – sie konnten im alten Oreca-Peugeot die Werksteams schlagen. Wurz Achter, Lietz Zweiter der GTE Am.
"We love US Racing" hatte sich die Oreca-Mannschaft bei ihrer Rückkehr nach Sebring auf das Auto geschrieben - sie werden diese Liebe wohl niemals verlieren.
Die französischen Peugeot-Kunden holten sich sensationell den Sieg beim Zwölf-Stunden-Rennen in Florida. Nicolas Lapierre, Olivier Panis und Loic Duval setzten sich mit dem alten Peugeot 908 HDi FAP gegen die favorisierten Werksteams durch.
Die Sensation hatte sich bereits kurz nach der Halbzeit angedeutet. In der ersten Rennhälfte bestimmten die Werksteams von Audi und Peugeot das Bild an der Spitze, allerdings hielten sich der Oreca-908 und der Highcroft-HPD immer in Schlagdistanz.
Als erste Favoriten mussten sich die amtierenden Le-Mans-Champions Rockenfeller/Dumas/Bernhard aus der Entscheidung verabschieden. Zwei Reifendefekte und Schäden an der Aufhängung und Verkleidung warfen den R15 TDI sieben Runden zurück.
Der Zweikampf an der Spitze hielt an. Peugeot war mit den beiden neuen 908 gut unterwegs, bekam aber jederzeit Druck von Kristensen/Capello/McNish im zweiten Audi.
Nach rund fünf Stunden schüttelten alle Teammmitglieder der Ingolstädter jedoch ungläubig mit dem Kopf. Marc Gene (Peugeot) hatte Dindo Capello mit einem viel zu optimistischen Manöver aus der Spitze entfernt. Leichtes Spiel fortan für den verbliebenen Peugeot mit Montagny/Sarrazin/Lamy? Nein!
Mehrere Gelbphasen hielten das Feld dicht zusammen, phasenweise übernahm Highcroft das Kommando. Doch rund drei Stunden vor dem Ende zeigte sich der Oreca-Peugeot vorne.
"Es war ein bisschen wie ein Katz-und-Maus-Spiel", beschreibt Lapierre, der das Team an die Spitze führte. "Es ist dermaßen frustrierend, wenn du dir vorne einen kleinen Vorsprung erarbeitest und dann wieder Gelb herauskommt. Auf der Strecke herrschte regelrecht Krieg."
Werks-Peugeot verliert an der Box
Die Franzosen konnten sich aufgrund einer glücklichen Strategie und dem Speed des bewährten 908 HDi FAP nach vorne schieben. Simon Pagenaud mühte sich im Highcroft-HPD ab, konnte jedoch am Ende die entstandene Lücke von bis zu 40 Sekunden nicht mehr schließen. Stephane Sarrazin war zwischenzeitlich zwar wieder dran, musste aber zum unplanmäßigen Stopp hereinkommen. Die Nase des neuen 908 war beschädigt worden.
Der Polemann übergab den Wagen an Pedro Lamy, der jedoch patzte. Der Portugiese drehte sich mit kalten Reifen auf dem Weg ins Getümmel, fing sich Bremsplatten ein und musste noch einmal zum Service.
Das Werksteam war somit endgültig aus der Entscheidung heraus. Vorne hatte sich Oreca unterdessen absetzen können. Teamboss Hugues de Chaunac schickte Gebete in den Florida-Himmel.
Um genau 22:30 Uhr Ortszeit konnte der französische Geschäftsmann seinen Glückstränen freien Lauf lassen. Duval hatte den Oreca-Peugeot mit gut 30 Sekunden Vorsprung auf Highcroft ins Ziel getragen.
"Unglaublich. Am Ende haben wir uns mit diesem tollen, erprobten 908 durchsetzen können", sagt Duval ungläubig. "Ich kann es noch gar nicht fassen." Franck Montagny sicherte den Löwen hinter dem starken HPD ARX-01e Rang drei beim Debüt des neuen 908.
LMP2: Schäden bei den Favoriten
Hinter den drei Spitzenteams kamen die beiden Audis mit sechs beziehungsweise acht Runden Rückstand auf die Ränge vier und fünf und sammelten somit noch wichtige Punkte für die ILMC-Wertung. Dyson-Lola, Rebellion-Toyota und der Peugeot von Wurz/Gene/Davidson komplettierten die Top Acht.
Dahinter sicherte sich Dane Cameron auf Gesamtrang neun die LMPC-Wertung. "Was für eine Woche", so der Amerikaner. "Es lief einfach rundherum perfekt!"
In der LMP2-Klasse fiel die Entscheidung um den Sieg durch zahlreiche Defekte. Anfangs hatte der Oreca-Nissan von Signatech leichtes Spiel gegen die beiden Lola-Hondas von Level 5, doch das französische Semi-Werksteam wurde durch Getriebeprobleme eingebremst und am Ende immerhin noch Zweiter.
Christophe Bouchut hatte sein Lola-Coupe in Führung liegend abstellen müssen - plötzlich kein Vortrieb mehr. Es siegte schließlich das Schwesterauto von Level 5
"So sind eben Langstreckenrennen", sagt Ryan Hunter-Reay, der den offenen Lola-Honda als Sieger über die Linie brachte. "Für mich wird ein Traum wahr."
GTE: BMW feiert Doppelsieg
Ebenso traumhaft war der Auftritt von BMW in der extrem hart umkämpften GTE-Klasse. Die RLL-Mannschaft um Bobby Rahal musste sich gegen Ferrari, Corvette und Co. wehren. Zwölf Stunden lang gab es wilde Fights, enge Duelle. Eine ganze WTCC-Saison komprimiert in einem Rennen - so emfpanden es Andy Priaulx und Augusto Farfus.
Die Münchener Autos waren von Beginn an im Vorderfeld, auch in der ersten Rennhälfte oft an der Spitze. Doch der neue Risi-Ferrari F458 Italia, der bewährte F430 von Fisichella/Bruni/Kaffer und die beide Corvettes hielten den Kampf stets spannend. Die Führung wechselte in der GTE-Klasse unzählige Male. Erst als der Risi-Ferrari aufgrund von Elektrikproblemen aufgeben musste, kehrte etwas Ruhe ein.
Sicher war der Sieg für BMW auch dann noch nicht, denn ein M3 hatte herben Kontakt mit einer Corvette, der andere Wagen nach einem Reifenschaden einige Sorgen mit der Aufhängung. Doch es ging alles gut.
"Als ich zum ersten Mal in diesem Auto saß, da war mir sofort klar, dass es ein Hit ist", lobt Sieger Joey Hand nach der Zieldurchfahrt. "Das Team hat über den Winter dermaßen hart gearbeitet. Wir haben diesen Doppelerfolg wirklich verdient."
Hinter den beiden M3 sicherte Ex-BMW-Pilot Tommy Milner in seinem ersten Einsatz für Corvette Rang drei vor dem Schwesterauto mit Jan Magnussen.
Pierre Kaffer trug den Ferrari F430 beim letzten Einsatz in AF-Corse-Farben auf Rang fünf über die Linie. Nach dem Sebring-Rennen schwenken die Italiener endgültig auf den neuen F458 um. Beste Porsche-Mannschaft war Flying Lizard mit Bergmeister/Long/Lieb auf Rang sechs.
GTE Am: Sieg für Krohn - Lietz mit großem Rückstand
Den Sieg in der neuen Klasse GTE Am sicherte sich der Krohn-Ferrari mit Krohn, Jonsson und Rugolo am Steuer. Der Porsche von Felbermayr-Proton, mit Richard Lietz, beendete das Rennen mit 80 Runden Rückstand, was für den zweiten Klassenrang gereicht hat. Weitere Infos folgen.
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