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WEC: Silverstone

Neveu zeigt sich zuversichtlich

WEC-Chef Gerard Neveu begrüßt den Einstieg des Porsche-Werksteams in die WEC und hofft auf eine spannende Saison.

Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) startet am dritten Aprilwochenende in Silverstone in ihre zweite Saison. Obwohl die WM vor der Einführung des neuen Reglements 2014 in einem Übergangsjahr steckt, hat man wieder ein großes Starterfeld beisammen. Der Zweikampf der Werke in der LMP1, der harte Fight der zahlreichen LMP2-Mannschaften und das Aufeinandertreffen von gleich drei Herstellern in der GTE-Pro-Kategorie versprechen viel Spannung. WEC-Chef Gerard Neveu schildert seine Erwartungen im Interview mit Motorsport-Total.com.

Gerard Neveu, die WEC hat auch im zweiten Jahr ein starkes Starterfeld mit über 30 Autos. 2013 kommt Porsche sogar mit einem Werksteam. Welche Bedeutung hat das für die Serie?
Ich beschreibe das mal aus meiner ganz persönlichen Sicht: Als ich beim Test in Le Castellet ins Fahrerlager kam und die offiziellen Trucks des Porsche-Werks dort stehen sah, da war das für mich sehr emotional. Porsche ist ein Teil der Legende. Dieser wichtige Teil der Legende ist nun in der WEC dabei. Wenn man über den Langstreckensport spricht, dann kommt man an der Marke Porsche einfach nicht vorbei.

Es geht dabei nicht nur um die Rekorderfolge der Stuttgarter in Le Mans, sondern auch in der früheren Sportwagen-WM und in anderen Endurance-Serien war Porsche ein prägender Teil der Szene. Bevor ich Chef der WEC wurde, war ich zehn Jahre lang Manager der Anlage in Le Castellet. In dieser Zeit habe ich so viele Leute erlebt, die den sehnlichsten Wunsch hatten, mal einen Porsche auf der Strecke zu bewegen. Nach dem Motto: Wenn du mit einem Porsche schnell gefahren bist, dann weißt du, was Motorsport ist.

Als ich also die Porsche-Trucks im Fahrerlager sah, war der erste Gedanke, dass mit dem Auftritt dieses Werksteams nun der erste Schritt erfolgt. In den kommenden drei oder vier Jahren - mindestens - wird Porsche in der WEC und in Le Mans ein ganz großes Engagement fahren. 2014 ist man nicht nur bei den GTs, sondern in der LMP1 dabei - fantastisch! Die Bedeutung ist immens: Eine volle Generation von Autoliebhabern wird mit dieser Marke fiebern. Das ist für mich überall spürbar.

Die GT KLasse

In der WEC treten in der GTE-Pro-Klasse die Werke Porsche, Aston Martin und Ferrari gegeneinander an, in Le Mans kommen noch Corvette und SRT-Viper hinzu. Der perfekte Wettbewerb?
Ja, das ist die perfekte Story für die WEC. Wer den Sieger dieses Wettbewerbs in diesem Jahr jetzt schon voraussagen kann, der ist ein Genie. Ich halte das für unmöglich. Es gibt starke Piloten in tollen Autos.

Ich bin sicher, dass sich Ferrari nicht auf den Lorbeeren des Vorjahres ausruhen wird. Die fahren ein großes Entwicklungsprogramm. Für Aston Martin ist dieses Jahr besonders wichtig. Die feiern 2013 ihr 100-jähriges Bestehen. Ich bin dermaßen gespannt, was in der neuen Saison auf der Strecke passieren wird. Wenn man den Porsche-Auftritt sieht, mit dem erfahrenen Team um Olaf Manthey und den großartigen Fahrern, dann ist völlig klar: die kommen nicht, um hier nur mitzufahren. Die wollen den Titel. Das tut der WEC gut.

Und 2014 bringt Porsche mit dem LMP1-Auto neuen Schub in die Prototypenszene...
Ja, und ich finde die Strategie klug, jetzt zunächst im GT-Bereich einzusteigen. Für 2014 findet man sicherlich ein starkes Privatteam, um das GT-Programm im Sinne von Porsche gut umzusetzen. Die LMP1 ist eine ganz andere Geschichte. Porsche wird in der WEC und in Le Mans die beste Plattform im Motorsport finden, die man sich zur Darstellung von Technologie vorstellen kann.

Private Teams nicht chancenlos

Bis dorthin muss man ein Übergangsjahr überstehen. In der LMP1 gibt es den Zweikampf zwischen Audi und Toyota, mit Strakka und Rebellion sind nur noch zwei Privatteams dabei. Wie bewerten Sie diesen Wettbewerb?
Es ist sicherlich ein Übergangsjahr, aber ein spannendes. Im vergangenen Jahr hat Audi die WEC dominiert - zumindest bis Le Mans. Aber in den letzten Rennen des Jahres hat sich Toyota äußerst konkurrenzfähig gezeigt. Das war eigentlich perfekte Werbung für diese Saison. Es ist in diesem Jahr unmöglich vorherzusagen, wer in Le Mans gewinnen wird. Die Spannung ist hoch.

Was die privaten LMP1-Teams angeht, so muss ich zugeben, dass die Situation für sie sicherlich schwierig ist. Wir haben ein Auge darauf, haben die Einstufungen angepasst, sodass bei etwaigen Fehlern der Werke ein Podestplatz möglich sein sollte. Im kommenden Jahr werden die Karten wieder ganz neu gemischt. Dann beginnt mit dem neuen Reglement ein ganz neuer Zyklus, der durchaus auch für private Teams große Chancen bietet.

Wird es möglich sein, im Jahr 2014 noch mit einem 2013er-LMP1-Auto zu fahren?
Ja, wir schauen uns eine solche Möglichkeit an. Für Konstrukteure und Werke wird es verpflichtend sein, ein Fahrzeug nach neuen Regeln zu bringen, aber für die Privaten suchen wir derzeit eine entsprechende Lösung. Die Diskussionen darüber dauern derzeit noch an. Dem ACO ist es wichtig, dass man die Privatteams schützt und deren Existenz sichern hilft. Die gehören einfach dazu. Es muss das Gemisch von Werksteams und Privaten geben, von Profis und Gentlemen-Piloten. Das macht die Szene aus. Ich bin sicher, dass man eine Möglichkeit schaffen wird.

Inwieweit sind Kundenautos der großen Hersteller eine Chance auf diesem Wege?
Die großen Hersteller wie Audi wollen ihren Platz im Paddock absichern. Vor diesem Hintergrund macht es aus meiner Sicht absolut Sinn, in Zukunft Kundenautos anzubieten. Porsche hat das über viele Jahre gemacht. Wenn die großen Hersteller einen tollen Job machen und erstklassige Innovationen schaffen, dann sollten sie das nach einer Weile mit anderen teilen. Das war früher auch so.

Es wäre doch toll, wenn wir die Entwicklungen von Audi, Porsche, Toyota oder Nissan in Zukunft auch in den Händen von Privatteams sehen dürften. Die Werke werden immer einen Vorsprung behalten, weil das Wissen und die Erfahrung - und auch die größeren Möglichkeiten - vorhanden sind. Das liegt zum Beispiel auch an den Fahrern. Wenn sie ihre Errungenschaften im zweiten Schritt mit anderen Teams teilen, dann ist das doch gut für die Marke. Auch politisch ist es wichtig: man sichert die Zukunft der Serie und erhöht die Qualität des Wettbewerbs. Die Hersteller werden darüber nachdenken müssen. Ich hoffe, dass sich viele zu Kundenautos durchringen können.

Audi und Porsche kommen aus Deutschland, der Toyota wird bei TMG in Köln entwickelt. Wann werden wir ein WEC-Rennen in Deutschland erleben? Gibt es ein Comeback des 1.000-Kilometer-Rennens am Nürburgring?
Das haben wir natürlich im Visier. Es ist uns klar, dass Porsche ein solches Rennen möchte. Entwicklungsvorstand Dr. Wolfgang Hatz hat den Wunsch, dass es wieder ein Langstreckenrennen in Deutschland gibt. Wir sind dran. Aber es muss auch alles passen. Man muss den passenden Ort finden, der Businessplan muss stimmen und die richtigen Partner müssen an Bord sein. Wenn alles passt, dann machen wir es.

In Deutschland kommt für ein solches Rennen wohl nur der Nürburgring in Betracht. Der Hockenheimring ist eher eine Strecke für den Formelsport. Wir schauen uns die Möglichkeiten am Nürburgring genau an. Auch für uns ist das natürlich wichtig. Wenn wir als WEC die tollen Fahrzeuge von Audi, Porsche und Toyota auf eine deutsche Strecke bringen könnten, wäre das auch für die gesamte WM sehr gut. Sobald sich eine Chance ergibt, werden wir sie ergreifen. ACO-Präsident Pierre Fillon und ich sind darauf bedacht, es den Herstellern recht zu machen.

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