Rallye-WM: Sardinien | 23.05.2009
„Straßenfeger“ Latvala konnte den Vorsprung weitgehend halten
Latvala führt immer noch 27 Sekunden vor seinem Ford-Teamkollegen Hirvonen, weitere 7,5 Sekunden dahinter belegt Loeb den dritten Platz.
Michael Noir Trawniczek
Einen seiner „dümmsten Fehler“ („…f***ed up…“) hat ein schwer verärgerter Mikko Hirvonen am Freitagabend angeklagt – der Finne war auf der letzten SP des Tages um zwei Sekunden zu schnell, sodass er am Samstag hinter seinem Teamkollegen Jari Matti Latvala und vor seinem „Titelrivalen“ Sébastien Loeb auf die Prüfungen fahren musste. Das leidige Taktieren, wegen des losen Schotters auf den Prüfungen, welchen die ersten Fahrer von den Strecken zu fegen haben, führt zu solchermaßen lächerlichen Situationen…
Dass es aber auch anders geht, hat Jari Matti Latvala an diesem Samstagvormittag bewiesen: Mit einem Vorsprung von 39,8 Sekunden führte er am Freitagabend die Rallye an, die Taktikspielchen waren ihm relativ egal. „Man muss auch als erster Fahrer schnell sein“, sagte er. Und so gab er sein Bestes – auf der ersten Prüfung des Tages, der 14,2 km langen SP 7 „Sa Linea“ konnte er die zweitschnellste Zeit fahren und verlor nur rund fünf Sekunden auf seinen Teamkollegen Hirvonen. Auf der nächsten Prüfung, der 22 km langen SP 7 „Fiorentini“ war Latvala sogar schneller als Hirvonen, wenngleich beide Ford-Piloten hinter den Citroen-Cracks Sébastien Loeb und Dani Sordo landeten.
Auf der letzten Prüfung vor dem Mittagsservice, der 29,1 km langen SP 9 „Monte Lerno“ waren Loeb und Sordo erneut am schnellsten unterwegs, diesmal musste sich Latvala hinter Hirvonen einreihen. Doch am Ende büßte er lediglich 12,8 Sekunden von seinem Vorsprung ein. Er führt immer noch 27 Sekunden vor Hirvonen die Rallye an.
Latvala: „Will die Führung halten!“
Latvala war dementsprechend happy: „Es war sehr okay, ich habe weniger Zeit eingebüßt als ich gedacht habe. Mein Selbstvertrauen ist groß. Nach der ersten SP war ich überrascht, dass Sébastien nur die fünftschnellste Zeit fuhr und er zwölf Sekunden einbüßte – aber auf den weiteren Prüfungen hat er dann kräftig Gas gegeben, da gibt es viele enge Abzweige und das scheint ihm gut zu liegen, da kann er sein Talent spielen lassen.“ Latvala strotzt voller Selbstvertrauen: „Ich möchte die Führung behalten – wenn ich am Ende 25 Sekunden Vorsprung habe, bin ich zufrieden. Ich möchte diese Rallye gewinnen.“
Laute Steine, gemeine Baumstümpfe und böse Pferde…
Mikko Hirvonen hingegen klagte nach SP 7: „Da war so viel loser Schotter und es gab auch viele Baumstümpfe, die hervorlugten, da mussten wir aufpassen. Das Geräusch von den einschlagenden Steinen war so laut, dass ich die Ansage meines Co-Piloten nur schwer hören konnte.“ Auf SP 8 waren es keine Steine, sondern Tiere, die Hirvonen gestört haben: „Wir trafen auf zwei Gruppen von Pferden, die wild umher liefen – nach einem Kilometer mussten wir beinahe stoppen wegen einer Gruppe von acht Pferden. Das hat uns fünf Sekunden gekostet. Danach kamen weitere zwei Pferde.“ Auf SP 9 gab es dann endlich einmal nichts zu beklagen: „Jetzt sind wir happy, jetzt haben wir Spaß – alles läuft gut. Sébastien puscht hart und er könnte hier schneller sein als wir, aber nicht allzu viel. Es wird ein guter Kampf gegen Sébastien am Nachmittag.“
Loeb büßte an diesem Samstagvormittag 4,5 Sekunden auf Hirvonen ein, liegt nun als Dritter 7,5 Sekunden hinter dem Franzosen.
Privatier Petter Solberg konnte seinen vierten Platz halten, auch wenn er nach der letzten Prüfung klagte: „Es gab sehr viel losen Schotter und ich hatte ein paar Dreher – vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben.“
Sordo holt auf
Um den vierten Platz muss Solberg noch hart kämpfen, denn von hinten drängt Dani Sordo, der zweite Citroen-Werkspilot nach vorne, er liegt nur noch 26,6 Sekunden hinter Solberg auf Rang fünf. Der Spanier berichtete: „Auf der zweiten Prüfung haben wir eine Abzweigung versäumt, aber sonst läuft es gut.“
27,8 Sekunden hinter Sordo belegt Adapta Subaru-Pilot Mads Östberg, der erstmals mit seiner Freundin als Co-Pilotin unterwegs ist, den sechsten Rang – doch Citroen-Junior Evgeny Novikov liegt nur 10,5 Sekunden dahinter. Weitere 37,5 Sekunden dahinter belegt Stobart Ford-Pilot Henning Solberg den achten Platz.
PWRC: Sandell führt
In der PWRC konnte Patrik Sandell die Vorteile seines überlegenen Skoda Fabia Super 2000-Boliden ausspielen und die Führung an sich reißen – allerdings liegt Nasser Al-Attiyah im Subaru nur 13 Sekunden hinter dem RB Rallye-Piloten auf Rang zwei. Armindo Araujo belegt im herkömmlichen Mitsubishi Lancer Evo IX mit 48 Sekunden Rückstand Platz drei. Bei den Junioren führt der Pole Michal Kosciuszko ebenfalls mit 13 Sekunden Vorsprung – auf Martin Prokop.
Am Nachmittag werden die drei Prüfungen ab 15.05 Uhr ein weiteres Mal absolviert.