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IRC: Sanremo-Rallye

Illustres Starterfeld in Italien

Kompakt gestalteten die Veranstalter den Timetable: Binnen 23 Stunden werden alle SPs absolviert, darunter auch die 44 km lange Nachtprüfung.

Michael Noir Trawniczek

30 Super 2000-Boliden werden bei der legendären Sanremo-Rallye in Italien über die Startrampe rollen. Es ist die 52. Auflage dieser klassischen Rallye – die Veranstalter wollten eigentlich wieder die früheren Schotterprüfungen befahren, geplant war eine Etappe auf Asphalt und eine auf Schotter.

Doch aufgrund der Auswirkungen der Wirtschaftskrise habe man sich dazu entschlossen, nur auf Asphalt zu fahren, erklären die Veranstalter auf ihrer Website. „Eine solche Variante hätte einen Wechsel des Setups erfordert und daher die Kosten in die Höhe getrieben“, heißt es in dem Statement. Man habe keine Kompromisse in punkto Sicherheit eingehen und auch auf die Privatfahrer Rücksicht nehmen wollen, welche der Rallye stets zugeneigt gewesen seien, erklären die Veranstalter.

So wurde ein kompakter Zeitplan entwickelt, sämtliche Sonderprüfungen werden binnen 23 Stunden absolviert. Am frühen Freitagnachmittag verlassen die Boliden den auf einem aufgelassenen Bahnhofsgelände stationierten Servicepark. Die Bergstraßen der Provinz Imperia haben so etwas wie Kultcharakter. Zunächst werden die beiden Wertungsprüfungen „Coldirodi“ und „Bignone“ absolviert. Der Tross kehrt zurück in den Servicepark, dann werden die beiden Prüfungen erneut befahren, allerdings wird zwischen den beiden SPs noch die Prüfung „Apricale“ in Angriff genommen. Wieder geht es zurück ins „Basislager“.

Mammut-Prüfung bei Nacht

Nun werden die Autos mit den Scheinwerfern ausgestattet, denn um 22.09 Uhr wird eine „Monster“-SP gestartet, sie beinhaltet die drei zuvor gefahrenen Teilstücke und ist 44 Kilometer lang. Besonders lange ausschlafen können die Lenkradakrobaten nicht: Am Samstagmorgen um 9 Uhr steht die nächste Sonderprüfung auf dem Programm. Während die Straßen der ersten Etappe einen beinahe durchgehend glatten Asphalt aufweisen, der zudem an einigen Stellen aufgebrochen ist, steigt das Gripniveau am zweiten Tag, denn diese Prüfungen wurden stellenweise neu asphaltiert. Es sind schnelle Passagen, flüssige, lang gezogene, zum Teil auch blinde Kurven, dann wieder wechselt plötzlich der Rhythmus.

Am Samstagvormittag sind insgesamt fünf Sonderprüfungen zu absolvieren, die kürzeste ist nur 1,7 Kilometer lang und wird nur einmal befahren, die SP „Teglia“ ist 29 Kilometer lang und wird als zweite und letzte Prüfung in Angriff genommen. Um 13.50 Uhr wird der erste Bolide losstarten, sodass spätestens um 15 Uhr der Sieger feststehen wird.

Zahlreiche Sieganwärter

Für den Sieg kommen mehrere Teams in Frage. Zum einen die „üblichen Verdächtigen“ der IRC-Serie, allen voran die beiden in der Tabelle führenden Skoda-Werkspiloten Juho Hänninen und Jan Kopecky. Aber auch Freddy Loix im Fabia S2000 von Skoda Belgien, der heuer schon drei IRC-Rallyes gewinnen konnte, was nicht einmal dem klar führenden Tabellenleader Hänninen gelungen ist. Dazu kommt Guy Wilks, der wieder für Skoda Großbritannien an den Start gehen wird.

Aber auch Peugeot hat ein starkes Fahrer-Lineup im Köcher: Allen voran der erfahrene Lokalmatador Paolo Andreucci, der heuer bereits auf Sardinien Platz zwei belegen konnte und die Sanremo-Rallye 2006 gewonnen hat. Dazu kommen der regierende Meister Kris Meeke, der die Sanremo im Vorjahr gewinnen konnte, der schnelle Franzose Bryan Bouffier, das belgische Jungtalent Thierry Neuville und Bruno Magalhaes, der wieder in die IRC zurückkehrt.

Nicht unterschätzen sollte man die beiden Fiat Abarth Grande Punto-Piloten Giandomenico Basso und Luca Rossetti. Beide sind mit Ortskenntnissen gesegnet, zudem eignet sich die Aufhängung des Punto bestens für diese Prüfungen. Basso konnte im Vorjahr nicht an der Sanremo-Rallye teilnehmen, hat sie aber im Jahr zuvor gewonnen.

Comeback eines Charakterkopfes

Dem malaysischen Proton-Werk ist ein ganz besonderes Comeback zu verdanken, einer der ganz großen Charakterköpfe dieses Sports wird bei dieser Sanremo-Rallye auf die internationale Rallyebühne zurückkehren: Gilles Panizzi, ein Draufgänger wie er im Buche steht. [in den Bildern links bei seinem Sanremo-Einsatz im Jahr 2007].

Unser PWRC-Weltmeister Andi Aigner sorgt für Dauerlacher, wenn er Anekdoten aus seiner Zeit mit Panizzi erzählt, der bei Red Bull-Skoda einige Zeit lang sein Teamkollege war. Der mittlerweile 44-jährige Panizzi ist aber nicht nur „crazy“, sondern auch schnell, schließlich hat er die Sanremo-Rallye bereits drei Mal gewonnen. Seine Erfahrung und Streckenkenntnisse kann Gilles Panizzi nützen, um im Falle einer Zielankunft Punkte gutschreiben zu können - Siegchancen haben er und sein irischer Teamkollege Niall McShea mit dem Proton Satria Neo S2000 allerdings nicht.

Markenvielfalt, in der Rallye-WM bereits zum Fremdwort geworden, ist in der IRC angesagt – so ist auch Ford wieder mit dem Fiesta S2000 in der Nennliste vertreten. Die Speerspitze der Fiesta S2000-Piloten bildet der aus der WRC bekannte Andreas Mikkelsen, der weiter an seiner Beständigkeit zu arbeiten hat. Andrea Navarra ist ein weiterer Fiesta S2000-Pilot – einer, der bereits siegen konnte in der IRC.

Wittmann nicht am Start

Eigentlich hätte auch Franz Wittmann die Sanremo-Rallye bestreiten sollen – doch der Interwetten-Pilot arbeitet längst auf das kommende Jahr hin und entschied sich dafür, anstatt der Sanremo- die Zypern-Rallye Anfang November zu bestreiten.

Der Hintergrund: Nach seinen drei Ausfällen in Folge, welche mitunter recht kostspielig waren, musste man das Programm reduzieren, auf eine möglichst sinnvolle Art und Weise. Da Wittmann im S2000 noch Asphalt-Erfahrungen machen wollte, wurde die relativ preisgünstige „Doppelpackung“ Deutschland- und Barum-Rallye gefahren. Die Erfahrungen, die dort gemacht wurden, waren durchwegs positiv, in beiden Läufen wurde die volle Distanz absolviert, sodass es Wittmann nun vorzog, auf Zypern nützliche Schotterkilometer absolvieren zu können. Der Hintergedanke dürfte wohl sein, sich noch vertraut zu machen mit allen Belägen, ehe man in das neue Jahr startet. Wittmann erklärte dazu jedenfalls: „Zypern zählt zu den ausgesprochen schweren Schotter Rallyes. Das kommt uns sicher entgegen. Ein gutes Resultat beim Saisonfinale würde das Selbstvertrauen für die nächste Saison enorm stärken.“

Zurück zur Sanremo-Rallye: Wie bei Bergprüfungen üblich, ist das Wetter wechselhaft. Das Wort „Reifenlotterie“ könnte am kommenden Wochenende wieder öfters zur Anwendung kommen…

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