
Rallye-WM: Jordanien | 03.04.2010
Loeb gewinnt und enteilt in der Weltmeisterschaft
Loeb gewinnt nach Stempeltrick am Morgen. Latvala wird Zweiter und überholt Hirvonen in der Tabelle. P. Solberg Dritter. H. Solberg & Ilka Minor 9.
Michael Noir Trawniczek
Das Reglement zwingt die WRC-Protagonisten dazu, taktisch vorzugehen, um in der Startreihenfolge nicht dafür bestraft zu werden, am Vortag schnell gewesen zu sein. Man könnte sagen: Diesmal hat man wenigstens nicht auf der Piste, auf der letzten SP des Vortages gebremst, sondern am nächsten Tag gehandelt.
Das jedoch mitunter auch knallhart: Da wurde ein möglicher Podestplatz von Sébastien Ogier geopfert, um Loeb als Zweiten auf die Strecke zu senden. Da fuhr ein Mikko Hirvonen, in der Wertung am Freitagabend noch auf Rang 20 liegend, um neun Minuten zu früh zum Service und dann um sechs Minuten zu früh zum Start der ersten Prüfung, womit er hinter Loeb und noch vor Latvala auf die Strecke durfte, was ihm freilich satte 15 Strafminuten einbrachte. Ogier wiederum kam als Reaktion ebenfalls zu früh zum Start, sodass schließlich folgende Startreihenfolge gefahren wurde: Ogier, Loeb, Hirvonen, Latvala.
Sébastien Loeb musste also nicht „staubsaugen“ und konnte so die Jordanien-Rallye recht locker für sich entscheiden. Dass er sich mit diesen taktischen Spielchen nicht allzu wohl fühlt, hat er bereits im Mittagsservice erklärt: „Das Getrickse mit den Startpositionen war nicht so toll, aber wir mussten es tun. Das sind eben die Grenzen des Reglements. Ich selbst muss nur meinen Job machen und gewinnen.“
Das tat Loeb dann auch – im Zielraum der letzten Sonderprüfung erklärte der Franzose: „Ich bin sehr happy, hier zu gewinnen. Jari Matti hat am Tag zuvor auch taktiert – so war es eine gute Entscheidung vom Team, dass man mich als Zweiter starten ließ.“
Latvala jetzt WM-Zweiter
Jari Matti Latvala konnte sich auch über den zweiten Platz freuen: „Ich bin happy – ich habe nicht um den Sieg kämpfen können, aber der zweite Platz ist gut für mich und stärkt mein Selbstvertrauen.“
Sehr sogar – denn Latvala deutete an, dafür bereit zu sein, Loeb herauszufordern. Das klingt recht abenteuerlich - für einen, dem vom Team schon vor der ersten Saisonrallye die Rolle als klarer Nr. 2-Pilot zugeschrieben wurde. Weil jedoch Mikko Hirvonen, von Ford auf den Titel angesetzt, in Jordanien schon früh von der Strecke flog, konnte Latvala in der Fahrerwertung tatsächlich an Hirvonen vorbeiziehen. Latvala hält nun bei 43 Punkten, Hirvonen bleibt bei 37 Zählern. Der Vizeweltmeister erklärte, er wolle „schon in der Türkei zurückschlagen“. Das wäre auch ratsam – denn Loeb enteilt in der WM-Tabelle. Wieder einmal…
Petter Solberg wieder Dritter
Überglücklich war Petter Solberg – zwar hat er seinen Podestplatz der Opferung von Ogier zu verdanken, doch der Norweger zog dennoch eine zufriedene Bilanz: „Ich bin sehr happy – zwei Podiumsplätze hintereinander, das ist wirklich gut für die Weltmeisterschaft. Es war heute nicht so leicht, gute Zeiten zu fahren, ich ging es auch sachte an, denn es gab heute sehr viele strategische Schachzüge.“
Weil Ogier geopfert wurde, konnte auch der zweite Citroen-Werkspilot, Dani Sordo den vierten Platz belegen. Dies jedoch täuscht nicht darüber hinweg, dass Sordo in seinem Werks-C4 sportlich klar im Schatten von Petter Solberg und Sébastien Ogier stand. Das wiederum wird von Teamchef Olivier Quesnel sehr wohl wahrgenommen – Ogier gilt als potentieller Nachfolger des doch recht farblosen Sordo…
Mit einem Rückstand von satten acht Minuten konnte Matthew Wilson, der Sohn von Ford-Teamchef Malcolm Wilson, im Stobart Ford den fünften Platz belegen. Direkt hinter ihm landete schließlich das „Taktikopfer“ Sébastien Ogier auf Platz sechs. Federico Villagra belegte für sein Munchi’s Ford-Team Platz sieben.
Erste Punkte für Räikkönen
Kimi Räikkönen wiederum darf sich als Achter über seine ersten Punkte in der Rallye-WM freuen. Der frühere Formel 1-Weltmeister gab offen zu: „Das war die schwierigste Erfahrung in meiner Rennkarriere – ich wusste es schon vor dieser Rallye. Ich konnte schließlich nichts mehr gewinnen, sondern nur noch verlieren.“
Dass es der „Iceman“ nach zwei Nullrunden nun ins Ziel geschafft hat, freut auch seinen erfahrenen Beifahrer Kaj Lindström: „Ich bin sehr zufrieden, er blieb am ersten Tag ruhig, als es schwierig war. Und er hat auch danach die Ruhe bewahrt und die Punkte nach Hause gefahren.“
Platz neun für Henning Solberg & Ilka Minor
Auf Platz neun landeten Henning Solberg und seine österreichische Co-Pilotin Ilka Minor, was dem Stobart Ford-Duo noch WM-Punkte einbringt – das erklärte Ziel jedoch, bestes Nicht-Werksteam zu werden, hat man damit klar verfehlt.
Den letzten Punkterang erzielte der Sieger der SWRC, Ford Fiesta S2000-Pilot Xevi Pons. Auf Platz elf verpasste der Sieger der PWRC, Subaru-Pilot Patrik Flodin knapp die Punkteränge der großen Spielklasse.
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