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ÖRM: Weiz-Rallye

Sportliche Vorschau auf die Weiz-Rallye

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte zählt die Weiz-Rallye zur "European Historic Sporting Rally Championship" des Weltverbands FIA.

Fotos: Harald Illmer

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte zählt die Weiz-Rallye zur "FIA European Historic Sporting Rally Championship". Als fünfter von neun Läufen dieser Europameisterschaft für historische Boliden bietet die Veranstaltung in der Steiermark somit den Fans auch eine ultimative Zeitreise, die eine erstaunliche Bandbreite an eindrucksvollen Autos aus einigen der berühmtesten Perioden des Rallyesports wiederbelebt.

Gefahren wurde heuer in der "FIA European Historic Sporting Rally Championship" bislang die Rally Costa Brava im März, die Vltava-Rallye (CZE) im April, die spanische Rally de Asturias im Mai und zuletzt die Ypres Rally in Belgien Mitte Juni. Nach der Weiz-Rallye stehen noch die Lahti Rally in Finnland (9./10. 8.), die Rally Alpi Orientali (30./31. 8.), die Rally Elba in Italien (19. bis 21. 9.) sowie abschließend die Mecsek-Rallye in Ungarn (10. bis 13. 10.) auf dem Terminkalender.

Unterteilt ist die "FIA European Historic Sporting Rally Championship" in vier Kategorien: Aus der Kategorie 1 sind in Weiz der mit zwei Siegen in der Gesamtwertung führende Italiener Antonio Parisi (Porsche 911 S) sowie dessen Landsmann Carlo Fiorito (BMW 2002 TI), der Este Alar Hermanson (BMW 2002 TI), der Finne Jari Hyvärinen (Volvo 122), der als Gesamtzweiter ebenfalls gut im Rennen liegende Brite Ernie Graham und der Finne Elias Kivitila (beide Ford Escort Twincam) sowie der in der Gesamttabelle Drittplatzierte Heiko Dlugos aus Deutschland (Ford Escort MKI) am Start.

Auch in der Kategorie 2 sind mit Maurizio Pagella (Porsche 911 SR) aus Italien, dem in Österreich von vielen Rallyes bestens bekannten Italiener Paolo Pasutti (Porsche Carrera RS), den Ungarn Zoltán Sárdi und László Mekler, Vorjahressieger in Weiz (beide Alfa Romeo Giulia 1750), dem Esten Villu Mättik (VAZ 2101), dem Briten James Calvert (VW 1303 S) und dem Schweden Anders Johnsen (Porsche 911 RSR) fast alle Spitzenpiloten in Weiz dabei. Mekler und Pasutti, aber auch Johnsen sind die hartnäckigsten Jäger von Spitzenreiter Carlo Mylle aus Belgien, der mit seinem Porsche 911 RSR natürlich auch dabei ist. Die österreichischen Beiträge in Kategorie 2: Max Lampelmaier aus Salzburg mit dem Wiener Co-Piloten Ralf Rollmann; die beiden sitzen in einem Ford Escort RS 2000, die Niederösterreicher Ossi Posch und Andreas Schmidberger in einem Ford Escort RS 2000 Mk1.

Österreich ist auch in der Kategorie 3 vertreten: Zum einen durch den Mattighofener Routinier Georg Reitsperger und dessen Tiroler Beifahrer Herbert Knödl im VW Golf 165, die heuer zum ersten Mal dabei sind, zum anderen durch das steirische Duo Helmut Schwab/Christian Baier im Mitsubishi Lancer Turbo 2,0, aber auch – und zwar am aussichtsreichsten – durch Ex-Historic-Europameister Karl Wagner mit Co-Pilotin Gerda Zauner aus Wien im Porsche 911, die nach zwei Klassensiegen bei der Vltava-Rallye in der Tschechischen Republik und der Rally de Asturias in Spanien sehr gut auf Kurs liegen, weil sie nur acht Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Pentti Veikkanen haben. Der Finne im Porsche 911 SC 3.0 gilt vor seinen Landsleuten Klaus Wilkman (Triumph TR8) und Esa Peltonen (Toyota Starlet) auch in Weiz als Favorit. Auch dem Italiener Andrea Zivian, der unter dem Pseudonym "Zippo" mit seinem Audi Urquattro durch die historische Rallyeszene rauscht, ist einiges zuzutrauen.

Abschließend hat auch die Kategorie 4 in der "FIA European Historic Sporting Rally Championship" mit dem Schweden Mats Myrsell (Porsche 911 SC), dem Spanier Antonio Sainz (Subaru Legacy Turbo 4WD) oder dem Briten Will Graham ((BMW E30 M3) unter vielen anderen Piloten in Weiz die absolute Spitze aufzubieten. Der absolute Topstar sitzt aber auf dem Beifahrersitz, und zwar im Lancia Delta Integrale des Italieners Luigi Battistolli, der sich kurz und bündig einfach "Lucky" nennt und in der Gesamtwertung Zweiter ist: Er hat mit Fabrizia Pons einen legendären Beitrag zur internationalen Rallyegeschichte neben sich sitzen. Die 64jährige Italienerin gewann 1981/82 mit der französischen Ausnahmepilotin Michèle Mouton am Steuer des Audi Quattro vier WM-Rallyes (Sanremo, Portugal, Akropolis, Brasilien) und gilt daher zu Recht als wohl beste Co-Pilotin der Welt. Dass eine Größe wie Pons am Start steht, darf die steirische Rallye wohl als einen ihrer Höhepunkte in der mittlerweile bereits elfjährigen Historie betrachten.

Auch in der Kategorie 4 gibt es mit den beiden Tirolern Alois Nothdurfter (mit seinem deutschen Beifahrer Thomas Zuppardi) im Ford Sierra Cosworth 2WD und Alfons Nothdurfter (mit dem oberösterreichischen Co Andreas Barthel) in einem Ford Sierra Cosworth 4x4 drei rotweißrote Protagonisten. Neben der "FIA European Historic Sporting Rally Championship" zählt die Weiz-Rallye auch als sechster Lauf zur "FIA CEZ Historic Rally Championship" sowie als vierter Lauf zur "FIA European Rally Trophy Central".

Auch der Kampf um den Staatsmeistertitel geht in seine fünfte Runde. Vier Rallyes lang ist es Jungstar Julian Wagner gelungen, die heftigen Angriffe von Ex-Champion Hermann Neubauer abzuwehren. Setzt sich der Trend in Weiz fort, liegt ein Wechsel an der Spitze jedoch nahe, denn die Statistik spricht klar für den Salzburger Neubauer, der mit seinem Ford Fiesta R5 nicht nur die letzten drei Läufe des heurigen Jahres (Rebenland, Lavanttal und Wechselland) gewinnen konnte, sondern auch in Weiz in den letzten drei Jahren unbesiegbar war. Serien sind jedoch bekanntlich da, um gebrochen zu werden. Diesen Spruch werden neben Jännerrallye-Sieger Julian Wagner im Škoda Fabia R5 zumindest auch sämtliche Spitzenpiloten, die in Weiz am Start sind, im Hinterkopf haben, wenn sie die vielleicht 14 schnellsten Sonderprüfungen des gesamten Jahres in Angriff nehmen.

So lässt sich auch der Grazer Günther Knobloch, der sich in seinem ersten Jahr als R5-Pilot heuer schon zwei Mal (Rebenland und Wechselland) als Nummer drei der nationalen Rallyeszene positionieren konnte, sein steirisches Heimspiel nicht entgehen. Genau diese Rolle als "dritter Mann" will ihm freilich der Vizemeister der letzten Saison, der Oberösterreicher Johannes Keferböck, ebenfalls in einem Škoda Fabia R5, streitig machen und ist in dieser Hinsicht als momentan Dritter der Meisterschaft auch recht erfolgreich.

Gespannt können die Rallyefans aber auch der R5-Premiere von Lokalmatador Kevin Raith entgegensehen. Der 24jährige Steirer aus Obergreith bei Weiz war 2015 im Opel-Cup im Einsatz und in den letzten Jahren eher auf der Rundstrecke anzutreffen. Diesmal lenkt der Rallyeheimkehrer den Peugeot 208 T16 R5 von Willi Stengg. Als Hecht im R5-Karpfenteich will neuerlich Kris Rosenberger wildern. Als spektakuläre "Waffe" bringt der Wahl-Grazer dazu seine 400 PS starke Maschine, den akustisch unvergleichlichen Porsche 997 GT3, mit in die Oststeiermark.

Die Erwartungen der Toppiloten der österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft für ihren Einsatz bei der Weiz-Rallye 2019:

Julian Wagner (Škoda Fabia R5): "Schwierig, schwierig. Jetzt waren zwei Monate Pause, und ich bin nicht im Rallyeauto gesessen, hab mich nur auf meine Arbeit konzentriert. Ich hoffe aber, dass sich vor der Rallye noch ein Test ausgehen wird, damit ich wieder ein bisschen das Gefühl kriege. Sonst ist alles wie immer, ich schau, dass ich wieder was dazulerne und warte, ob der Hermann vielleicht mal einen Fehler macht. Die Weiz-Rallye mag ich eigentlich recht gerne, obwohl's mich dort schon einmal ordentlich zerbröselt hat [2016 mit dem Opel Adam; Anm.]. Andererseits hab ich sie 2017 in der 2WD auch schon mal gewonnen. Weiz ist ja dafür bekannt, dass es dort meistens schön ist und wie aus dem Nichts plötzlich ein heftiges Gewitter runterkommt, aber ich denke, wir sind für alles gut gerüstet."

Hermann Neubauer (Ford Fiesta R5): "Die Rallye Weiz ist meine absolute Lieblingsrallye. Dort ist einfach alles top, und ich habe dort die letzten drei Jahre immer gewonnen. Dementsprechend optimistisch, locker und gerne komme ich auch heuer nach Weiz. Irgendwie ist das ja bereits meine Heimrallye, obwohl ich gar kein Steirer bin. Ich bin fit und motiviert und will einfach Spaß am Sport haben. Noch bin ich in der Meisterschaft der Jäger, aber ich mache mir überhaupt keinen Druck."

Günther Knobloch (Škoda Fabia R5): "Ich bin über die lange Pause, die jetzt war, gar nicht so unfroh gewesen. So habe ich mich endlich auch wieder auf meinen eigentlichen Job konzentrieren können, aber jetzt geht's wieder los, und wir werden versuchen, den Abstand zur Spitze weiter zu minimieren. Zuletzt waren das auf Hermann Neubauer ein paar Sekunden und auf Julian Wagner nur sechs Zehntel. Wir sind jetzt drei Rallyes gefahren und waren zwei Mal auf dem Podest. Damit liegen wir klar über unseren Erwartungen. Und jetzt kommt mit der Weiz die Rallye, die ich eigentlich am besten kenne."

Johannes Keferböck (Škoda Fabia R5): "Ich bin die Rallye Weiz voriges Jahr zum ersten Mal gefahren. Von daher kann ich nicht sagen, dass ich sie schon sehr gut kenne, aber ich bin froh, dass es nach der langen Pause endlich wieder losgeht und freue mich, wieder in einem wirklich tollen Starterfeld dabei zu sein."

Kris Rosenberger (Porsche 997 GT3): "Für mich ist es ergebnistechnisch natürlich wichtig, dass es trocken bleibt. Daher hoffe ich, dass es in Weiz zum ersten Mal seit langer Zeit während der Rallye nicht regnet. Dann bin ich mit meinem Porsche sehr zuversichtlich. Mit einem Top-5-Platz wäre ich sicher sehr zufrieden."

Kevin Raith (Peugeot 208 T16 R5) "Nach einem Gespräch mit Willi Stengg hat sich für mich dankenswerterweise die Möglichkeit ergeben, bei der Weiz-Rallye mit seinem R5-Peugeot zu fahren. Das ist das erste Mal, dass ich in so einen Rennwagen überhaupt bewegen darf, und ich kann nur sagen: Gigantisch! Von der Erwartungshaltung her kann ich natürlich überhaupt nichts sagen. Ich bin schon mit einer Zielankunft zufrieden. Immerhin bin ich seit drei Jahren keine Rallye gefahren, und mit so einer Rakete schon gar nicht."

Ebenfalls R5-Boliden bringen der Slowene Rok Turk (Hyundai i20 R5), der Tscheche Ondřej Bisaha (Ford Fiesta R5) sowie der Ungar Dániel Fischer (Škoda Fabia R5) nach Weiz, aber nicht nur die R5-Piloten wollen in der Klasse der stärksten Allradboliden eine tolle Show auf den Weizer Asphalt zaubern, auch in der S2000-Fraktion brennt alles auf das Duell der beiden Lokalmatadoren Stefan Fritz und Gernot Zeiringer. Allerdings steht hinter dem brisanten Zweikampf der Škoda-Fabia-S2000-Artisten noch ein kräftiges Fragezeichen: Vor seiner Heimrallye ist Stefan Fritz von einem heftigen Unfall bei der Mühlstein-Rallye vor knapp zwei Wochen noch gröber gehandicapt.

Fritz: "Der demolierte Škoda ist in Tschechien zur Reparatur und wird sicher fertig. Mein Problem ist aber, dass ich mir drei Rippen gebrochen und zwei weitere geprellt habe. Ich arbeite mit Hochdruck daran, dass ich bei meinem Heimrennen dabei bin. Dass das nicht der Fall sein könnte, will ich mir gar nicht vorstellen, weil mich der Gernot schon angerufen und gemeint hat, dass es ihm ohne mich auch nur halb so viel Spaß macht. Ich habe mich sogar schon nach einem Spezialkorsett umgesehen, aber das letzte Wort haben natürlich die Ärzte nach meiner Abschlussuntersuchung im Spital."

Zeiringer: "Dem Stefan halte ich alle Daumen, dass er fit wird und wir uns vor unseren Fans matchen können, denn darauf haben wir uns schon das ganze Jahr lang gefreut. Ich persönlich wünsche mir endlich einmal eine Weiz-Rallye ohne Zwischenfälle. Seit 2014 bin ich dabei und war nie konfliktfrei unterwegs. Entweder war ich das Problem oder das Auto. Die Erwartung ist wie immer gleich: ein Platz unter den ersten zehn oder bester Nicht-R5 – und natürlich vor dem Fritz zu sein."

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