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WRC: Deutschland-Rallye

Kann Volkswagen die Rechnung begleichen?

Volkswagen startet mit bislang ungestilltem Siegeshunger bei der Deutschland-Rallye; der Heimsieg beim dritten Anlauf ist das große Ziel.

Bisher überall siegreich, bloß nicht in Deutschland – geht es nach Volkswagen, schließen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila oder Andreas Mikkelsen/Ola Fløene vom 20. bis 23. August 2015 eine kleine, aber entscheidende Lücke in der Erfolgsgeschichte des Polo WRC. Die Deutschland-Rallye, neunter Lauf zur Rallye-WM 2015, ist die einzige Veranstaltung, bei der das 318 PS starke World Rally Car noch nie gewonnen hat.

Auch wenn in den Jahren 2013 und 2014 VW beim Heimspiel rund um Trier nicht gerade mit Glück gesegnet war und jeweils mit unterschiedlichen Fahrern in Führung liegend vorzeitig ausgeschieden ist, geht die Mannschaft die Aufgabe gewohnt akribisch und hoch motiviert an. Das "Unternehmen Heimsieg" ist allerdings alles andere als einfach: Die Deutschland-Rallye ist der erste echte Asphaltlauf der Rallye-WM-Saison 2015 und gilt als ein Event, der Dramen geradezu provoziert.

"Eines ist klar: Unsere Bilanz bei unserem Heimspiel spiegelt weder unsere hohen Ziele noch unsere bisherige Performance in Deutschland wider", so Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito. "Es gibt keinen WM-Lauf, bei dem unser Siegeshunger so groß und doch so ungestillt ist. Sowohl 2013 als auch 2014 hätten wir aus eigener Kraft den Sieg hier holen können, sind aber jeweils mit Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala in Führung liegend ausgeschieden; aber auch, wenn uns das Glück daheim nicht gerade treu war, gibt es keinen Grund, warum wir nicht auch 2015 um Platz eins kämpfen sollten."

"Mit Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala haben wir zwei Siegertypen auf Asphalt am Start; Andreas Mikkelsen ist längst reif für seinen allerersten Laufsieg und auf allen Untergründen schnell", sagt Capito vor dem Lauf rund um Trier. "Und auch das Team hinter den Dreien ist eine Siegertruppe: Sie wird bei der Rallye Deutschland keine Kompromisse eingehen, jeder Einzelne wird noch eine Schippe Fleiß und Perfektion obendrauf legen."

Keine Angst vor der verwünschten Heimrallye

Mit dem üblichen Respekt vor jedem Rallye-WM-Lauf, aber keinesfalls mit Angst begegnet Volkswagen der Deutschland-Rallye. Anders als in den Vorjahren setzt Volkswagen kein neu aufgebautes, sondern bewährte Gebrauchtchassis für Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala ein – jene, die bereits bei der "Monte", in Mexiko, Portugal und Polen am Start waren.

Und noch etwas hat sich seit Jahresfrist verändert: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila sind erwiesene Asphalt-Sieger – 2014 feierten sie bei der Frankreich-Rallye den ersten finnischen Erfolg auf diesem Untergrund nach fast 15 Jahren Tagen und nebenbei auch den Sieg beim schnellsten Asphaltlauf aller Zeiten. Andreas Mikkelsen/Ola Fløene zeigten bei dieser Gelegenheit mit Platz zwei ebenfalls, dass sie absolute Allrounder sind, nachdem sie zuvor bereits auf Eis und Schnee in Schweden und auf Schotter bei der Polen-Rallye auf dieser Position gelandet waren.

Um beim ersten reinen Asphaltlauf seither an diese Erfolge anzuknüpfen, hat Volkswagen sich bei Testfahrten auf Korsika und in Deutschland auf die speziellen Bedingungen bei der Deutschland-Rallye gewohnt akribisch vorbereitet und mit allen drei Fahrerpaarungen Basisabstimmungen für den Polo WRC erarbeitet.

Vier Mal Panzerplatte, ein Klassiker zum Schluss

Die Rallye-WM-Fahrer erwartet bei der Deutschland-Rallye 2015 viel Gewohntes. Keine Sonderprüfung ist den Teilnehmern gänzlich unbekannt. Die berühmt-berüchtigte Panzerplatte auf dem Truppenübungsplatz Baumholder – mit ihren unnachgiebigen "Hinkelsteinen" – steht mit zwei unterschiedlichen Prüfungen am Samstag viermal auf dem Programm.

Das Areal, das nur während der Deutschland-Rallye für Zivilisten geöffnet wird, hat in der Vergangenheit wegen seines besonders rutschigen Asphalts in Kombination mit jenen Hinkelsteinen, die dafür gedacht sind, Panzer aufzuhalten, für allerlei Dramen gesorgt. Mit entsprechendem Respekt begegnet die Weltelite des Rallyesports diesen speziellen SP – 2015 mit 2,87 und 45,61 km die längste und die kürzeste Prüfung der Deutschland-Rallye.

Das Highlight sind allerdings die beiden Sonderprüfungen am Sonntag. Stein & Wein sowie Dhrontal werden durch das für die Deutschland-Rallye sinnbildliche Geschlängel entlang der Weinberge geprägt. Der zweite Durchgang der SP Dhrontal bildet die abschließende Powerstage, auf der Zusatzzähler für die besten drei Fahrer vergeben werden.

VWs Bester: Andreas Mikkelsen und das Podium 2014

Sie haben das bisher einzige Podiumsresultat für Volkswagen in Deutschland gefeiert: Andreas Mikkelsen und Ola Fløene. 2014 beendeten sie die Heimrallye des Herstellers auf der dritten Position. Sechs Wochen später wiesen sie ihr Tempo auf diesem Untergrund erneut nach, mit Rang zwei bei der Frankreich-Rallye, die 2014 noch im Elsass ausgetragen wurde. Vor seinem 60. WM-Start hat Mikkelsen zehn Podiumsresultate auf der Habenseite – auf der Sollseite allerdings nach wie vor ein Sieg.

Nur ein Sieg würde Sébastien Ogier und Julien Ingrassia bei der Deutschland-Rallye 2015 frühzeitig zum Weltmeister küren. Und selbst in diesem Fall wären sie auf die Mithilfe ihrer direkten Gegner Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, Mads Østberg/Jonas Andersson (Citroën), Andreas Mikkelsen/Ola Fløene sowie Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai) angewiesen. Denn Ogier/Ingrassia müssten in Deutschland ihren derzeitigen Vorsprung von 89 um 23 auf 112 Zähler ausbauen. 25 Punkte gibt es für einen Sieg, weitere drei für den Gewinn der Powerstage.

Auf Wiedergutmachungstour sind Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila, sie möchten in Deutschland ihren Frieden mit der Rallye rund um Trier machen. 2014 fuhren sie in einer Liga für sich und hatten sich über eine Minute Vorsprung erarbeitet, bevor sie am Abschlusstag von der Strecke rutschten und den Traum von ihrem ersten Asphaltsieg ad acta legen mussten. Der folgte kurze Zeit später in Frankreich. Sollte Latvala besser als Platz sieben abschneiden, wäre die WM-Vorentscheidung zugunsten von Ogier in jedem Fall vertagt.

Volkswagen-Stimmen vor der Deutschland-Rallye

Sébastien Ogier: "Ich denke mit gemischten Gefühlen an die Deutschland-Rallye. Einerseits habe ich dort 2011 gewonnen und war immer schnell unterwegs. Auf der anderen Seite habe ich 2014 schmerzhaft zu spüren bekommen, dass kleine Fehler auf den schmalen Straßen sofort bestraft werden. Aber das ist Vergangenheit. Dieses Jahr wollen wir es besser machen und das ist auf jeden Fall möglich. Wir müssen aber auf den Punkt konzentriert sein und Fehler vermeiden. Vor der Deutschland-Rallye haben wir bei einem Test in Trier zusätzlich Bremsen getestet, damit wir auf die Herausforderungen der Asphalt-Pisten optimal vorbereitet sind. Viele Abschnitte der diesjährigen Deutschland-Rallye sind ähnlich oder identisch mit denen des vergangenen Jahres. Besonders gefallen mir die kurvenreichen Sonderprüfungen entlang der Weinberge. Sie sind schön zu fahren und machen im Polo richtig Spaß. Unter bestimmten Umständen könnten Julien und ich bereits in Deutschland die Titel in der Fahrer- und Beifahrer-WM holen. Aber wir werden nur auf uns schauen und wollen die Rallye erfolgreich beenden – im Optimalfall natürlich in der Mitte des Podiums."

Jari-Matti Latvala: "Für das Team ist das Heimspiel in Deutschland natürlich etwas Besonderes. Ich bin auf jeden Fall bereit. Der Sieg in Finnland hat mir einen enormen Motivationsschub gegeben. Davor lief es nicht so rund, aber bei meiner Heimrallye habe ich gezeigt, dass ich mich im direkten Duell durchsetzen kann. Wir haben dieses Jahr zudem auf Korsika getestet. Also konnte ich mich schon an das Fahren auf Asphalt gewöhnen. Asphaltrallyes sind sehr speziell, weil wir Fahrer uns in kurzer Zeit auf verschiedene Oberflächen mit unterschiedlichen Eigenschaften einstellen müssen. Besonders schwierig ist das bei der Deutschland-Rallye auf der Sonderprüfung Panzerplatte – meiner Lieblingsprüfung. Es ist zum Teil wie in Finnland: hügelig, die Straße ist breit, der Grip verändert sich ständig, und die Geschwindigkeit ist hoch. Das mag ich, weil es flüssig zu fahren ist. Entlang der Weinberge ist es wesentlich technischer. 2013 habe ich die Deutschland-Rallye bis Samstag Nachmittag angeführt, vergangenes Jahr bis Sonntag Morgen – dieses Jahr wäre es schön, wenn ich die Führung bis zum Ende halten könnte. Realistisch ist eine Top-Drei-Platzierung. Das ist mein Ziel."

Andreas Mikkelsen: "Eigentlich fahren wir bei der Deutschland-Rallye drei Asphaltrallyes an einem Wochenende, weil sich die Untergründe an den drei Tagen stark voneinander unterscheiden. Vor der Deutschland-Rallye habe ich in den Weinbergen getestet, damit ich mich an den Untergrund im Rallyetempo gewöhnen konnte. Seit der Rallye Monte-Carlo bin ich schließlich nicht mehr auf Asphalt gefahren. Ich freue mich aber darauf. Die Sonderprüfungen in Deutschland gefallen mir, und ich hoffe, dass ich schnell meinen Rhythmus finde. Vergangenes Jahr war ich bester Volkswagen-Pilot auf Platz drei. Dieses Jahr wollen wir als Team natürlich besser abschneiden. Ich erwarte, dass wir um die Spitze kämpfen. Dabei dürfen wir aber die Konkurrenz nicht vergessen: Mein Freund Thierry Neuville und Hyundai haben hier vergangenes Jahr gewonnen. Dazu ist Citroën mit Kris Meeke und Mads Østberg immer schnell auf Asphalt. Auch das Wetter kann ein entscheidender Faktor sein, da es sich ständig ändert. Es gibt also viele unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Bei der Finnland-Rallye habe ich durch meinen Ausfall den zweiten Platz in der Fahrer-WM verloren. Den möchte ich natürlich mit einem guten Ergebnis bei der Deutschland-Rallye zurückerobern. Mein Ziel ist es, um die Top Drei zu kämpfen."

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