Planai Classic 2011 | 04.01.2011
Die Stimmen vor dem Start
Ob Weltmeister, Europameister, Obersthofmeister oder Mobilfunk-CEO – alle lieben die Herausforderung namens Planai Classic. Die Stimmen vor dem Start.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Markus Kucera/Planai Classic
Im Gasthof Zirngast haben sich am Montagabend die Protagonisten der Planai Classic noch einmal mit Fischgerichten und herzhaften Steaks gestärkt, ehe am Dienstag der Startschuss zur Kult-Winterrrallye Planai Classic fällt.
Bei der Planai Classic geht es darum, einen Schnitt von 40 km/h auf die Tausendstelsekunde einzuhalten – manch junger Rallyepilot rümpft da schon einmal die Nase.
Waldegaard: „Komplett andere Art von Wettkampf“
Björn Waldegaard, der Rallye-Weltmeister des Jahres 1979, hat dafür Verständnis: „Ich bevorzuge auch die Speedrallyes - denn ich liebe es, Vollgas zu geben.“
Und hätte es da nicht die Ennstal Classic, die sommerliche Schwester der Planai Classic gegeben, hätte Waldgaard womöglich nie die Herausforderungen einer Gleichmäßigkeitsrallye entdecken können. Der 67-jährige Schwede nickt: „Durch die Ennstal Classic kam ich auf den Geschmack. Mir hat das sehr gefallen, denn es war so eine komplett andere Art von Wettbewerb.“
Hat er womöglich die Gleichmäßigkeitsrallyes unterschätzt? Waldgaard gesteht: „Ich dachte mir schon, dass es leichter ist, als es dann in Wirklichkeit war – denn es ist sehr, sehr schwierig. Das Zusammenspiel mit dem Beifahrer ist viel wichtiger als bei den Speedrallyes. Bislang habe ich noch keine Gleichmäßigkeitsrallye gewinnen können – aber ich werde es so lange probieren, bis es mir endlich gelingt.“
Waldegaard gibt aber auch offen zu: „Manche der Prüfungen hier sind dermaßen schön, dass ich gegen mich selbst kämpfen muss, um nicht Vollgas zu geben.“ Doch bald schon, in Belgien, wird er das wieder tun können – bei einer Speedrallye, mit einem Ford Escort.
Stig Blomqvist, der Rallye-Weltmeister des Jahres 1984, wird bei der bevorstehenden Jänner-Rallye rund um Freistadt einen Mitsubishi Lancer Evo X pilotieren. Welche Chancen gibt ihm sein früherer Gegner Waldegaard? Der Ex-Weltmeister sagt: „Ich kenne von den österreichischen Piloten eigentlich nur Andi Aigner – aber ich denke, dass es Stig in die Top 5 schaffen kann.“
Aaltonen: „Ich liebe diese Herausforderung“
Eine Teilnahme an der Jänner-Rallye würde auch „Rallye-Professor“ Rauno Aaltonen, seines Zeichens Europameister des Jahres 1965 interessieren: „Ja, das könnte ich mir vorstellen. Aber da müsste ich schon ein bisschen üben. Ich fahre derzeit hauptsächlich Rundstreckenrennen – bei einem Mini-Rennen in Goodwood, an dem auch sechs ehemalige Formel 1-Weltmeister teilgenommen haben, wurde ich im Sommer Zweiter.“
Aaltonen verrät: „Als ich angefangen habe, gab es ja ausschließlich Gleichmäßigkeitsrallyes. Allerdings war der Durchschnitt damals unerreichbar, das war ein reines Straßenrennen. Da hat der Schnellste gewonnen.“
Die Ennstal Classic konnte Aaltonen bereits für sich entscheiden – deren kleine, frostige Schwester Planai Classic übt für den Finnen, der am 7. Jänner seinen 73. Geburtstag feiert, einen ganz besonderen Reiz aus: „Man fährt auf vereisten Straßen, man hat enge Kehren – und aus irgendeinem Grund hat der Veranstalter Helmut Zwickl die Gabe, dass er immer hinter jener Kehre den Lichtschranken positioniert, bei der ich Verspätung habe. Aber ich liebe diese Herausforderung.“
Roubinek: „Nicht superernst, aber ernst“
Einer Premiere fiebert „Wir sind Kaiser“-Star, „Obersthofmeister Seyffenstein“ alias Rudi Roubinek entgegen – nachdem er im Vorjahr an der Seite von PWRC-Weltmeister Andi Aigner sein Debüt gab, wechselt er heuer erstmals selbst ans Steuer. Er pilotiert einen Volvo 142 aus dem Jahre 1968.
Ob er sich von Aigner etwas abschauen konnte? Roubinek sagt: „Der Andi erfreute die Fans mit schönen Drifts. Aber ich weiß nicht, ob wir mit unserem großen, schweren Auto driften können – und da es nicht unser Auto ist, werden wir damit sehr vorsichtig umgehen.“
Gemeinsam mit Navigator Günther Schrems strebe er „einen Platz im Mittelfeld“ des rund 50 Wagen starken Feldes an, verrät Roubinek: „Unauffällig, aber effektiv – das ist unsere Taktik. Nicht superernst, aber ernst.“
Handy-CEO liebt Purismus
Ernst nimmt es auch Michael Krammer, CEO von Planai-Sponsor „Orange“. Der 50-jährige Wiener und sein Navigator Andreas Ulm pilotieren einen Porsche 911 T aus dem Jahr 1970. Krammer widmet schon einmal einen ganzen Tag der Vorbereitung auf die Planai Classic: „Man sieht sich die Kalibrierung an, da gibt es eigene Messstrecken. Man schaut sich die Straßenbedingungen an. Die Vorbereitung ist sehr wichtig.“
Krammer hat auch ein ganz konkretes Ziel vor Augen: „Vor zwei Jahren haben wir bis Schladming geführt und sind dann Siebte oder Achte geworden. Letztes Jahr landeten wir in den Top 5. Wir haben es bislang immer in die Top 10 geschafft – und das ist auch heuer unser Ziel.“
Der beruflich mit Hightech umgebene Familienvater schwärmt von den puristischen Vorgaben der Planai Classic: „Genau das fasziniert mich – weil es auf das Ursprüngliche reduziert ist. Mechanische Stoppuhren, eine mechanischer Kilometerzähler. Und that’s it – das ist das Schöne daran.“
Am Dienstag um punkt 12 Uhr wurde die Planai Classic mit dem Qualifying auf der Gröbminger Trabrennbahn eröffnet.
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