CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Planai Classic 2011

Weckerle siegt nach „Planai-Coup“

Michael Münzenmaier war für viele bereits der sichere Sieger – doch mit nur einer Hundertstelsekunde Abweichung konnte Pius Weckerle den Sieg an sich reißen.

Michael Noir Trawniczek
Foto: Markus Kucera

Normalerweise ändert sich auf der abschließenden Planai-Bergprüfung nur noch wenig an der Reihung, der Sieger der Planai Classic steht in den meisten Fällen nach dem ersten Tag, nach dem abendlichen Nachtprolog fest.

Doch an diesem sonnigen Mittwoch war es anders: Pius Weckerle und Werner Gassner, die in ihrem Mini Cooper S aus dem Jahr 1966 nach dem Nachtprolog 18 Strafpunkte mehr als die führenden Michael Münzenmaier und Peter Pech (Opel Ascona A Rallye, Bj.1971) am Konto hatten, sorgten auf der Planai Bergstraße für den großen Coup.

Zweimal mussten die verbliebenen 41 Teams die Bergprüfung absolvieren - Ziel war es, zwei möglichst identische Zeiten zu produzieren. Dabei gelang dem Deutschen Münzenmaier mit einer Abweichung von 26 Hundertstelsekunden ein wie er sagt „üblicher Wert“. Das Duo Weckerle/Gassner jedoch fuhr zwei beinahe identische Zeiten, erzielten eine sagenhafte Abweichung von lediglich einer Hundertstelsekunde.

Somit konnte Weckerle mit nur sieben Strafpunkten (=sieben Hundertstel Abweichung) mehr seinen ersten Sieg bei der Planai Classic bejubeln, nachdem er bei der Kult-Winterrallye bereits zweimal den zweiten Platz errungen hatte.

“Reine Glückssache“

Weckerle jubelte über den Premierensieg, räumte aber auch ein: „Es war eine reine Glückssache – dass man nur eine Hundertstelsekunde Abweichung hat, das kann man nicht planen. Gegen Münzenmaier zu gewinnen, ist eine gute Leistung. Doch wenn er beispielsweise nur 16 Hundertstelsekunden Abweichung gehabt hätte, wäre es sich bereits nicht mehr ausgegangen.“

Münzenmaier gratulierte herzlich und erklärte: „Dass man auf der Planai Bergprüfung nichts gewinnen, sondern nur verlieren kann, wie es so oft heißt, ist nicht ganz richtig, wenn man die gestrigen Zweitplatzierten und nunmehrigen Sieger betrachtet. Die sind einfach sensationell gefahren und haben den Sieg sicher verdient. Ein Hundertstel Unterschied – da möchte ich ganz herzlich gratulieren, das war toll. Unsere Abweichung von 26 Hundertstel ist normal auf dieser Prüfung, aber wenn jemand nur eine Hundertstel Differenz hat, dann hat er verdient gewonnen.“

“Tolle Sonderprüfungen“

Sieger Weckerle zeigte sich von der 15. Ausgabe der Planai Classic begeistert: „Der Schnee und das Eis haben sicher einen großen Reiz ausgeübt – im Vorjahr, bei nahezu trockenen Bedingungen, war es sicher einfacher.“

Er sprach zudem den Veranstaltern Helmut Zwickl und Michael Glöckner ein großes Lob aus: „Es gab wirklich tolle Sonderprüfungen, die Kontrolleure sind auch nicht wirklich ‚böse’ gestanden. Am schwierigsten war für mich die Prüfung Vorberg, was aber an unserem Auto liegt.“ Lachend fügte Weckerle hinzu: „Der Mini Cooper S ist für mich sicher nicht das optimale Auto für die Planai Classic.“

Der zweitplatzierte Michael Münzenmaier zeigte sich hingegen begeistert von seinem Boliden: „Der Opel Ascona war eine Sensation – ich habe das Auto zwei Tage vor der Rallye bekommen, das ist eigentlich unvorstellbar. Ich hatte also überhaupt keine Übung mit diesem Auto – ich hatte vor der Hinterachse, auf der Rückbank rund 50 Kilogramm Gewicht liegen und das Auto verhielt sich dermaßen ausgeglichen. Die 150 PS brauchst du – und er hat eine kleine Lenkübersetzung, das ist so spielerisch zu fahren, wirklich sensationell.“

Auf Platz drei landeten Franz Brachinger und Otmar Schlager im BMW 2002 Tii, die jedoch bereits um 161 Hundertstelsekunden mehr Abweichung als das Siegerduo aufweisen.

Aaltonen knapp vor Waldegaard

Das Duell der Rallye-Legenden konnte Rauno Aaltonen für sich entscheiden, der die Rallye trotz eines Malheurs auf der Bergprüfung auf Platz zehn beenden konnte, sein Gegenspieler Björn Waldgaard landete jedoch nur knapp dahinter auf Rang elf.

Aaltonen erzählte, was ihm und seinem Navigator Manfred Huber auf der Planai-Bergprüfung passierte: „Unser Entfernungsmessgerät hat versagt. Einmal lagen wir sogar sechs Sekunden zurück, doch wir haben es geschafft, und ich glaube sogar recht gut.“

Am Abend stand im Planai-Stadion noch das Rennen der Skilegenden auf dem Programm – als solche wird auch Rallye-Legende Franz Wittmann senior an den Start gehen, denn vor seiner beispiellosen Rallye-Karriere war der Niederösterreicher bekanntlich auch auf den zwei Brettern eine Größe…

Zur Planai-Classic Website

News aus anderen Motorline-Channels:

Planai Classic 2011

Weitere Artikel:

Wenn Genossen den Eid genossen

Helden auf Rädern: Shanghai SH760

Automobilbau in China? Vor 70 Jahren nahezu unvorstellbar. Dafür zeigte der SH760, wie schnell sich in diesem Land das Blatt wenden und man in diesem Spiel dazulernen kann. Ein Auto wie ein Spiegelbild der Lernkurve eines Landes.

Zweierlei Reibwerte

Helden auf Rädern: VW Öko-Polo

Viele technische Neuerungen sind älter als sie scheinen. Oft ist die Zeit aber einfach noch nicht reif dafür, weswegen ambitionierte Technik oftmals in der Schublade verschwindet. Der Öko-Polo zeigt aber, dass ein wenig Abwarten auch Vorteile haben kann.

Der internationale Kompromiss

Helden auf Rädern: Monteverdi Safari

Wenn keiner mehr luxuriöse Sportwagen möchte, liegt die Lösung nicht immer bei preisgünstigen Modellen. Luxuriöse Offroader sind eine probate Alternative, und so verhalf der Safari Monteverdi zum größten Erfolg der Firmengeschichte.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Gerade in Zeiten der Krisen muss man in die Vollen gehen. So hätte der Pontiac Tojan der erste Supersportwagen überhaupt werden können. Aber irgendwie fehlte es dann doch am notwendigen Mut.

Gutes Rezept, falscher Zeitpunkt

Helden auf Rädern: MG ZS 180

Als praktisch alles schon verloren war, lieferte MG Rover ein Paradebeispiel für cleveres Engineering. Vor allem, weil der ZS ursprünglich der Unsportlichste der Modellpalette war.