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Reine Nervensache

In den letzten Stunden bis zum Ende ersten 24h-Rennens in Bahrain blieben die Podiumsplätze unverändert, dennoch lagen die Nerven blank.

Johannes.Gauglica@motorline.cc, Fotos: renn.tv/Mike Frison

"Reine Nervensache" bis ins Ziel

Schrecksekunde für das führende Lechner-Konrad-Team zwei Stunden vor Schluss: Beim Verlassen der Box konnte Fahrer Michael Schrey den Speed-Limiter nicht deaktivieren - somit musste er eine komplette Runde, über sechs Kilometer, im Boxengassen-Tempo um die Strecke schleichen.

Das Problem konnte behoben werden, Schrey übergab den Porsche sofort wieder an den schnelleren Wolfgang Kaufmann. Damit reduzierte sich der Vorsprung der führenden Mannschaft auf vier Runden gegenüber dem ebenfalls waidwunden BMW Z4M Coupé von Duller Motorsport. „Meine Nerven liegen blank“, gab Teamchef Franz Konrad zu.

Am "blauen Blitz" von Duller war nicht nur die Kupplung ausser Betrieb, unter immer stärker Vibrationen begann sich sogar das Armaturenbrett aufzulösen - das alles nach 20 Stunden Fahrzeit. Teamchef Hermann Duller: „Wir können im Moment nur die Daumen drücken, müssen aber mit allem rechnen“. Mittlerweile ließ der Regen nach, aber die Strecke trocknete nur langsam auf.

Sieg für Konrad-Lechner

Hinter den ersten drei waren einige Teams auf Lauerstellung, allen voran GPR Racing Pino aus Belgien auf Gesamtrang 4 und Land Motorsport auf dem fünften Platz. Beide waren noch noch in Schlagdistanz zum Podium - mit der besseren Ausgangslage für das belgische Porsche-Trio, knappe 20 Sekunden hinter dem drittplatzierten Ferrari. Die Land-Truppe hatte wiederum volle zwei Runden Rückstand auf Platz 4. Die Marschroute von Wolfgang Land für die letzten zwei Stunden war einfach: „Volles Rohr - wir geben alles, was geht“, mit einer Serie von schnellen Runden.

Es reichte nicht: Joe Macari, Rob Wilson und Ben Aucott fuhren für das Le-Mans-erfahrene Team JMB den letzten Platz am Stockerl nach Hause. Auf dem zweiten Platz, erschöpft aber glücklich: Die Mannschaft rund um Hermann Duller aus Kärnten mit Dieter Quester, Philipp Peter, Jarek Janis und Vincent Vosse. Und ganz oben, als Kompensation für ein schwieriges Jahr 2006, steht der seit langem in Deutschland ansässige „Exil-Grazer“ Franz Konrad mit seinen Fahrern Wolfgang Kaufmann, Michael Schrey, Luciano Da Silva und Miro Konopka - die Zusammenarbeit mit Walter Lechner war ein Erfolg.

Diesel: Doppelsieg für VW Austria

Die Selbstzünder-Klasse sah eine fabelhafte Bahrain-Premiere der neuen VW Golf TDi vom VW Rallye Team Austria, mit einem astreinen Doppelsieg vor dem favorisierten und PS-stärkeren Alfa Romeo 147. Die Rallye-Asse hatten zunmächst die Nase vorne Waldherr, Danzinger, Kogler und Stigler hatten in den Nachtstunden dann allerdings Pech. An beiden Golf lösten sich während des Rennens Räder – während der Nr. 22 dieses Missgeschick stets in Zielnähe passierte, musste Nr. 21 den langen Weg rund um den Kurs antreten. Später machte die Elektrik "Manderln".

Damit waren Willi Rabl, Erich "Tessitore" Weber und Hermann Berger vorne und blieben es auch. Die Maximalfahrzeit von zweieinhalb Stunden pro Turn konnten die Fahrer jeweils ohne Tankstops ausnutzen, dadurch drang die Selbstzünder-Spitze bis auf die Gesamtränge 11 und 12 vor, mitten unter Porsche, BMW und Co. Zwischenzeitlich führte auch der schnelle Alfa aus Deutschland, dieses Team fiel dann aber zurück und musste sich mit Platz 3 begnügen.

Die Golfs reisen, wie einige andere Autos auch, gleich direkt weiter nach Dubai für das 24-Stunden-Rennen im Jänner 2007.

Stimmen nach dem Rennen:

Wolfgang Kaufmann (Konrad-Lechner Motorsport): „Zum ersten Mal in meiner Karriere stehe ich bei einem 24-Stunden-Rennen ganz oben auf dem Siegerehrungspodest. Ein Sieg bei einem 24h-Rennen ist immer etwas ganz Besonderes - dieser Erfolg ist einfach großartig. Die Mannschaft rund um Franz (Konrad) hat das Auto hervorragend vorbereitet und unser Porsche lief fast problemlos.“

Franz Konrad (Konrad-Lechner Motorsport): „Wir haben nicht erwartet hier zu gewinnen - umso größer ist die Freude beim ersten 24-Stunden-Rennen auf dem Bahrain International Circuit als Sieger über die Ziellinie zu fahren. Das Team und die Fahrer haben alle einen super Job gemacht - ohne sie wäre der Erfolg gar nicht erst möglich gewesen. Ein großes Dankeschön an die Organisatoren - es war eine tolle Veranstaltung und wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder.“

Philip Peter (Duller-Motorsport): „Wir sind von Anfang an auf Angriff gefahren und mussten wirklich alles geben. Unglücklicherweise hatten wir ein Problem mit dem elektronischen Gaspedal welches uns rund 37 Minuten an der Box gekostet hat. Wir haben alles versucht, die Zeit wieder aufzuholen und sind in der Nacht die schnellsten Rundenzeiten gefahren. Leider hat es am Ende nicht ganz gereicht. Es ist sehr schade für das Team, denn wir waren insgesamt sehr schnell unterwegs.“

Joe Macari (JMB-Racing): „Die Atmosphäre beim ersten 24h-Rennen in Bahrain war beeindruckend und die Langstreckenvariante macht sehr viel Spaß. Die regnerische Nacht war sehr anstrengend. Es ist toll, dass mit Porsche, BMW und Ferrari drei unterschiedliche Marken auf den ersten drei Plätzen ins Ziel gekommen sind. Für die Leute in Bahrain war es sicherlich ein tolles Rennen.“

Martin Whitaker, Geschäftsführer des Bahrain International Circuit: „Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen, aber wir haben gemeinsam den Grundstein für eine längerfristige Zusammenarbeit gelegt. Ein Termin im November oder im Februar zählt genauso zu den primären Zielen, wie eine größere Anzahl an Teilnehmern. Für den BIC und das Land Bahrain ist das 24h Race of Bahrain eine wunderbare Gelegenheit, sich und das Land den Menschen zu präsentieren. Dies wollen wir durch eine verstärkte Kooperation mit den Organisatoren erreichen.“

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