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Jäger und Gejagte

"Double" für MAN, Comeback von Kamaz oder Überraschung durch Ginaf? Österreich fährt mit - Dakar-Trucks made in Vienna.

Johannes.Gauglica@motorline.cc: Bilder: PHOTO4, MAN, Kamaz, Hino

Die Cowboys der Landstraße können nicht einmal mehr bei der Dakar ihre Freiheit genießen. Sie bekommen zwar keine Maut-Box verordnet, aber ein Tempolimit.

Maximal 150 km/h dürfen die Race-Trucks erreichen, Überschreitungen kosten empfindliche Strafen, beginnend bei 500 Dollar für Ersttäter.

A MAN’s world?

MAN hat einen Titel zu verteidigen. Die Herren Kraftfahrer im holländischen Werksteam heißen Hans Stacey, Franz Echter (mit dem Motorenzauberer Artur Klein als Mechaniker) und Geert Verhoeven.

Stacey gewann die Dakar 2007 ebenso wie die heurige Transorientale. Der Holländer mit Sinn für Show ist der selbsternannte „MAN with a mission“.

Apropos MAN: Peter Reif scheint heuer als einziger österreichischer Pilot in der Nennliste auf, er steuert einen MAN als Support-Fahrzeug für KTM.

Neben den beiden Renn-Trucks aus Holland sind heuer dreißig solcher „fast support“-Lkw der Marke dabei. Und auf die dürfen auch wir stolz sein, denn sie stammen allesamt aus Wien-Liesing.

Das Allrad-Kompetenzzentrum MAN Österreich liefert mittlerweile aufgrund der Nachfrage eine eigene Performance-Variante für Rallyes auf Basis der Baureihe TGS, mit dem modifizierten Rennmotor aus der Truck-Europameisterschaft.

An Bord sind neben Leistungssteigerungen allerlei Rallye-Spezifika wie das Reifendruck-Kontrollsystem, mit dem der Fahrer je nach Terrain vom Cockpit aus den Reifendruck verändern kann. Der Überrollkäfig und die Aufbauten werden von Drittfirmen maßgeschneidert.

Um den Sieg reden diese Trucks nicht mit, das ist nicht ihre Aufgabe. Für die Renn-Prototypen lieferte man die Grundkomponenten; ihre Konstruktion ist aber reine, hochspezialisierte Rennwagentechnik.

Sprechen Sie deutz?

Wir bleiben in Wien: Deutz Austria hat in Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus in Köln einen etwas „verschärften“ Motor für die beiden Liaz-Trucks von Martin Macik und Marek Spacil geliefert. TCD2015V08 heißt die 16-Liter-Maschine, die hauptsächlich in mobilen Arbeitsmaschinen zum Einsatz kommt - selten jedoch so mobil wie die beiden tschechischen Boliden.

Hier seien als Beispiel die Leistungsdaten erwähnt: wir reden von 600 kW bei 2.100 U/min. Das maximale Drehmoment von rund 3.200 Nm steht ab 1.100 Touren zur Verfügung. Anden, erzittert!

Vielleicht im Aufschwung: Die ganz glorreichen Dakar-Tage von Liaz sind lange her; aber Spacil war bei der heurigen Transorientale immerhin beachtlicher Vierter der Klasse.

Ebendort erlebte das große Favoriten-Team der Dakar eine schwarze Stunde.

Die Supermacht

Kamaz ist heutzutage quasi das russische Nationalteam: das Beste, was Russland im Motorsport zu bieten hat. Nicht zuletzt deshalb will die Firma aus Tatarstan den Dakar-Titel wieder zurück, und zwar flott.

Auf den mächtigen Flanken der Kamaz 4911 leuchtet nicht mehr der rote Stern, sondern der rote Bulle. Einen Stern gibt’s auch wieder, aber in Silber und (derzeit) nur ganz klein: Mercedes-Benz hat sich mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Die Herren Wladimir Tschagin, Firdaus Kabirov und Ilgizar Mardejew drehen an den großen Lenkrädern. Der Tiefpunkt des Jahres für die tatarischen Super-Trucker kam ausgerechnet beim Heimspiel.

Nach einem tödlichen Unfall (Kollision des Trucks von Wladimir Tschagin mit dem Motorradfahrer Philippe Tonin, der keine Überlebenschance hatte) zog sich das Team aus der Transorientale zurück.

Wuf, Gerard & Ginaf

Zu einer richtigen Streitmacht ist das Kontingent der Spezialmarke Ginaf angewachsen. Die holländische Firma baut ihre Trucks teilweise unter Verwendung von DAF-Komponenten und zeigt hier ihre technischen Fähigkeiten.

Man gönnt sich ein eigenes Werksteam, gefahren werden X2222 mit Caterpillar-Power aus satten 18 Litern Hubraum.

Hauptfahrer Wuf van Ginkel war immerhin Vierter der Dakar 2007. Für die Premiere eines Dreijahres-Projektes keine schlechte Leistung; am Schluss will man auf dem Podium stehen.

Ein ganz großer Name der Dakar vertraut ebenfalls auf Ginaf. Das Team De Rooy hat in den 1980ern die Truck-Klasse dominiert, dieser Tage ist man am Weg zurück an die Spitze.

Das Team teilt sich heuer auf: Jan de Rooy hat sich für das Africa Race, die Gegenveranstaltung mit Ziel in Dakar entschieden; Gerard De Rooy startet in Buenos Aires. Mutet man sich da zuviel zu?

Der 27 Jahre alte De Rooy jun. hat einen manchmal etwas zu schweren Gasfuß, nach dem Motto „Sieg oder Crash“. Sein Ginaf X2223 hat ein Triebwerk von Iveco.

Czech this out!

Genau wie Liaz war Tatra früher eine der stärksten Truck-Marken bei der Dakar. 2001 konnte man zuletzt gewinnen, in letzter Zeit bleiben die Siege zumindest in Afrika aus.

Ales Loprais, Tomas Tomecek und Andre de Azevedo vertrauen wieder auf die Allradler aus Koprivnice.

Loprais war bei der ’07er-Dakar Dritter und hat heuer die ungarische Baja gewonnen, er wird wieder auf die Selbstzerstörung der Schnellsten seiner Klasse hoffen.

Herrn Sugawaras Ungeheuer

Die japanische Nutzfahrzeug-Tochter von Toyota konzentriert sich auf die „kleine“ Klasse bis 10.000 ccm Hubraum und unterstützt das Team Sugawara.

Yoshimasa und Terohito Sugawara fahren im Werk konstruierte Renn-Trucks der Serie 500, genannt „Little Monster“.

Rekorde: Für Yoshimasa Sugawara wird es die 25. Teilnahme in Folge bei der Dakar. Und in den 17 bisherigen Starts der Marke Hino hat es keinen einzigen technischen Ausfall gegeben.

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