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Rallye-WM: Irland

Schwierige Saison mit abgespecktem Feld – wer kann Loeb schlagen?

Erstmals wird die WM-Saison in Irland eingeläutet – am Wochenende wird ein auf je zwei Werks- und Kundenteams reduziertes Feld den Loeb jagen.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Sport, Photo4

Eine Woche nach dem imposanten Saisonauftakt der jungen IRC-Serie mit einer zu ihren Wurzeln zurückgekehrten Rallye Monte Carlo wird am kommenden Wochenende in Irland die Rallye-Weltmeisterschaft eingeläutet.

Auch wenn sich die offizielle WRC-Website redlich darum bemüht, bei den Fans das lodernde Feuer der Begeisterung zu entfachen, ist es nicht zu übersehen, dass die Rallye-WM vor einer schwierigen Saison steht.

Nach dem Rückzug von Subaru und Suzuki sind mit Citroen und Ford nur noch zwei Werksteams in der WM verblieben – das ohnehin schon bescheidene Starterfeld wurde also weiter reduziert, von der Markenvielfalt ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass Serienweltmeister Sébastien Loeb die Rallye-WM wie einst Michael Schumacher die Formel 1 mit seiner Dominanz ungewollt zu ersticken droht. Alles in allem verwundert es wenig, dass in Web-Umfragen die IRC zurzeit deutlich höher in der Gunst der Fans steht…

22 WRC-Boliden am Start

Ein Blick auf die Nennliste der irischen WM-Rallye verdeutlicht das Dilemma der Weltmeisterschaft: Zwar sind 22 World Rally Cars genannt – zieht man jedoch zehn Lokalmatadore ab, bleiben gerade einmal zwölf WRC-Duos über. Die enthusiastischen irischen Rallyefans stört das jedoch wenig, denn immerhin werden auch die Boliden der Junioren-Weltmeisterschaft JWRC am Start sein. Das Starterfeld besteht insgesamt aus 43 Crews.

Citroen und Ford haben versucht, die verwaisten WRC-Slots so gut es geht aufzufüllen: Wie im Vorjahr tritt Citroen als „Manufacturer“ (früher M1) und mit einem „Manufacturer Team“ (früher M2) an. PH Sport, im Vorjahr für den Einsatz der C4 von Conrad Rautenbach und Urmo Aava verantwortlich, steckt wohl auch hinter dem neu gegründeten Juniorenteam der Franzosen.

Chris Atkinson in Rot – dieser ungewohnte Anblick steht uns am Wochenende bevor, der Australier wird beim Saisonauftakt einen C4 des Juniorenteams lenken. Der Australier möchte bei seiner C4-Premiere „Punkte für das Team holen und zeigen, wie stark das Team im Vergleich zu den anderen Crews ist.“ Der Südafrikaner Conrad Rautenbach bleibt dem C4 treu.

Geheimtipp Ogier im C4

Nach seinem Debütsieg bei der IRC-Monte kommt Juniorenweltmeister Sébastien Ogier mental gestärkt zur Auftaktrallye – das 25-jährige Citroen-„Ziehkind“ konnte in den letzten zwölf Monaten so ziemlich alles abräumen, was man nur abräumen kann. Im Vorjahr debütierte er als Meister des französischen Peugeot 206 Pokals auf einem Citroen C2 Super 1600 in der Junioren-WM, eroberte gleich in der ersten Rallye den Sieg und konnte als Achter des Gesamtergebnisses auch gleich einen WM-Punkt für die Fahrer-Weltmeisterschaft einheimsen. In seinem Debütjahr eroberte Ogier den ersehnten Junioren-Weltmeistertitel. Als Belohnung gab’s in Wales das Debüt im C4 WRC – dort ließ Ogier aufhorchen, mit der Bestzeit auf seiner ersten SP in einem World Rally Car! Bis zur fünften SP lag Ogier sogar in Führung!

Sébastien Ogier hat eine kurze, steile und außergewöhnliche Karriere hinter sich, denn laut seiner Website hat er erst im Jahr 2004, mit 21 Jahren, seine Pilotenlaufbahn mit dem Besuch einer Rennfahrerschule in Clermont Ferrand begonnen. Ganz ähnlich also der Karriere des regierenden PWRC-Weltmeisters Andi Aigner – beide sind Spätstarter, beide wurden im Zeitraum von rund vier Jahren Weltmeister, aus dem Nichts heraus. Sébastien Ogier ist in Irland viel zuzutrauen – ihn kann man als Geheimtipp ganz oben auf der Liste führen. Er bringt gehörigen Pfeffer in die WM-Suppe.

“Loeb in Irland nur schwer zu schlagen“

Serienweltmeister Loeb soll jedoch heuer vom Thron gestoßen werden – so wünscht es Ford-Teamchef Malcolm Wilson. „Heuer wollen wir beide Weltmeisterschaften gewinnen“, sagt er im Vorfeld der Irland-Rallye. Allerdings räumt er in Hinblick auf den bevorstehenden Saisonauftakt gleich einmal ein: „Wir wissen jetzt schon, dass Sébastien Loeb in Irland nur schwer zu schlagen sein wird.“ Titelkandidat Mikko Hirvonen sagt in Bezug auf die bevorstehende Auftakt-Rallye – übrigens eine von nur zwei Asphalt-Events im auf zwölf Rallyes reduzierten Kalender 2009: „Ich peile in Irland einen Podestplatz an - und wenn sich auch nur die kleinste Chance ergibt, werde ich auf Sieg fahren.“

Schwierige Prüfungen bei der 2. Irland-Rallye

Zuletzt wurde vor etwas mehr als zwei Jahren in Irland gefahren - im November 2007, als die Rallye-WM zum ersten Mal in dem rallyeverrückten Land einen Lauf abhielt. Die Prüfungen rund um die Stadt Sligo bezeichnete sogar Weltmeister Loeb als „sehr, sehr schwierig“ – die Asphaltstraßen sind schmal und verschlungen, zugleich aber sehr schnell zu fahren.

Das Besondere an der Streckenführung ist auch, dass sich die Prüfungen sowohl über Nordirland als auch über die Irische Republik erstrecken. Die Sonderprüfungen in den Bergen rund um Sligo und durch die Fermanagh Lakelands sind holprig, zum Teil nicht breiter als eine Wagenbreite und zudem mit unterschiedlichem Asphaltbelag versehen. Der nördliche Teil der Strecke führt über Landwirtschaftsstraßen voller Schmutz und Schlamm.

Sieger 2007: Loeb, wer sonst?

2007 kam erschwerend hinzu, dass Regenschauer die ohnehin verdreckten Straßen zu einer wahren Schlammparty werden ließen. Loeb sagte damals: „Diese Rallye war sicher eine der schwierigsten, die wir jemals gefahren sind - weil es so viel Schlamm gab.“ Mikko Hirvonen prophezeit: „Damals war es schon hart, aber heuer wird es noch härter.“

Vor zwei Jahren beendete Hirvonen die Irland-Rallye auf Platz 4, mit einem Rückstand von mehr als zwei Minuten – auf den Sieger Sébastien Loeb. Der fünffache Champion distanzierte seinen Teamkollegen Dani Sordo um 53,4 Sekunden. Jari Matti Latvala, damals noch im Stobart-Ford unterwegs, lag als Dritter bereits 1:48 Minuten hinter Loeb zurück.

Loeb will kein Topfavorit sein

Natürlich gilt der regierende Weltmeister auf Asphalt als beinahe unschlagbarer Topfavorit, doch der Franzose winkt ab: „Ich gehe davon aus, dass es sehr eng zugehen wird. Mikko Hirvonen verbessert sich kontinuierlich und auch Jari Matti Latvala hat an die Spitze angeschlossen. Und dann gibt es auch noch die anderen C4-Fahrer, allen voran mein Teamkollege Daniel Sordo und auch Chris Atkinson.“

Nicht vergessen sollte man jedoch den oben erwähnten C4-Piloten Sébastien Ogier aus dem Juniorenteam der Franzosen – der Sieger der IRC-Rallye in Monte Carlo warnt: „Ich denke, dass es ein sehr vielschichtiger Lauf wird. Um diese Jahreszeit müssen wir zudem mit Schnee und Eis rechnen.“

Das Satellitenteam Stobart Ford wird mit den vertrauten Piloten Henning Solberg und Matthew Wilson antreten, hinzu kommt der schnelle Este Urmo Aava, der im Vorjahr noch einen C4 steuerte. Neben den zahlreich vertretenen ModellenCitroen C4 und Ford Focus werden noch privat eingesetzte Subaru-World Rally Cars zu bewundern sein. Wer jedoch die Irland-Rallye gewinnen möchte, muss in einem C4 oder Focus sitzen.

WM-Auftakt ohne Petter Solberg

Nicht dabei ist der nach dem Subaru-Rückzug cockpitlose Weltmeister des Jahres 2003, Petter Solberg. Immerhin konnte der 34-jährige nicht fertig gelernte Maler und Tapezierer für seine Heimrallye in Norwegen ein Auto ergattern – Solberg wird dort in einem Citroen Xsara WRC antreten. Noch nicht dabei ist in Irland auch das norwegische Adapta-Team, das ab der Norwegen-Rallye zumindest einen privaten Subaru Impreza WRC2008 einsetzen wird, als Pilot steht bislang Mads Östberg fest.

JWRC: Neuland & Frau am Steuer

Die Teilnehmer an der Junioren-Weltmeisterschaft werden die irischen Prüfungen zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, denn 2007 zählte die Rallye zur seriennahen PWRC. Der Deutsche Aaron Burkart tritt als JWRC-Vizemeister an – er wechselte für 2009 von Citroen zu Suzuki Europe, als Teamkollege des Polen Michal Kosciuszko und des neu hinzu gestoßenen Italieners Simone Bertolotti wird er einen Suzuki Swift Super 1600-Boliden pilotieren. Den gleichen Wagen, jedoch ohne Werksunterstützung wird der hoch eingeschätzte Franzose Yoan Bonate zum Einsatz bringen. Martin Prokop, der die beiden Rallyes am Ende der letzten Saison für sich entscheiden konnte, wird wieder auf einem Citroen C2 S1600 antreten, in einem Wagen dieser Type wird auch der Holländer Hans Weijs sitzen, der wie sein Landsmann Kevon Abbring in die JWRC zurückkehrt.

Bei den Junioren wird mit Tony Kelly eine Pilotin am Start sein – mit 17 war sie in ihrer Heimat der jüngste internationale Rennlizenznehmer. Die nunmehr 20-jährige hat bereits 2007 an der Rallye teilgenommen, sah jedoch keine Zielflagge. Mit ihrem britischen Co-Piloten tritt die irische Pilotin auf einem Honda Civic Typ R an.

Eddie Jordan mit Bandauftritt

Der frühere irische Formel 1-Teambesitzer Eddie Jordan kümmert sich mit um die Promotion der Veranstaltung. „Für Irland ist der Rallyesport immens wichtig“, sagt er. Der Hobby-Schlagzeuger wird im Rahmen des Showprogramms auch mit seiner Band auftreten. Eröffnet wird die Rallye am Donnerstagabend um 19.30 Uhr Ortszeit mit dem zeremoniellen Start in Enniskillen.

Richtig los geht’s dann am Freitagmorgen: Um 7.25 Uhr Ortszeit wird in Sligo die Verbindungsstrecke zum Start der ersten Wertungsprüfung in Angriff genommen. Die 22,25 km lange SP 1 „Glenboy“ wird um 8.15 Uhr Ortszeit gestartet. Nach dem Tankservice steht um 9.01 Uhr Ortszeit die 15,09 km lange SP 2 „Cavan“ auf dem Programm. Gleich darauf, um 9.42 Uhr Ortszeit wird die 25,21 km lange SP 3 „Aughnasheelan“ in Angriff genommen, ehe es in das Mittagsservice geht. Ab 13.47 Uhr werden die drei Prüfungen vom Vormittag ein zweites Mal absolviert. Um 18.54 Uhr Ortszeit steht noch die 24,7 km lange SP 7 „Murley“ auf dem Programm, gleich im Anschluss wird mit der 14,77 km langen SP 8 „Fardross“ die letzte SP das Tages in Angriff genommen.

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