
Rallye-WM: Schweden | 15.02.2010
„Best of the Rest wollen wir sein!“
Ilka Minor blickt zurück auf ihr WM-Comeback. Warum Platz 5 derzeit das Optimum ist. Und warum der Quesnel-Rüffel für Marc Marti nicht korrekt war.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Racingshow, Photo4
Erstmals seit 2007 hat Ilka Minor wieder eine WM-Rallye bestritten – an der Seite von Henning Solberg konnte sie gleich einmal den sechsten Platz belegen und WM-Punkte an Land ziehen, als bestes Stobart-Team. motorline.cc bat um ein kurzes Interview.
Ilka, ich gratuliere! Beim WM-Comeback gleich einmal WM-Punkte auf Platz sechs – wie sieht dein Resümee aus?
Eigentlich ist es ganz gut gelaufen, da kann man nichts dagegen sagen. Es sind uns ein paar Fehler unterlaufen, wie mit dem Reifenwechsel: Da waren immer drei Prüfungen in einem Stück zu absolvieren und eigentlich hätten wir die vorderen Reifen nach der ersten Prüfung wechseln sollen. Doch wir haben beschlossen, sie nach der zweiten Prüfung zu wechseln, was ein Fehler war. Wir hatten dann keine Spikes mehr und haben viel Zeit verloren. Diese Zeit haben wir selbst verloren, das geht voll auf unsere Kappe.
Aber das Zusammenspiel mit Henning hat gut geklappt, das hat super gepasst und es gab keine gröberen Fehler.
Was wäre ohne diesen Fehler mit dem Reifenwechsel möglich gewesen? Hättet ihr Sébastien Ogier abfangen können?
Abfangen wäre schwer gewesen – aber ohne diesen Fehler wären wir sicher näher an ihm dran gewesen. Unter Umständen hätten wir auch vor ihm sein können. Aber ‚Hätt i – war i’ zählt nicht.
Klar.
Der Ogier ist in Wahrheit der Gegner, den wir schlagen müssen. Der war schnell – alle anderen waren eigentlich nicht so richtig ein Thema.
Man hatte den Eindruck, dass der Abstand zwischen den Werks- und den Kundenautos noch größer geworden ist.
Das stimmt. Ich sage einmal: Wenn du bei einer Rallye drei bis 3,5 Minuten Rückstand hast, als Kundenfahrzeug – dann bist du eigentlich ganz gut dabei. Wenn nicht jemand von den vier Werksautos ausfällt, schaffst du keine Position zwischen eins und vier. Platz fünf ist dafür immer möglich. Aber so lange die vier Werksautos fahren, hast du keine Chance. Sicher, du kannst mal ein Highlight haben mit einer Bestzeit, oder einer zweit- oder drittschnellsten Zeit, aber das kannst du nicht auf die volle Distanz fahren. Das sind dann einfach nur Glücksmomente, mehr nicht.
Das heißt: Man wird euch heuer nur dann auf dem Podest sehen, wenn zwei von den vier Werksteams ausfallen?
Ja, ausfallen müssen sie ja nicht unbedingt, es genügt, wenn sie irgendein Problem haben und Zeit verlieren. Dann kannst du um einen Podestplatz mitfahren – aber sonst ist Platz 5 das Maximum, was du als Kunde erreichen kannst. Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass wir näher an der Spitze dran sein werden, aber das ist einfach nicht möglich. Die Werksautos sind einfach um so viel besser.
Wie war das Gefühl, wieder einmal in einem World Rally Car eine Rallye zu bestreiten?
Schön, einfach nur schön – ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben könnte. Es ist schon ein anderes Gefühl. Als ob du von einem Käfer in einen Porsche wechseln würdest.
Was sagst du zu den harten Worten, die der Citroen-Teamchef Olivier Quesnel zu dem Fehler von Marc Marti geäußert hat, der vor einer SP vergessen hatte, eine Motorabdeckung abzunehmen? War diese harte Rüge gerechtfertigt?
Ich sage einmal: Es gibt zwei Personen im Auto – und diese zwei Personen müssen schauen, dass das Auto vor der Prüfung fertig ist. Da kann ich nicht einfach sagen: Der Marc Marti ist der Böse, weil er das nicht gemacht hat. Da muss halt auch der Herr Sordo einmal rund ums Auto gehen und selbst schauen, oder ihn fragen, ob er das auch gemacht hat. Und nicht einfach ihm die Schuld geben. Wenn der Fahrer einen Unfall baut, wird nie ein solches Theater gemacht. Dann hat er halt einen Unfall gebaut. Aber wenn der Marc Marti diese Abdeckung vergisst, dann kommt der Quesnel daher und macht ihn nieder. Er will Konsequenzen ziehen, wenn er das noch einmal vergessen sollte – Hallo?
Das wäre nicht ratsam, Marti zu kündigen – denn gute Beifahrer sind ja Mangelware…
Ja. Und so zu reagieren, ist einfach nur ein Unsinn! Henning und ich checken uns ja auch gegenseitig ab. Er fragt mich immer: ‚Hast du den Luftdruck gemacht?’ Ja, natürlich habe ich ihn gemacht, weil ich das ohnehin immer mache. Aber irgendwann einmal vergisst du es vielleicht – weil du halt auch andere Sachen zu tun hast. Weil du vielleicht gerade Reifen gewechselt hast und nicht mehr viel Zeit ist. Das geht so schnell, dass man etwas vergisst – da muss halt der Zweite auch mitdenken. Ich kann halt nicht nur einfach der Fahrer sein und schön sein, das funktioniert nicht! Deswegen sind wir ja ein Team.
Ist mit den harten Worten von Quesnel auch ein bisschen der Berufsstand des Beifahrers beleidigt worden?
Ja, schon – ich stehe eigentlich sehr negativ gegenüber diesen Aussagen. Ein Beifahrer macht einmal einen Fehler und es gibt ein Riesendrama, nur wie oft schmeißen sich Fahrer weg? Hat er sich halt weg geschmissen. Hat er halt einen Fehler gemacht – da wird kein derart großes Trara gemacht. Doch dieser Vorfall hier wurde ausposaunt als ob Marc Marti der Oberidiot wäre. Das finde ich einfach nicht korrekt.
Ilka, was kann man von euch in Mexiko erwarten?
Das ist schwer zu sagen, aber ich glaube, dass Mexiko eine Rallye ist, die dem Henning gut liegt, die er auch gerne mag und die ich auch gerne mag. Wie gesagt: Podium ist dann drinnen, wenn die Werksteams ein Problem haben. Aber eine fünfte Position ist meiner Meinung nach auf jeden Fall möglich.
Das heißt: Von den Stobart Ford-Piloten und den Citroen Junioren wollt ihr die Schnellsten sein?
Genau. ‚Best of the Rest’ wollen wir sein.