
Rallye-WM: Schweden | 13.02.2010
Reifenschlacht am Nachmittag
Hirvonen konnte seinen Vorsprung auf Loeb erhöhen, führt nun 16,6 Sekunden vor dem Franzosen. Sordo verlor Rang 3 an Latvala. Solberg/Minor weiter 6.
Michael Noir Trawniczek
Bei der zweiten Durchfahrt der drei Prüfungen kam der Schotter erneut zum Vorschein - für die Reifen eine extrem harte Belastung. Sébastien Loeb klagte schon nach der „Vargasen“-SP: „Meine Reifen sind komplett zerstört - ich weiß nicht, ob sie durchhalten werden.“ Mikko Hirvonen stimmte zu: „Wir fahren beide Vollgas – es wird interessant sein, was am Ende übrig bleibt von den Reifen.“
Hirvonen war auf der 24,63 Kilometer langen Prüfung um 2,7 Sekunden schneller als Loeb, die Bestzeit sicherte sich jedoch Jari Matti Latvala, der Ford-Pilot konnte sich über seine erste Bestzeit in der neuen Saison freuen.
Marcus Grönholm musste dagegen einen weiteren Schlag hinnehmen: Rund neun Kilometer nach dem Start der Prüfung musste er den schwarzen Ford Focus abstellen, um einen Reifen zu wechseln. Der zweifache Weltmeister verlor auf der Prüfung weitere sieben Minuten.
SP 14: Bestzeit für Grönholm
Vor der 14,23 km langen SP 14 „Sagen“ hatten die Piloten die „Qual der Wahl“: Entweder weiter mit den stark abgenützten Reifen fahren, oder die beiden Ersatzreifen montieren, welche die meisten von ihnen an Bord hatten.
Das breiteste Grinsen kam von Marcus Grönholm – denn er konnte auf seiner Lieblingsprüfung endlich aufzeigen und die Bestzeit markieren. Erfreut erklärte er: „Nicht schlecht, das Fahren war jetzt ganz nett. Es bedeutet viel, auf dieser Prüfung zu gewinnen. Wir sind wegen dieser Prüfung hier hergekommen und haben sie gewonnen. Aber die Rallye? Da läuft es nicht so gut…“
Eine Sekunde langsamer als Grönholm war Hirvonen, der zu Protokoll gab: „Es ist alles okay, aber die Reifen sind hinüber.“ Allerdings wollte Hirvonen so schnell wie möglich den Zielraum verlassen, um seine Strategie nicht zu verraten. Loeb verlor fast acht Sekunden auf Hirvonen und wusste sofort: „Er hat wohl die neuen Reifen montiert. Ich nicht, daher war er schneller unterwegs. Vielleicht hätte ich auch wechseln sollen.“
Auch Dani Sordo war um sechs Sekunden schneller als Loeb, denn auch er hatte neue Reifen montiert, war aber nicht sicher, ob das die richtige Strategie war. „Auf der nächsten SP wird es sicher schwieriger.“ Der Hintergrund: Mittlerweile hat sich Jari Matti Latvala an den Spanier heran gezoomt, dem Ford-Piloten fehlten nur noch neun Sekunden auf Sordo, der somit um seinen dritten Platz zittern musste. Latvala setzte ebenfalls auf neue Vorderreifen, erklärte aber: „Ich fuhr vorsichtig, wollte auch die neuen Reifen schonen.“
SP 15: Latvala übernimmt Platz 3
Prompt konnte Latvala auf der letzten echten Wertungsprüfung des zweiten Tages, der 18,15 km langen SP 15 „Fredriksberg“ die Bestzeit einfahren. Der Finne hatte noch mehr Grund zur Freude, denn Sordo musste auf der SP stoppen: „Der Motor überhitzte. Ich musste eine Abdeckung wegnehmen.“ Das kostete den Spanier eine volle Minute – womit Latvala den dritten Platz übernehmen konnte.
Latvala liegt nun mit 56,1 Sekunden Rückstand auf Platz drei, Sordo fehlen auf den Finnen bereits 51,2 Sekunden. Ein erschöpfter Latvala erklärte: „Das ist eine sehr harte Rallye, vor allem für die Reifen.“
Erneut konnte Hirvonen schneller als Loeb fahren, er konnte seinen Vorsprung somit auf 23 Sekunden ausbauen. Trotzdem klagte der Finne: „Meine Reifen sind komplett am Ende, ich fahre absolut am Limit!“
Loeb erklärte: „Ich habe neue Vorderreifen montiert, aber die Hinterreifen waren komplett zerstört. So konnte ich überhaupt nichts ausrichten. Es wäre besser gewesen, mit vier zerstörten Reifen weiter zu fahren.“
Mit 2:46 Minuten Rückstand liegt Citroen Junior Sébastien Loeb weiter auf einem einsamen fünften Platz. Der Franzose erklärte: „Ich rutschte umher, ich hatte so viel Übersteuern, es war sehr schwierig zu fahren.“
Solberg & Minor auf sicherem sechsten Platz
Einen ebenso sicheren sechsten Rang belegen Henning Solberg und seine österreichische Co-Pilotin Ilka Minor: Auf Ogier fehlt weiter fast eine volle Minute, der Vorsprung auf den Teamkollegen Matthew Wilson beträgt beinahe zwei Minuten.
Im Mittagsservice erklärte Ilka Minor gegenüber dem WRC-Radio: "Wir haben eine gute Zeit gemeinsam, und es funktioniert gut. Wir haben zu Englisch gewechselt und auch das hat prima geklappt. Wir wollen heuer um ein Podest kämpfen, was angesichts der starken Werkspiloten nicht leicht sein wird. Aber wir wollen es probieren. Im Moment haben wir keinerlei Probleme."
Henning Solberg zog eine zufriedene Tagesbilanz: "Es lief gut, ich bin happy, morgen probiere ich noch ein anderes Setup aus."
Rund elf Sekunden hinter Wilson belegt Mads Östberg im Adapata Subaru Impreza WRC2008 Rang acht. Petter Solberg konnte sich wieder auf Rang neun vorarbeiten, was ihm dank der neuen Regeln auch noch zwei WM-Punkte einbringen könnte. Solberg erklärte: „Mein Gefühl für das Auto wird immer besser.“
Highlight für Räikkönen
Ein persönliches Highlight erlebte Formel 1-Abkömmling Kimi Räikkönen: Auf SP 15 konnte der Citroen Junior-Pilot die sechstschnellste Zeit markieren, seine beste Leistung bislang. Gesamt geistert Räikkönen mit mehr als einer halben Stunde Rückstand freilich im Niemandsland der Wertung umher.
SWRC & PWRC
Den letzten Punkterang, Platz zehn belegt der Führende der SWRC, Per-Gunnar Andersson auf seinem Skoda Fabia S2000. Der schwedische Lokalmatador führt 53,6 Sekunden vor dem Finnen Janne Tuohino im Ford Fiesta S2000. Dahinter liegen Martin Prokop und Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell auf den Plätzen drei und vier.
In der PWRC führt Patrik Flodin im Subaru mehr als eine Minute vor seinem Markenkollegen Anders Gröndal. Um Platz drei tobt ein harter Kampf zwischen Armindo Araujo und Martin Semerad. Der regierende PWRC-Champion konnte dem jungen Tschechen den dritten Gesamtrang wegschnappen, allerdings fehlen Semerad nur drei Zehntelsekunden auf Araujo.
Hagfors Sprint: Loeb knöpft Hirvonen 6,4 Sekunden ab!
Am Abend stand noch die 1,9 km kurze Superspecial-Prüfung Hagfors Sprint auf dem Programm – Sébastien Loeb flog förmlich über die kurze Prüfung, der Citroen-Pilot konnte Hirvonen satte 6,4 Sekunden abknöpfen! Somit fehlen Loeb nur noch 16,6 Sekunden auf den führenden Hirvonen. Dennoch zog Loeb eine enttäuschte Tagesbilanz: „Wir haben bei der Reifenwahl einen Fehler gemacht…“
Offenbar hat sich danach der Zustand der Zuschauerprüfung verbessert, denn am Ende konnten Martin Prokop und Bernardo Sousa in ihren Ford Fiesta S2000 die Bestzeit von Loeb noch unterbieten. Janne Tuohino auf Platz 4 sowie P. G. Andersson auf Platz 6, Mikkelsen (8.) und Sandell (9.) konnten diesen Eindruck bestätigen - die wendigen S2000-Boliden konnten auf der Superspecial ihr Potential ausspielen. Auf die Gesamtwertung hat das freilich wenig Einfluss.
Am Sonntag sind noch rund hundert Wertungskilometer zu fahren, auf geteilt auf fünf Wertungsprüfungen. Die letzte SP wird um 12.58 Uhr gestartet.
Nach Tag 2 (SP 16)
1. Mikko Hirvonen Ford 2:14:48.3 2. Sébastien Loeb Citroen + 16.6 3. Jari Matti Latvala Ford + 51.4 4. Dani Sordo Citroen + 1:46.2 5. Sébastien Ogier Citroen + 2:42.1 6. Solberg/Minor Ford + 3:47.9 7. Matthew Wilson Ford + 5:44.1 8. Mads Östberg Subaru + 5:57.3 9. Petter Solberg Citroen + 8:35.2 10. P. G. Andersson Skoda + 8:48.1