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Rallye-WM: Schweden

Hirvonen holte den „Pflichtsieg“

Hirvonen zwingt Loeb dazu, sich mit Platz 2 zufrieden zu geben. Latvala wird vor Sordo Dritter. Ilka Minor navigiert Henning Solberg auf Platz 6.

Michael Noir Trawniczek

Fünf Prüfungen zu insgesamt etwas mehr als hundert Wertungskilometer waren an diesem Sonntagvormittag noch zu absolvieren, ehe die Schweden-Rallye, der Auftakt zur diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft ihr Ende fand.

Sébastien Loeb, am Morgen noch 16,6 Sekunden hinter Hirvonen zurück, wollte es noch einmal wissen – auf der 21,87 km langen SP 17 „Rammen“ gab der Citroen-Pilot Vollgas, was ihm auch prompt die Bestzeit einbrachte.

Allerdings lag der führende Mikko Hirvonen nur zwei Zehntelsekunden hinter dem Franzosen. Hirvonen lachte: „Ich wusste, dass er eine gute Zeit fahren wird, daher habe ich hart attackiert. Seine Bestzeit ist keine Überraschung für mich.“

Loeb gibt auf

Auf der nächsten Prüfung, der 23,41 km langen SP 18 „Varmullsasen“ war dann Hirvonen um satte 7,3 Sekunden schneller. Das Rätsel war schnell gelöst – Loeb gab im Zielraum zu: „Ich habe beschlossen, nicht mehr zu attackieren. Wir haben keine Chance. Auch wenn ich am Limit fahre und keine Fehler mache – dann ist er eben gleich schnell. Ich ziehe es vor, zu versuchen, den zweiten Platz heimzufahren. Ich hatte auf dieser Prüfung ein paar Fehler und auch heikle Momente – er ist hier einfach zu schnell unterwegs.“

Auf den folgenden Prüfungen ließ Loeb dann auch prompt nach, die Bestzeiten gingen an Hirvonen und zweimal an Latvala.

So durfte sich Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen über einen tollen Sieg freuen, er konnte aus eigener Kraft heraus die Führung erobern und er konnte Loeb zur Aufgabe zwingen.

Loeb hatte kein Problem damit, sich im Zielraum vor seinem Kontrahenten zu verneigen: „Es war ein sehr hartes Wochenende, Mikko hat eine sehr gute Performance geliefert und verdient diesen Sieg. Ich habe mein Bestes gegeben - mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“

Ein neuer Mikko Hirvonen?

Hirvonen jubelte: „Das ist absolut fantastisch, und diese Prüfungen waren so hart für die Reifen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich auf den letzten Prüfungen um die Reifen gebangt habe. Ob das nun ein neuer Mikko Hirvonen ist? Ich weiß es nicht, aber ich bin sehr froh und möchte auf diese Art und Weise weitermachen.“

Es sei hinzugefügt, dass der Finne bei dieser Schnee-Rallye eigentlich auch zum Siegen verpflichtet war – schließlich gibt es heuer vier Asphaltrallyes, die bekanntlich meistens Loeb gewinnt. Hirvonen musste Schweden gewinnen, um seine Titelchancen zu wahren – das ist ihm jedoch bestens gelungen.

Das Ford-Werksteam darf sich zudem auch darüber freuen, dass man den Kampf der Nr. 2-Piloten gewinnen konnte. Jari Matti Latvala beendete die Schweden-Rallye auf dem tollen dritten Platz, der Finne erklärte erfreut: „Es war kein leichtes Wochenende. Aber ich bin sehr froh, auf dieser Position ins Ziel zu kommen."

Schwerer Rüffel für Marc Marti

Allerdings kam das nur deshalb zustande, weil Marc Marti, dem Co-Piloten von Dani Sordo am Samstag ein folgenschwerer Fehler passierte: Marti vergaß vor einer Prüfung, wie üblich einen Hitzeschild vom Motor abzunehmen, welcher auf den Verbindungsetappen zum Einsatz kommt. Weil es zu Motorüberhitzungen kam, musste Sordo mitten auf der Sonderprüfung stoppen, sodass Marti den Schild abnehmen konnte. Das kostete eine Minute und Rang drei.

Citroen-Teamchef Olivier Quesnel war dementsprechend verärgert – streng wie selten zuvor sprach er eine klare Warnung gegenüber Marc Marti aus: „Marc Marti fährt schon sehr, sehr lange in der Weltmeisterschaft. So ein Fehler ist für mich nicht akzeptabel – so etwas wird nie wieder passieren. Und wenn es passieren sollte, dann müssten wir über ernsthafte Schritte nachdenken.“

Sordo an sich hat an diesem Wochenende eine gute Pace gezeigt – wenn er jetzt noch daran arbeiten würde, am Ende einer Sonderprüfung einen halbwegs verständlichen Satz in Englisch in die Mikrofone dieser Welt zu sprechen, könnte er bald schon seinen „Nr. 1b“-Status – Citroen erklärte im Vorfeld der Rallye, die Piloten hätten keine Teamorder – nützen und Rallyes gewinnen. Oder doch nicht?

Dass Quesnel so böse auf Marc Marti war, ist jedenfalls verständlich – schließlich geht es um den Titel in der Herstellerwertung. Umso liebevoller sprach Quesnel über Sébastien Ogier, der in Schweden einen einsamen, aber guten fünften Platz belegen konnte. Der Franzose erklärte: „Für mich ist Sébastien ein Citroen-Pilot und wir haben mit ihm langfristig noch einiges vor.“ Und auch Ogier selbst zog eine zufriedene Bilanz: „Es ist sehr gut für mein Selbstvertrauen, dass ich bei dieser für mich neuen Rallye keinen Fehler gemacht habe.“

Henning Solberg: „Ilka und ich sind ein gutes Team“

Auf Rang sechs beendeten Henning Solberg und seine neue Kärntner Co-Pilotin Ilka Minor die Schweden-Rallye. Solberg gab sich im Zielraum der letzten Sonderprüfung zufrieden: „Es funktioniert gut, wir müssen mit dem sechsten Platz happy sein – mehr konnten wir nicht tun. Die Zusammenarbeit mit Ilka funktioniert sehr gut und wir sind ein gutes Team.“

Stobart Ford-Teamkollege Matthew Wilson beendete die Rallye auf Platz sieben. Der Sohn von M Sport-Teamchef Malcolm Wilson zeigte sich halbwegs zufrieden: „Es war nicht leicht, gestern konnten wir uns etwas verbessern – aber heute war es sehr knifflig.“

Auf Platz acht beendete Mads Östberg im Adapta Subaru Impreza WRC2008 die Rallye. Er war nur zum Teil zufrieden mit seiner Leistung: „Ich habe einige Fehler gemacht und es gab Probleme mit dem Auto – ich habe gehofft, dass unser Pech endlich aufhört, aber es hat nicht sein wollen. Wir haben nicht um Platz sieben kämpfen können, aber okay, wir sind mit Platz acht zufrieden.“

Privatier Petter Solberg konnte im neu lackierten Citroen C4 WRC nur den neunten Platz belegen, was ihm zwar dank der neuen Regeln noch zwei WM-Punkte einbringt, jedoch sicher nicht seinen Erwartungen entspricht. Solberg wirkte im Zielraum der letzten SP etwas konfus und erklärte: „Ich weiß es nicht…wirklich. Eigentlich waren wir zuversichtlich vor der Rallye, aber ich brauche mehr Vertrauen in das Auto.“

SWRC: Sieg für Andersson

Den letzten WM-Punkt schnappte sich Per-Gunnar Andersson im Skoda Fabia S2000, der damit auch die neue SWRC-Wertung gewinnen konnte. Andersson konnte Janne Tuohino im neuen Ford Fiesta S2000 beinahe eine volle Minute aufbrennen. Martin Prokop, ebenfalls auf einem Ford Fiesta S2000 unterwegs und Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell im Skoda Fabia S2000 belegten die Ränge drei und vier.

Große Rückstände für Räikkönen & Grönholm

Der Formel 1-Weltmeister des Jahres 2007, Kimi Räikkönen zog nach seiner ersten WM-Rallye in einem Citroen C4 World Rally Car eine für ihn typische, nüchterne Bilanz: „Wir sind natürlich nicht happy, wir haben eine Schneebank getroffen – klar, wir haben uns verbessern können. Wir freuen uns auf die kommende Rallye, auch wenn wir noch nie mit dem World Rally Car auf Schotter gefahren sind.“ Mit einem Gesamtrückstand von rund 37 Minuten kann der „Iceman“ natürlich nicht zufrieden sein – doch auf SP 15 „Fredriksberg“ konnte der 30-jährige mit der sechstschnellsten Zeit ein persönliches Highlight feiern.

Ein solches gelang auch Marcus Grönholm bei seinem Kurzzeit-Comeback im schwarz lackierten Stobart Ford. Der zweifache Weltmeister konnte auf SP 14 „Sagen“ die Bestzeit markieren, noch dazu war das seine Lieblingsprüfung. Dennoch zog Grönholm ein eher unzufriedenes Resümee, was bei einem Gesamtrückstand von 23 Minuten kein Wunder ist. Grönholm erklärte: „Es ist sehr schwierig hier mit den Reifen. Wir hatten auch hier auf den letzten Prüfungen keine Spikes in den Reifen.“ Wird es ein weiteres Comeback von Marcus Grönholm geben? Der 42-jährige antwortete: „Ich weiß es nicht – ich brauche auf jeden Fall mehr Kilometer im Auto.“

PWRC: Sieg für Flodin

In der PWRC konnte Patrik Flodin im Subaru Impreza WRX den Sieg einholen, vor seinem Markenkollegen Andres Gröndal. Der regierende PWRC-Weltmeister Armindo Araujo konnte im Mitsubishi Lancer Evo IX den dritten Platz belegen.

Red Bull Rallye Team-Pilot Hermann Gaßner junior tritt nicht in der PWRC an, er wird lediglich fünf WM-Rallyes bestreiten und wird nur in der normalen Gruppe N-Wertung geführt. Nach SP 20 lag der junge Deutsche mit rund 45 Minuten Rückstand auf dem 33. Gesamtrang, er hätte diesmal zumindest ohnehin keine wichtige Rolle im Kampf um die PWRC-Krone gespielt…

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