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Rallye-WM: Schweden

Endlich wieder Daumen drücken…

Am Wochenende steigt in Schweden der WM-Auftakt. Mit dabei sind Ex-F1-Star Räikkönen, „Pensionist“ Grönholm und natürlich unsere Ilka Minor.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen, Ford, Racingshow, Petter Solberg WRT & Stobart Motorsport

Als die Schweden-Rallye zuletzt im Jahr 2008 abgehalten wurde, hat der frisch gebackene Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen bereits erste Runden im Ferrari mit der Startnummer 1 gedreht – dass er zwei Jahre später als Citroen Junior die Rallye-WM bestreiten würde, hat der heute 30-jährige Finne damals wohl eher nicht gedacht.

Am kommenden Wochenende, beim Auftakt der Rallye-Weltmeisterschaft rund um das schwedische Karlstad wird Kimi Räikkönen seinen ersten Auftritt als WRC-Pilot geben. Zuvor gab es im blitzblauen C4 einen Testeinsatz bei der Arctic Rallye, wo sich auch Citroen-Werkspilot Dani Sordo auf winterliche Bedingungen einstellen durfte. Räikkönen krachte jedoch schon auf der zweiten Sonderprüfung in einen Baum. Zuvor, auf der 11,27 km langen SP 1, fehlten dem „Iceman“ auf Sordo exakt 5,5 Sekunden - rund eine halbe Sekunde pro Kilometer verliert der im wahrsten Sinne des Worts Quer-Einsteiger zurzeit noch auf den Spanier. Die Experten trauen dem „Angstlosen“ jedoch schon in Schweden den einen oder anderen Achtungserfolg zu…

Comeback von Grönholm

Im Scheinwerferlicht wird neben Räikkönen und den aktuellen WRC-Stars auch Marcus Grönholm stehen. Der zweifache Rallye-Weltmeister wird einen Stobart Ford Focus WRC 08 mit der Startnummer 5 pilotieren – der 2007 zurück getretene Finne gab bereits im Vorjahr ein Comeback, als er in Portugal auf einem von Prodrive eingesetzten Subaru Impreza WRC2008 Spitzenzeiten markieren konnte, ehe er von der Strecke flog. Der 42-jährige Grönholm hat den Schweden-Einsatz als einmaliges Gastspiel geplant und sagt: „Mein Ziel ist das Podium – und es wäre fantastisch, wenn wir um den Sieg kämpfen könnten. Doch das wird nach meiner langen WRC-Pause schwierig.“

Ford-Teamchef Malcolm Wilson wünscht sich prompt einen Dreifacherfolg für das Ford-Team – und damit meint er keinesfalls die drei Werkspiloten (auch Khalid Al-Quassimi wird in Schweden am Start sein). Hirvonen, Grönholm, Latvala – so wird wohl die Wunschreihenfolge des M Sport-Betreibers aussehen. Mikko Hirvonen ist im Ford-Werksteam die klare Nummer 1 und soll als Titelkandidat „künftig mehr Rallyes gewinnen“. Jari Matti Latvala wurde nach seinem schwierigen Vorjahr bereits vor Saisonstart zur Nummer 2 abgestempelt, um jede Unruhe schon im Vorfeld zu ersticken. „Ich bin jetzt die Nummer 2 und muss Mikko helfen“, sagt Latvala einsichtig. Siege gibt es nur, wenn Hirvonen Probleme haben sollte.

Hirvonens größtes Problem heißt Loeb

Das größte Problem des Mikko Hirvonen wird wie in den Jahren zuvor Sébastien Loeb heißen. Der soll heuer einmal mehr besiegt werden – doch heuer gibt es statt zwei (im Vorjahr) gleich vier Asphalt-Rallyes im WM-Kalender. Hirvonen sollte also tunlichst darauf achten, gleich am kommenden Wochenende einen Sieg einzuholen. Oder andersrum formuliert: Sollte Loeb in Schweden gewinnen, kann der Franzose zumindest schon einmal eine Champagnerflasche in den Kühlschrank legen, da am Ende der Saison wohl der siebte Titel zu feiern ist. Sollte Grönholm im Stobart Ford siegfähig sein – darf er dann gewinnen? Darf er Hirvonen Punkte wegschnappen? Ilka Minor glaubt, dass man bei ihm durchaus eine Ausnahme machen würde…

Ilka Minor kehrt in die WM zurück

Ilka Minor – endlich wieder eine Österreicherin im WM-Feld! Erstmals seit 2007, als sie an der Seite von Manfred Stohl im Citroen saß, wird die Kärntnerin wieder bei einem WM-Lauf antreten, an der Seite von Henning Solberg. Der Norweger hat gemischte Gefühle, wenn er an die Schweden-Rallye 2008 zurück denkt: Erst heizte er auf Platz drei liegend dem Zweiten, Mikko Hirvonen kräftig ein, dann jedoch flog er von der Strecke, ein möglicher Podestplatz ging in die Binsen. Einen solchen traut Ilka ihrem Piloten auch heuer zu. Am Rande der Racingshow, ihrem letzten Auftritt vor dem Abflug in den Norden, sagte sie: „Warum sollte ein Podestplatz nicht möglich sein? Henning hat auch im Vorjahr einen geschafft – und das Feld hat sich seither nicht sehr verändert.“ Solberg wurde von Stobart Ford neben Grönholm für Team-Punkte nominiert.

Übrigens: 2008 lag Hirvonen nicht hinter Loeb auf Rang zwei, denn in Schweden 2008 hat Latvala das Feld angeführt. Damals war er der frisch gebackene Ford-Werkspilot, damals trug er sich als jüngster Sieger der WRC ins Geschichtebuch ein. Sébastien Loeb musste hingegen eine Nullrunde hinnehmen – nach einem Unfall drohte ein Motorschaden, der Franzose gab entnervt auf. Ein weiterer Franzose hofft in Schweden auf einen Podestrang: Sébastien Ogier wird neben Räikkönen den zweiten Junioren-C4 pilotieren. Video-Künstler Ken Block und sein Monster World Rally Team werden in Schweden noch nicht an den Start gehen, ebenso fehlt das Team von Munchi’s Ford.

Petter Solberg ein Träumer?

Neben Loeb, Grönholm und Räikkönen ist noch ein weiterer Weltmeister am Start: Petter Solberg tritt wieder mit seinem Peter Solberg World Rally Team gegen die Werke an. Sein Citroen C4 WRC wurde bei einem Test in einem neuen Farbdesign präsentiert, der Norweger darf sich auch über neue Sponsoraufkleber an seinem Auto freuen. Solberg will heuer sämtliche WM-Rallyes bestreiten, schließt aber nicht aus, dass es seine letzte Saison sein könnte. Der Norweger reibt sich die Hände: „Im Vorjahr hatte ich eine 2008er-Spezifikation, doch jetzt fahre ich einen 2009er-C4.“ Mit dem will der Ex-Weltmeister mit Loeb und Hirvonen um den Titel fighten. Ilka Minor schüttelt den Kopf: „Das wird Citroen nicht erlauben – da kommt dann der Mann mit dem Laptop und schon musst du dich anstrengen, überhaupt Top 10-Zeiten fahren zu können.“ Petter Solberg ein Träumer? Eines sollte klar sein: Ilka Minor weiß ganz genau, wovon sie spricht…

WRC, PWRC & SWRC

In Schweden werden insgesamt 19 Autos der WRC-Klasse antreten – Wilson-Sohn Matthew sitzt wieder in einem dritten Stobart Ford, Adapta schickt erneut Mads Östberg im Subaru Impreza WRC2008 ins Rennen und Vater und Sohn Van Merksteijn sowie einige Lokalmatadore sowie die Familie Kuipers suchen mit nicht mehr ganz neuen Kunden-Ford Focus ihr Glück. Mit dabei ist auch das Lieblingsauto von Manfred Stohl: Der sagenhafte Dany Snobeck, bereits im „zarten“ Alter von 63 Jahren, wird wieder einen Peugeot 307 WRC pilotieren. Man darf gespannt sein, denn der Franzose ist immer für Achtungserfolge zu haben.

Starke Konkurrenz für Sandell

Im neu geschaffenen Super 2000-Cup, der SWRC, werden zehn Crews am Start sein. Darunter auch Juniorenweltmeister Martin Prokop im neuen Ford Fiesta Super 2000 – wie gut dieses Auto ist, hat Mikko Hirvonen bei der IRC-Rallye in Monte Carlo bewiesen: Sieg beim Premiereeinsatz! Weitere Fiesta S2000 werden von Bernardo Sousa, Janne Tuohino und Andreas Mikkelsen pilotiert. Starke Konkurrenz also für Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell im Skoda Fabia S2000. Skoda sendet auch Juho Hänninen in einem weiteren Skoda Fabia S2000 in die Schlacht. P. G. Andersson und der Schwede Per-Arne Sääv pilotieren ebenfalls je einen Fabia S2000. Michal Solowow pilotiert den einzigen Peugeot 207 S2000 im Feld.

Red Bull schickt Gaßner in die Evo-Schlacht

Die Schweden-Rallye zählt auch zur PWRC, die nun auf herkömmliche Gruppe N-Autos beschränkt wurde. Raimund Baumschlagers Red Bull-Team wird einen Mitsubishi Lancer Evo IX mit Hermann Gaßner junior an den Start bringen. Auch er darf sich über starke Gegner freuen. Beispielsweise werden auch der frühere WRC-Pilot Roman Kresta, das tschechische Jungtalent Martin Semerad oder der Schwede Patrik Flodin einen Evo IX steuern. Auf den neuen Evo X setzen hingegen PWRC-Weltmeister Armindo Araujo oder der Finne Jukka Kätomäki.

Flucht in den Norden

Weil es im Jahr 2008 Probleme mit zu milden Temperaturen gab – die Prüfungen rund um Karlstad wurden zur Schlammwüste – rückten die Veranstalter den Großteil der Wertungsprüfungen in den Norden. So sollen winterliche Verhältnisse garantiert werden. Der Start, das Ziel und die Superspecial-Prüfung bleiben in Karlstad. Der Servicepark jedoch rückte ins 85 km nördlich gelegene Hagfors, welches in der Nähe der Regionen Varmland und Dalarna liegt, wo die verschneiten und oft auch stark vereisten Schotterstraßen durch die Wälder führen. Berühmt sind die Schneebänke entlang der Straßen, welche die Piloten in ihre Performance mit einbeziehen, indem sie sich an den Bänken quasi „anlehnen“. Wer die Schneebank jedoch mit der falschen Geschwindigkeit oder in einem falschen Winkel trifft, zahlt dafür einen hohen Preis in Form von Kühler- und weiteren Schäden. Von den Prüfungen aus 2008 sind nur zwei geblieben – der Rest ist Neuland.

Leichte Korsett-Auflockerung

Im Vorjahr wurde von den WM-Organisatoren ein Schriftstück mit den „13 Ideen für eine bessere Rallye-WM“ veröffentlicht, doch diese wurden nur zum Teil verwirklicht. Nachdem schon im Vorjahr die Veranstalter der legendären Monte Carlo-Rallye das starre Korsett der WM ankreideten und sie es für 2010 vorzogen, die Freiheiten der IRC weiter zu nützen, hat WM-Promotor ISC den Veranstaltern mehr Freiheiten zugestanden. Ein WM-Lauf kann nun zwei Tage, aber auch vier Tage andauern. Die SP-Kilometer durften bislang maximal 400 Kilometer betragen, jetzt sind es 500. Zudem darf der Servicepark „wandern“. Theoretisch sind sogar wieder Nachtprüfungen zugelassen, allerdings hält man sich mit einem wage formulierten Paragraphen die Möglichkeit offen, diese wegen mangelnder Sicherheit abzulehnen. Rein theoretisch möchte die ISC die Fans näher an den Sport bringen – sie sollen im Servicepark „mehr Einsicht“ erhalten, es soll sogar verpflichtende Autogramm-Aktionen geben.

Das Problem mit der Startreihenfolge bei Schotter-Rallyes respektive mit dem damit verbundenen Taktieren und sich zurückfallen lassen, hat man, so scheint es, nicht zu lösen versucht. Kurz vor der Rallye überlegt man, wie in der Formel 1 ein neues Punktesystem einzuführen, welches die Top 10 mit Punkten belohnt. Noch ist nichts entschieden – die ISC bleibt ihrer unberechenbaren Linie treu.

Der Spannung soll das jedoch nicht schaden – schließlich können die heimischen Fans endlich wieder für einen Landsmann oder vielmehr eine Landsfrau die Daumen drücken. Ilka und Henning, go!

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