
Rallye-WM: Jordanien | 16.04.2011
Grandioses Duell! Ogier knapp vor Latvala
Die Entscheidung fiel auf der abschließenden Powerstage – Ogier gewinnt ganz knapp vor Latvala, Loeb Dritter. Petter Solberg auf SP 17 out.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull/GEPA, Photo4
Während Sébastien Ogier am Vormittag seinen Vorsprung relativ gut halten und er mit 19 Sekunden einen guten Polster auf seinen Verfolger Jari Matti Latvala aufweisen konnte, spitze sich die Lage beim zweiten Durchlauf der vier Prüfungen dramatisch zu.
Auf SP 17 kam zunächst das plötzliche Aus für den Citroen-Privatier Petter Solberg, der von der Strecke flog und somit ohne WM-Punkte die Heimreise antreten muss…
Unterdessen wuchs Ford-Werkspilot über sich hinaus und stanzte eine Bestzeit nach der anderen in den Schotter.
SP 19: Latvala geht in Führung
Vor der abschließenden Powerstage, der SP 20 „Baptism Side“ konnte Latvala auch prompt die Führung übernehmen, doch Ogier lag nur fünf Zehntelsekunden zurück.
Die abschließende 10,5 Kilometer-Prüfung sollte also für die Entscheidung sorgen – zudem gab es bei dieser Prüfung insgesamt sechs zusätzliche WM-Punkte zu gewinnen.
Während die führenden WRC-Protagonisten am Freitagabend mit der Ausnahme von Ogier auf die Bremse stiegen, gaben sie hier allesamt ihr Bestes.
Entscheidung auf der Powerstage
In umgekehrter Reihenfolge absolvierten die Lenkradakrobaten die Prüfung. Auch der aufgrund des Solberg-Ausfalls auf Platz vier vorgerückte zweite Ford-Pilot, Mikko Hirvonen wollte die Powerstage unbedingt gewinnen und die drei zusätzlichen WM-Punkte einheimsen.
Abgekämpft erklärte er: „Ich habe definitiv das Beste gegeben, was ich hatte. Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass ich am ersten Tag so viel Zeit verloren habe, als ich als erster Wagen auf die Strecke musste.“
Sébastien Loeb, der als Dritter bereits rund 25 Sekunden Gesamtrückstand aufgewiesen hatte und als nächster über die Ziellinie fuhr, war um drei Zehntelsekunden langsamer als Hirvonen.
Der Franzose erklärte: „Ich kam in einer Kurve etwas weit nach außen, dabei habe ich zwei Sekunden verloren. Wir wissen, dass es schwer ist, wenn wir auf Schotter-Rallyes so weit vorne starten müssen, das wird auch bei den kommenden Rallye nicht anders sein.“
Jetzt ging es nur noch um die Frage, wer neben Loeb auf dem Siegerpodest stehen wird und vor allem, wer dies auf dem obersten Stockerl tun wird.
Zunächst kam Latvala ins Ziel, ihm fehlten aber sieben Zehntel auf die Hirvonen-Bestzeit. Der Ford-Pilot erklärte völlig außer Atem: „“Ich habe wirklich hart gepuscht – ich hatte zwar auch ein paar Fehler drinnen, aber wenn das zu wenig ist, dann kann ich nichts machen, ich habe wirklich alles gegeben.“
Jetzt warteten alle gespannt auf den Zieleinlauf von Sébastien Ogier. Der zweite Citroen-Werkspilot fuhr exakt die gleiche Zeit wie Hirvonen, womit er im Endklassement die Winzigkeit von zwei Zehntelsekunden vor Latvala lag und sich somit über seinen nächsten Sieg freuen durfte.
Ogiers ist unglaublich!“
Ogier jubelte: „Das ist unglaublich, ich musste heute dermaßen hart attackieren – denn Jari Matti war so schnell, ich musste die ganze Zeit über Vollgas geben. Noch ein Sieg, das ist fantastisch. Dazu noch die Punkte aus der Powerstage – es war ein perfektes Wochenende.“
Ogier wurde also am Ende auch belohnt für seine mutige Entscheidung, am Freitagabend nicht auf die Bremse zu steigen, sondern maximalen Vorsprung herauszufahren und diesen am Samstag auf der Strecke zu verteidigen.
Nach SP 19 sah es für kurze Zeit so aus, als wäre dieser Plan nicht aufgegangen – doch am Ende jubelten beide: Ogier und auch Latvala.
Solberg und Minor ohne Punkte
Hinter dem viertplatzierten Mikko Hirvonen belegte Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson als bester Pilot eines Privatteams den guten fünften Platz, wenngleich sein Rückstand mehr als fünf Minuten beträgt.
Exakt 30 Sekunden hinter ihm lag am Ende der frühere Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen, der in Jordanien wohl seine bislang besten Leistungen auf Schotter zeigen konnte. „Wir wollten hier zulegen und das ist uns gelungen“, gab der Ice 1 Racing-Pilot zu Protokoll.
Hinter dem „Iceman“ belegten Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra, Abu Dhabi Ford-Pilot Khhalid Al-Quassimi sowie Ferm Powertools Citroen-Pilot Dennis Kuipers die Ränge sieben bis neun.
Keine Punkte gibt es für Henning Solberg und Ilka Minor – das Stobart-Duo konnte nach dem frühen Ausfall am Freitag die Rallye am Samstag unter „Superally“ fortsetzen und recht gute Zeiten markieren. Auf der Powerstage konnten die beiden beispielsweise Platz fünf belegen.
Solberg kommentierte seine Ausfall vom Freitag mit den Worten: „Ja, aber so ist es eben im Rallyesport – und es ist immer so bei mir.“
SWRC: Sousa siegt – Gassner Dritter
Auf Rang zehn landete bereits der Sieger der SWRC, Ford Fiesta S2000-Pilot Bernardo Sousa, der sich über seinen ersten Sieg in der WM der S2000-Fahrzeuge freuen durfte.
Platz zwei belegte Karl Kruuda im Skoda Fabia S2000, sein Rückstand betrug am Ende etwas mehr als 20 Sekunden.
Weil auch der Ungar Frigyes Turan keine Zielflagge sah, durfte Red Bull Skoda-Pilot Hermann Gassner junior am Ende mit etwas mehr als zwei Minuten Rückstand über Platz drei bei seiner S2000-Premiere jubeln.
Schom am ersten Tag konnte Gassner junior bereits die erste SWRC-Bestzeit seiner Karriere erzielen. Wichtig ist für den Bayern, dass er das Ziel sah und so möglichst viele Kilometer abspulen und sich dabei gewaltig steigern konnte…
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