Rallye-WM: Portugal | 26.03.2011
Da wurde Phlegmatiker Loeb wütend…
Loeb wütend! Er fühlte sich von Hirvonen aufgehalten, der nach einem Reifenschaden direkt vor ihm weiter fuhr. Ogier führt vor Latvala und Loeb.
Michael Noir Trawniczek
Nach den taktischen Bremsmanövern am Freitagabend kam es in Portugal am Samstagvormittag zur nächsten Kontroverse:
Nachdem Mikko Hirvonen auf der zweiten Prüfung des Tages, der 25 Kilometer langen SP 9 „Vascao“ einen Reifenschaden erlitten hatte und er auf der Prüfung den Reifen wechseln musste, setzte er die Fahrt direkt vor dem Citroen DS3 WRC von Sébastien Loeb fort.
Der Franzose, der auf der morgendlichen SP 8 noch die Bestzeit markieren und mit 3,8 Sekunden Rückstand hinter Rallyeleader Jari Matti Latvala den zweiten Gesamtrang belegen konnte, fühlte sich von Hirvonen absichtlich aufgehalten.
Loeb erklärte: „Er hat mich nicht vorbei gelassen, um Latvala zu schützen. Das ist sicher eine gute Strategie für das Ford-Team – aber das hat meine Rallye zerstört. Ich hatte keinen Reifenschaden, er hatte einen.“
Loeb war dermaßen sauer, dass er sogar nach der Prüfung den Ford von Hirvonen mehrmals leicht anstupste – ein seltener Temperamentsausbruch des oftmals phlegmatischen Serienweltmeisters…
Hirvonen fühlte sich unschuldig und erklärte: „Ich bin sicher, dass Sébastien jetzt richtig sauer ist. Das tut mir auch leid – aber sobald ich den Reifen gewechselt hatte, fuhr ich los. So sind die Regeln eben jetzt.“
Als Folge des Hirvonen-Manövers rutschte Loeb hinter Latvala und seinem Teamkollegen Sébastien Ogier auf Rang drei ab, sein Rückstand erhöhte sich beträchtlich, er betrug nun mehr als eine halbe Minute.
Die Bestzeit auf SP 9 markierte Petter Solberg in seinem privaten Citroen DS3 WRC – doch nach seinen vielen Reifenschäden vom Freitag hat der Norweger bereits rund elf Minuten Rückstand…
Auf der letzten Prüfung vor dem Mittagsservice, der 22,5 Kilometer langen SP 10 „Loule“, knöpfte Loeb dem führenden Ford-Piloten 8,7 Sekunden ab und verringerte dermaßen seinen Rückstand auf 22,8 Sekunden.
Der zuvor wütende Citroen-Pilot war im Zielraum der zehnten Prüfung wieder gewohnt ruhig und erklärte: „Das Einzige, was ich tun kann, ist zu versuchen, den Rückstand auf Jari Matti aufzuholen. Aber es ist okay – ich versuche einfach, mein Bestes zu geben.“
Latvala erklärte: „Es war extrem schwierig, als erster Wagen zu fahren – es gab sehr viel losen, roten Schotter. Ich hoffe, dass es am Nachmittag bei der zweiten Durchfahrt weniger schlimm wird.“
Die Bestzeit markierte Sébastien Ogier im zweiten Werks-Citroen – womit der Franzose mit 6,9 Sekunden Vorsprung auf Latvala die Führung übernehmen konnte.
Obschon er nach dem Reifenschaden bereits mehr als zwei Minuten zurück liegt, belegt Hirvonen den vierten Gesamtrang.
Um den fünften Platz kämpfen die beiden Stobart Ford-Teams von Matthew Wilson und Henning Solberg. Vor dem Mittagsservice hat Wilson die Nase vorne – allerdings fehlen Solberg und Ilka Minor lediglich 5,6 Sekunden auf den Briten.
Weiterhin belegt Armindo Araujo im Mini Countryman S2000 den sensationellen siebten Gesamtrang, dahinter liegen Kimi Räikkönen, Federico Villagra und Khalid Al-Quassimi auf den restlichen Punkterängen.
In der PWRC führt Hayden Paddon überlegen, mit 2:48 Minuten Vorsprung vor Anders Gröndal.
Die drei Prüfungen werden am Nachmittag ein zweites Mal absolviert.
Nach SP 10
1. Sébastien Ogier Citroen 2:11:59.9 2. Jari Matti Latvala Ford + 6.9 3. Sébastien Loeb Citroen + 30.7 4. Mikko Hirvonen Ford + 2:17.9 5. Matthew Wilson Stobart Ford + 3:37.3 6. H.Solberg/I.Minor Stobart Ford + 3:42.9 7. Armindo Araujo Mini S2000 + 6:27.7 8. Kimi Räikkönen Ice 1 Citroen + 6:35.6 9. Federico Villagra Munchi's Ford + 6:51.7 10. Khalid Al Qassimi Abu Dhabi Ford + 7:57.8