
Rallye-WM: Portugal | 27.03.2011
Die „Defekthexe“ blieb auch im frisch lackierten Auto
In Mexiko schienen Henning Solberg und Ilka Minor von der „Defekthexe“ verfolgt zu werden. Leider war es auch in Portugal ähnlich, auch die Servo fiel wieder aus…
Michael Noir Trawniczek
Ein ausführliches, ein bezeichnendes Gespräch mit Ilka Minor, nachzulesen in der seit Freitag erhältlichen jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Rally & more, in dem die in Wien lebende Co-Pilotin von Henning Solberg auf die beiden WM-Rallyes in Schweden und Mexiko zurückblickt…
…in diesem Interview wird man mit einer unglaublichen Serie an technischen Pannen konfrontiert. Sodass man unweigerlich zu folgender Erkenntnis kommt: Das Pech scheint tatsächlich an den Sohlen des norwegisch-österreichischen Duos zu kleben…
Ein Beispiel: Wenn es an einem Vormittag nur eine einzige Wasserdurchfahrt zu meistern gibt, dann streikt just in dem Moment garantiert der Scheibenwischer des Solberg-Boliden. In Mexiko musste Ilka Minor ihren Piloten zur Weiterfahrt überreden, nachdem dieser nach mehrmaligen Ausfällen der Servolenkung an die Grenzen seiner physischen und auch psychischen Belastbarkeit angelangt war…
In Portugal sollte dieser „Fluch“ abgeschüttelt werden – doch auch die neue Lackierung des Ford Fiesta RS WRC scheint die viel zitierte „Defekthexe“ nicht davon abgehalten zu haben, weiter an Bord zu bleiben.
Am ersten Tag auf Platz fünf
Dabei lief es auf den Schotterstraßen der Algarve-Region zunächst ausgezeichnet für Henning und Ilka. Am Ende des ersten Tages belegten die beiden hinter den vier Werkspiloten den fünften Platz – als bestes Nichtwerksteam entsprach man damit exakt den eigenen Erwartungen.
Zwar musste man am Samstag wie so viele der Konkurrenten einen Reifenschaden hinnehmen, doch am Sonntagmorgen lagen Solberg und Minor immerhin noch auf dem guten sechsten Gesamtrang, den man auf den ersten beiden Prüfungen auch halten konnte.
Am Sonntag jedoch, auf der vorletzten Prüfung, setzte die „Defekthexe“ zu ihrem nächsten Schlag an: Turboprobleme! 1,5 Minuten Zeitverlust, was bedeutet, dass die beiden vom sechsten auf den neunten Platz zurückfielen.
“Immerhin Punkte für das Team geholt“
Solberg zieht dennoch ein gefasstes Resümee: „Wir hatten an diesem Wochenende zahlreiche Probleme, aber so ist es nun einmal. Ich frage mich, woher ich etwas Glück bekommen kann. Aber wir haben es bis zum Ende geschafft und Punkte für das Team gesammelt, das ist die Hauptsache.“
„Heute morgen war es auf den Prüfungen sehr feucht und der Grip änderte sich ständig", fügt Solberg hinzu. Auf SP 15 wurde er mit einem Schlag an die Mexiko-Rallye erinnert, bei der er angesichts der vielen Servo-Ausfälle „höllische Schmerzen in den Armen“ erdulden musste, wie Ilka Minor im Rally & more-Interview erklärte.
Das Problem, von dem man glaubte, es nach zwei Rallyes endlich in den Griff bekommen zu haben, kehrte erneut zurück. Henning Solberg in seinem Bericht: „Die wechselhaften Bedingungen war schon schwierig, aber es wurde sogar noch schwieriger, als wir auf Prüfung Nummer 15 Probleme mit der Servolenkung bekamen.“
Auf SP 16 dann das erwähnte Problem mit dem Turbo: „Kimi [Räikkönen, d. Red.] war heute Nachmittag dicht hinter uns und ich wollte zulegen, aber dann hatten wir ein Problem mit unserem Turbo. Das hat uns nicht nur Zeit, sondern auch drei Plätze gekostet.“
Trotz aller Widrigkeiten bleibt Henning Solberg optimistisch gestimmt: „Es ist sicher enttäuschend, so viele technische Probleme zu haben - aber hoffentlich kann ich bei der nächsten Rallye Vollgas geben."