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Viele Fragezeichen vor der Glamour-Rallye

In nur zwei Monaten hat sich die Rallye-Welt völlig verändert. Vor dem Saisonauftakt in Monte Carlo stehen zahlreiche Fragezeichen im Raum.

Michael Noir Trawniczek

Seit dem Saisonfinale in Australien sind nur etwas mehr als zwei Monate vergangen, doch die Rallye-Welt sieht vor dem Saisonauftakt des Jahres 2006, der legendären Rallye Monte Carlo, völlig anders aus.

Die Rallye-Weltmeisterschaft erlebte eine Abwanderung der Hersteller - Skoda, Mitsubishi, Peugeot und Citroen sind nicht mehr mit Werksteams vertreten, unterstützen jedoch in unterschiedlichem Ausmaß Privatteams.

De facto sind nur noch zwei reinrassige Werksteams dabei. Und: Reifenhersteller Michelin übergab nach 30 Jahren Rallye-WM und insgesamt 38 Titeleroberungen an die amerikanische Konzerntochter BFGoodrich. Die Motorsportbehörde FIA hat ein neues Reglement eingeführt - dieses ist für manche umstritten und für viele sicherlich eines: Kompliziert!

Die Teams

In der Manufacturer 1-Klasse (M1) werden das belgische Privatteam Kronos-Citroen und die beiden Werksteams von Ford und Subaru antreten - in dieser Wertung wird nach den jüngsten FIA-Regeln gefahren. Die größte Neuerung ist ein Verbot von aktiven, elektronischen Differenzialen sowie Wassereinspritzung und Wasserbesprühung beim Ladeluftkühler.

In der Manufacturer 2-Klasse (M2) werden die Privatteams OMV-Peugeot, M-Sport Ford und Red Bull-Skoda um WM-Punkte kämpfen. Hier wird mit Autos angetreten, die vor dem 2. Januar 2006 homologiert wurden. Die Vorjahrsboliden werden somit auch mit den aktiven Differenzialen ausgestattet sein.

Das Nenngeld, welches die Teams einzahlen müssen, beträgt in dieser Klasse nur 12 Prozent der in der M1 fälligen Summe. Zudem müssen die M2-Teams nur an mindestens zehn Rallyes im Jahr teilnehmen und sind für die Herstellerwertung auch nicht bei mehr Rallyes punkteberechtigt.

Die Fahrer

Weil in der M2-Klasse nur Piloten antreten dürfen, die in den letzten fünf Jahren keine Top 6-Platzierung in der Fahrer-WM erzielt haben, standen nach dem Abgang der Werksteams viele Topfahrer buchstäblich auf der Straße, darunter sogar ein Ex-Weltmeister.

Toni Gardemeister, Francois Duval, Harri Rovanpera, Gigi Galli und auch Colin McRae haben keinen Fixplatz gefunden. Sie werden vereinzelt in Privatteams antreten, doch im Kampf um den Titel sind sie aller Voraussicht nach chancenlos.

Wahrscheinlich werden nur sieben Piloten an allen 16 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft teilnehmen - nur sie haben zumindest eine theoretische Chance auf den Titel: Sébastien Loeb (Kronos-Citroen/M1), Marcus Grönholm und Mikko Hirvonen (beide Ford/M1), Petter Solberg und Chris Atkinson (beide Subaru/M1), Manfred Stohl (OMV-Peugeot/M2) und Matthew Wilson (M-Sport Ford/M2).

Der Dreikampf

In der Realität jedoch rechnet die Expertenwelt mit einem, noch dazu glühenden, Dreikampf zwischen dem WM-Dritten des Vorjahrs Grönholm, Vizemeister Solberg und Weltmeister Loeb - den Nr.1-Piloten der drei M1-Teams. Die Kraft des "Super-Séb" könnte durch den Wechsel zu Privatier Kronos genau in jenem Maße geschmälert worden sein, sodass einem elektrisierenden Dreikampf nichts mehr im Wege steht.

Voraussetzung dafür ist, dass Pirelli in seiner Rolle als alleiniger Ausrüster von Subaru besteht (alle anderen M1- und M2-Teams fahren mit den Pneus von BFGoodrich). Trotz der Hersteller-Abwanderung erwarten viele Rallye-Freunde also eine mehr als nur spannende Saison.

Die Österreicher

Auch die österreichischen Rallye-Fans dürfen sich freuen: Manfred Stohl wird mit seiner Copilotin Ilka Minor auf einem Peugeot 307 WRC alle 16 WM-Läufe bestreiten. Erstmals nimmt in der Geschichte des Rallye-Sports ein österreichischer Pilot an der kompletten WM teil.

Stohl/Minor konnten im letzten Jahr zweimal das Podium erklimmen (Platz 2 auf Zypern, Platz 3 in Australien), das OMV-World Rally Team war 2005 das beste Privatteam. Die Chancen auf eine Top-Platzierung in der Fahrer-WM sind beträchtlich gestiegen.

Hinzu kommt das von Raimund Baumschlager und Armin Schwarz geführte Red Bull-Skoda-Team, bei dem Österreichs Youngster Andreas Aigner neben den illustren und alternierend antretenden Teamkollegen Gilles Panizzi und Mattias Ekström sein WM.-Debüt im WRC feiern wird. Fix ist der zweite Platz neben Aigner allerdings noch nicht vergeben, Ekström wird seine Heimrallye in Schweden bestreiten, von Panizzi erhofft man sich vor allem bei den ersten Asphalt-Rallyes tolle Leistungen.

Die Haltbarkeitsregeln

Wie auch in der Formel 1 müssen die Motoren zwei Rallye-Wochenenden halten, auch das Getriebe ist von dieser Regelung betroffen. Motor und Getriebe werden von der FIA versiegelt, aber nur bei folgenden "Rallye-Pärchen":

Monte Carlo/Schweden, Spanien/Frankreich, Italien/Griechenland, Deutschland/Finnland und Australien/Neuseeland. Das Getriebe alleine muss Italien/Griechenland, Zypern/Türkei und Australien/Neuseeland überstehen. Muss ein Teil gewechselt werden, gibt es eine Zeitstrafe.

Die Monte

Traditionsgemäß wird die Rallye-Weltmeisterschaft mit der legendären Rallye Monte Carlo eröffnet. Der Glamour der Stadt der Reichen und Schönen wird vom Benzingeruch infiltriert. Seit 1911 – damals noch als Gleichmäßigkeits-Rallye - wird bei diesem Event beinahe genauso viel „gegambelt“ wie im Casino von Monaco - das unberechenbare Wetter macht die Reifenwahl zu einer Lotterie.

Die engen, verwinkelten Bergstraßen der Südalpen - eisige Stellen und Schnee können unverhofft auftreten. Nicht beirren ließ sich jedoch in den letzten drei Jahren Sébastien Loeb - der Titelverteidiger hat den Hattrick geschafft.

Ob er auch mit dem privaten Kronos-Xsara den Sieg erringen kann, gehört zu den vielen Fragezeichen, die in dieser völlig neuen Rallye-Welt vor allem beim ersten Saisonlauf eine seriöse Prognose unmöglich machen, wenngleich die Vorzeichen für den Elsässer gut stehen dürften.

366 Sonderprüfungskilometer auf 18 Sonderprüfungen

Die Monte Carlo Rallye wird am Donnerstag mit einem Showstart vor dem Casino um 18:30 Uhr gestartet. Von Freitag bis Sonntag (20.-22. Jänner) stehen 18 Sonderprüfungen mit insgesamt 366,39 Kilometer auf dem Programm.

Die Gesamtlänge der Rallye beträgt 1.336,84 Kilometer. Der Zieleinlauf ist Sonntag (22. Jänner) gegen 14:25 Uhr in Monte Carlo.

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