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WRC: Finnland-Rallye

Finnischer Feiertag

Jari-Matti Latvala hat die Finnen erlöst – sein Sieg fühle sich doppelt so gut an, erklärt er. Teamkollege und Weltmeister Sebastien Ogier gratuliert.

Ein großer Tag für Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila, ein großer Tag für Volkswagen, ein großer Tag für Finnland: Zum ersten Mal seit vier Jahren hat ein finnisches Duo bei seinem Heimspiel in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) triumphiert und damit für unbändige Begeisterung bei seinen Landsleuten gesorgt. Latvala/Anttila siegten bei "ihrer" Rallye im Polo R WRC in einem wahren Thriller bis zur Ziellinie nur 3,6 Sekunden vor ihren Volkswagen Teamkollegen Sebastien Ogier/Julien Ingrassia.

Andreas Mikkelsen/Ola Floene komplettierten den herausragenden Mannschaftserfolg von Volkswagen bei der schwierigsten Rallyes des Jahres als Gesamtvierte. Volkswagen stellte damit das beste Teamresultat seiner Rallye-WM-Geschichte ein - aufgestellt bei der Rallye Argentinien im Mai. Bei der "Formel 1 im Wald" ging zum zwölften Mal in Folge und zum achten Mal in dieser Saison der Sieg nach Wolfsburg. Volkswagen hat bei der kommenden Rallye Deutschland damit erstmals Matchbälle zum Titelgewinn in allen drei WM-Wertungen für Hersteller, Fahrer und Beifahrer.

Das finnische Wort "Sisu" beschreibt den Schlüssel zum Erfolg von Latvala bei seinem Heimspiel am treffendsten. "Sisu" gilt eigentlich als unübersetzbar, kann aber mit "Kraft", "Ausdauer" oder "Beharrlichkeit", auch "Unnachgiebigkeit" oder "Kampfgeist" wiedergegeben werden. Latvala füllte genau das bei der Rallye Finnland mit Leben. Am zweiten Rallye-Tag hatte der WM-Zweite nach großer Dominanz am Vormittag am Nachmittag einen Rückschlag zu verkraften.

Prestige-Duell bis zum letzten Meter

Nachdem Latvala auf der 20. WP ein tiefes Loch auf der Strecke traf, führte eine gebrochene Bremsleistung zum Verlust der Bremswirkung vorn rechts und damit zu einem Zeitverlust von rund 27 Sekunden. Mit einer äußerst knappen Führung von 3,4 Sekunden ging Latvala die abschließenden drei Wertungsprüfungen am Sonntag an und zeigte sowohl fahrerische als auch mentale Stärke.

Die Rallye Finnland, die als Mutter aller WM-Rallyes gilt, stand voll und ganz im Zeichen von Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila und ihren Volkswagen Teamkollegen Sebastien Ogier/Julien Ingrassia. 25 von 26 möglichen Bestzeiten gingen an eines der beiden Werksduos. Lediglich Kris Meeke/Paul Nagle (Citroen) konnten mit Latvala und Ogier mithalten, feierten eine Bestzeit und am Ende Rang drei der Gesamtwertung.

Vor der abschließenden Power-Stage verdichtete sich der Zweikampf Latvala gegen Ogier auf einen Zeitabstand von 3,7 Sekunden, der sich bis zur Ziellinie auf 3,6 Sekunden weiter verkürzte. Gleich mehrfach erreichten Latvala und Ogier bei ihrem Vollgasduell die Marke von 200 Kilometern pro Stunde Spitzengeschwindigkeit, die durch den Drehzahlbegrenzer limitiert wird.

Bei unzähligen Sprüngen, teilweise bis an die 60-Meter-Marke, vielen blinden Kuppen und Kurven war von den Rallye-WM-Piloten maximale Präzision gefragt. Zum 38. Mal in der Geschichte der Rallye-WM wurde eine Rallye mit einem Abstand unter zehn Sekunden entschieden.

Dank des Doppelerfolges in Finnland baute Volkswagen seinen Vorsprung in der Herstellerwertung der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) auf 175 Zähler auf Verfolger Citroen aus. Damit hat die Marke vor dem Heimspiel bei der Rallye Deutschland den ersten Matchball: Verteidigt Volkswagen einen Vorsprung von 172 Punkten geht der Herstellertitel zum zweiten Mal in Folge nach Wolfsburg.

Auch in der Fahrerwertung könnte Deutschland eine erste Entscheidung zugunsten von Volkswagen bringen: Nach Abschluss der Rallye Finnland beträgt der Vorsprung von Ogier/Ingrassia auf das beste Nicht-Volkswagen-Duo - Mads Östberg/Jonas Andersson (Citroen) - 121 Punkte. Bleiben 112 davon nach der Rallye Deutschland übrig, wird ein Volkswagen-Duo die Weltmeisterschaft in Fahrer- und Beifahrerwertung feiern. Ogier/Ingrassia führen die Wertungen mit 187 Zählern vor ihren Teamkollegen Latvala/Anttila (143 Punkte) und Mikkelsen (95 Punkte) an.

"Ein ganz besonderer Moment"

Mit Abschluss der Rallye Finnland hat Volkswagen bei 391 Wertungsprüfungen seit dem Einstieg mit dem Polo R WRC im Januar 2013 19.996,66 Kilometer absolviert. Das entspricht ein halbes Mal um den Erdball, im Rallye-Tempo wohlgemerkt. Dabei gingen 269 Bestzeiten und insgesamt 618 Top-3-Zeiten nach Wolfsburg. Bei 21 WM-Rallyes feierte Volkswagen 18 Mal den Sieg, davon saisonübergreifend zwölf Mal in Folge.

Mit dem Triumph in Finnland stellte Volkswagen auch den bisher bestehenden Bestwert von acht Siegen in Serie innerhalb einer Saison ein, den Citroen im Jahr 2011 aufgestellt hatte. Für Volkswagen war es bei der achten Saison-Rallye der fünfte Doppelerfolg des Jahres, der siebte insgesamt. Latvala feierte seinen 44. Podestplatz in der Rallye-WM, von denen er zwölf mit Volkswagen erreichte. Es war zugleich sein elfter Laufsieg, der vierte im Polo R WRC.

"Der Sieg hier in Finnland ist ein ganz besonderer Moment für Miikka und mich. 2010 ist uns das zuletzt gelungen und nach dem mäßigen Ergebnis 2013 fühlt sich dieser Sieg gleich doppelt so gut an", sagt Latvala. "Ich hatte vom Beginn der Rallye an ein sehr gutes Gefühl im Polo R WRC, der erneut perfekt eingestellt war. Ein großer Dank an mein Team für die hervorragende Arbeit, die es geleistet hat."

"Und natürlich auch ein Dankeschön an alle Fans, die Miikka und mich hier in Finnland durchweg unterstützt haben. Der Sieg war aber auch harte Arbeit. Am Samstagabend waren wir in einer schwierigen Situation, als wir eine der Bremsen am Auto nicht mehr einsetzen konnten. Trotzdem haben wir nicht aufgegeben und weitergekämpft. Ich bin sehr, sehr glücklich über das Ergebnis", so Latvala.

Ogier gibt nach Platz zwei zu Protokoll: "Ich denke, diese Finnland Rallye werden die Fans und auch wir noch lange in Erinnerung behalten. Auch wenn ich nicht gewonnen habe, war es ein großartiges Finale mit einem tollen Kampf bis zur letzten Sekunde. Glückwunsch an Jari-Matti und Miikka, die diesen Sieg in ihrer Heimat wirklich verdienen. Sie waren dieses Mal einfach nicht zu schlagen. Ich wusste schon am Morgen, dass es sehr schwer wird, den knappen Rückstand wettzumachen."

"Wenn du fast die ganze Prüfung mit Voll-Speed unterwegs bist, sind selbst 3,4 Sekunden Rückstand kaum aufzuholen, wenn dem anderen kein Fehler unterläuft. Auf der vorletzten Prüfung haben Julien und ich noch mal alles riskiert, aber Jari-Matti hat mit dem gleichen Tempo dagegengehalten. Insgesamt ein fantastisches Wochenende und mit den Punkten für Platz zwei in Finnland kann ich bestens leben", sagt der WRC-Tabellenführer.
Mikkelsen erringt Platz vier

Für den Viertplatzierten Mikkelsen war "Finnland erneut eine ganz besondere Rallye, die wegen ihres speziellen Profils zu den anspruchsvollsten Rallyes zählt, die die WRC zu bieten hat. Daher sind Ola und ich sehr zufrieden mit Platz vier. Seit Samstag waren wir in einer komfortablen Position im Gesamtfeld mit einem guten Zeitpolster als Abstand auf unsere Verfolger. Daher konnten wir den letzten Tag kontrolliert angehen, wollten auf der Power-Stage aber auch noch einmal angreifen, um dort eventuell Zusatzpunkte für die Meisterschaft zu holen. Am Ende sind wir dort nur Vierte geworden, sind aber zufrieden mit unserer Gesamtleistung. Gratulation an Jari-Matti und Miikka zum Gewinn der Rallye Finnland. Ihr Sieg ist hochverdient."

Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito fasst den achten Volkswagen-Sieg beim achten WRC-Saisonlauf 2014 zusammen: "Ich kenne niemanden im Service-Park, der Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila diesen emotionalen Heimsieg nicht gönnt. Ich freue mich heute besonders für sie, denn sie haben sich diesen Erfolg hart erarbeitet und mit immenser Willenskraft trotz kleinerer Rückschläge in die Tat umgesetzt. Wir haben den besten Jari-Matti Latvala aller Zeiten erlebt mit einer völlig neuen Einstellung zum Rallye-Sport und extrem fokussiert und gleichzeitig locker. Er ist in einer eigenen Welt gefahren und nur sein Teamkollege Sébastien Ogier konnte bis zum Ende folgen."

"Andreas Mikkelsen ist ebenfalls großartig gefahren und hat bei dieser extrem anspruchsvollen Rallye Rang vier herausgeholt - großartig", so Capito. "Dieser Doppelerfolg gibt uns bei der Rallye Deutschland die Möglichkeit, vorzeitig den Herstellertitel zu holen. Ganz klar: Das wollen wir mit Stil und am liebsten mit einem Sieg tun. Wir haben daheim nach dem Resultat im vergangenen Jahr etwas gutzumachen. Und wie man trotz Druck und hoher Erwartungshaltung vor heimischer Kulisse gewinnt, hat Jari-Matti Latvala hier in Finnland vorgemacht."

"Es war ein fantastisches Wochenende bei der Rallye Finnland", findet Heinz-Jakob Neußer, Volkswagen-Markenvorstand für Technische Entwicklung, der das Volkswagen-Team bei der Rallye Finnland vor Ort unterstützte. "Sowohl Jari-Matti Latvala als auch Sebastien Ogier haben 25 der 26 Wertungsprüfungen dominiert und der Finaltag der Rallye hätte spannender kaum sein können. Bis zur letzten Sekunde war offen, wer die Rallye gewinnen würde. Die Power-Stage hat erneut gezeigt, was im Team und im Polo R WRC steckt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis in Finnland und gratulieren Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila zu diesem großartigen Erfolg vor heimischem Publikum."

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