
Ennstal-Classic 2017 | 21.07.2017
Fritz Enzinger: Entspannung vom WEC-Stress
Fritz Enzinger, Leiter des LMP1-Programms bei Porsche, im Gespräch über die Ennstal-Classic, Oldtimer an sich und die Zukunft der WEC.
Text: Michael Hintermayer & Fabian Bonora
Foto: Ennstal-Classic/Peter Meierhofer
Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) steuert auf eine Krise zu. Nach dem Ausstieg von Audi engagieren sich mit Porsche und Toyota nur noch zwei Hersteller in der obersten Klasse des Sports, der LMP1-Kategorie. Ein neues, aber fragwürdiges Reglement soll wieder mehr Autobauer in die WEC locken.
Fraglich ist jedoch, wie lange die beiden verbliebenen Teams in Le Mans & Co. am Start sein werden. Wir sprachen mit dem Steirer Fritz Enzinger (im Bild oben links), Leiter des LMP1-Programms bei Porsche, über sein „Heimrennen" im Ennstal und die Zukunft des Langstrecken-Sports.
?: Wie ist es als Steirer, in der Heimat eine Oldtimerrallye zu bestreiten?
Fritz Enzinger: Es gibt grundsätzlich keine schönere Rallye als die Ennstal-Classic. Ich bin im Jahr auch nur zwei oder drei Mal hier. Wenn ich dann hier durchfahre und die Leute an der Strecke sehe und wie freundlich hier alle sind und das Essen sowieso – darum ist die Ennstal-Classic schon ein Fixpunkt in meinem Kalender.
?: Ist es entspannend, mit einem Oldtimer zu fahren, wenn man so einen stressigen Job wie Sie hat?
Fritz Enzinger: Ja, das ist definitiv der Fall. Unser 356er-Porsche ist Baujahr 1958. Wenn Neel Jani (im Bild oben rechts) fährt und ich daneben sitze, ist das mehr als entspannend. Wenn ich dann aus dem Auto aussteige und auf mein Handy schaue, ist es wieder vorbei. Aber das sollte man halt nicht machen. Eigentlich sollte man das genießen, aber aufgrund der derzeitigen Situation ist das nicht möglich.
?: Wie geht es weiter mit dem LMP1-Programm von Porsche?
Fritz Enzinger: Wir entscheiden in den nächsten zwei Wochen, wie es bei uns weitergeht und werden dies auch umgehend verkünden. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.
?: Der erste Reglement-Vorschlag für die Zukunft sieht einen Plug-In-Hybrid vor. Macht das aus Ihrer Sicht Sinn?
Fritz Enzinger: Wir haben beim Programm für 2020 mitgearbeitet. Darum sind auch von unserer Seite Ideen eingeflossen, was schlussendlich in einem Plug-In-Antriebskonzept endete. Man muss in nächster Zeit einmal diskutieren, wie das genau ausschauen soll. Aber die Idee ist nicht schlecht. Die Umrüstung kostet natürlich wieder Geld, aber das muss man nun erstmal abwarten, wie dies alles überhaupt umsetzbar ist.
?: Stand jemals der Vorschlag im Raum, den Hybridantrieb zu streichen und auf konventionelle Antriebskonzepte umzustellen?
Fritz Enzinger: Porsche hat sich entschieden, in die Langstrecken-WM zurückzukehren, weil der technische Standard enorm hoch ist, man eine Abgasenergie-Rückgewinnung hat und Bremsenergie rückgewinnt. Ich denke das Problem der LMP1 ist, dass Nissan den Einstieg vor zwei Jahren nicht geschafft hat und Audi voriges Jahr ausgestiegen ist. Wenn das nicht passiert wäre, hätten wir jetzt vier Hersteller und keine derartigen Diskussionen. Aber da sind eben zwei Dinge zusammengetroffen und jetzt stehen wir zu zweit da. Und für diese Summen zu zweit gegeneinander anzutreten ist die Sache, deren Sinnhaftigkeit wir gerade prüfen.