Beispiel Aspern: Es muss nicht immer schnell sein | 10.06.2022
Themenschwerpunkt "BLACKOUT"
Ein Projekt in der Seestadt Aspern bemüht sich, die Sorge um „Stromautobahnen“ zu jedem Mehrparteienhaus zu zerstreuen.
Die Projektpartner Siemens Österreich, Wien Energie, Wiener Netze, Wirtschaftsagentur Wien sowie die Seestädter Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 AG im Projekt ASCR (Aspern Smart City Research) forschen im jüngsten Stadtteil Wiens an ¬Lösungen für die städtische Energiezukunft. „Wir haben kein Energieproblem, aber wir haben ein Leistungsproblem“, umreißt Michael Schuff von der Wien Energie die Aufgabe. Um diese zu lösen, will man vor allem intelligent vorgehen. Beim Projektpartner Wiener Netze arbeitet man mittels eines Modells namens „City Graph“ daran, Bedarfslagen vorhersagen zu können. Dabei wird ein digitaler Zwilling des Stadtraums mit Daten (Echtdaten eines Sharing-Dienstes) gefüttert. „Mit dem City Graph können wir vorhersagen, wo und wann wir welche Kapazitäten bereitstellen müssen“, sagt Jakob Neugebauer. Der Großteil der Leute werde zuhause laden (wollen), nicht zuletzt, weil Schnellladen zwangsläufig teurer sein wird. Die gute Nachricht: „Wird das Laden intelligent geregelt, sind die Auswirkungen auf das Netz beherrschbar.“
Sagenhaft viel Leistung? Unnötig
Die Praxis des smartem Ladens wird im „Seehub“ erforscht, einer großen Parkgarage in der Seestadt. Die 9 Ladestationen – zwei davon sind an die ÖBB mit ihrem Sharing-Dienst vermietet – stehen allen offen. Einzige Zugangsbedingung: Eine kostenlose App, die heruntergeladen werden muss. Derzeit nutzen etwa 100 Testnutzer die Steckplätze.
„Uns interessiert, wie wir die praktischen Bedürfnisse der Ladekunden mit der Netzanschlussleistung sowie der 12-kWp-PV-Anlage am Dach und dem Batteriespeicher am besten unter einen Hut bringen können“, so Klaus Katschinka von der Wien Energie. „Das Ziel ist, mit möglichst geringer Netzanschlussleistung so viele Autos wie möglich zu versorgen.“ Erste Erkenntnisse: Es mangelt in der Kommunikation zwischen den Geräten, Netzen und Playern noch an einheitlichen Normen. Dass sagenhaft viel Leistung benötigt werden wird, ist hingegen zu bezweifeln. „Im Schnitt wird pro Wallbox eine Ladeleistung von 1 Kilowattstunde ¬genügen“, meint Katschinka.