
Dakar-Rallye 2005 | 08.01.2005
Aufholjagd für den großen Traum
Luc Alphand hat mit seinem Mitsubishi Pajero Evolution am Samstag die Etappe von Tidjikja nach Atar (Mauretanien) für sich entscheiden können.
Fotos: G. Soldano
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MotorräderFabrizio Meoni hat es wieder einmal allen gezeigt! Mit dem Gedanken, einen Angriff auf die Gesamtwertung zu starten, war der Wüstenfuchs Donnerstag Morgen auf den ersten Teil der Marathonetappe gegangen, war taktisch klug gefahren und hatte sein Material geschont. Der zweite Teil der Marathonetappe fiel gestern bekanntlich aus. Nun hat Fabrizio seinen Angriff auf den heutigen Tag verschoben. Das Ergebnis: 2. Platz in der Tagewertung, und das mit solch einem Vorsprung, dass der italienische Matador auch die Führung der Gesamtwertung eroberte. Dabei hat Fabrizio den bis gestern Führenden Marc Coma und Cyril Despres über 10 Minuten abgenommen. Zufrieden verschwand der Italiener kurz nach dem Einlauf unter der Dusche (die erste seit Tagen).
Den Tagessieg holte sich Isidre Esteve Pujol. Er ist wie Meoni mit dem Traum unterwegs, die Dakar zu gewinnen. „Ich bin froh, heute Erster zu sein. Aber noch mehr freue ich mich darüber, dass ich einige Minuten gut machen konnte. Ich bin oben mit dabei und das war mein Ziel bis zum Ruhetag. Ich wollte nicht 1. sein, aber auch keinen zu großen Abstand haben.“ Der Spanier belegt in der Gesamtwertung Platz 6 mit einem Rückstand von knapp 9 Minuten. Am Montag wird Isidre seine Aufholjagd fortsetzen. Der Spanier geht davon aus, dass die zweite Dakar-Woche noch härter werden wird als die erste. „Der Kampf um den Gesamtsieg geht in seine entscheidende Phase. Vor mir sind noch fünf KTM-Profis, die alle gewinnen können. Es wird ein hartes Rennen.“ Bei aller Konkurrenz zwischen den Teams darf der Franzose David Fretigné nicht aus den Augen verloren werden. Der Yamaha-Pilot hat einen Rückstand von gut 15 Minuten auf Meoni. Er allein könnte den 5. KTM-Sieg in Folge verhindern.
Seine Führung in der Gesamtwertung verloren hat heute Marc Coma. Der junge Spanier hatte vor dem Start im Biwak von Tidjikja schon eine Vorahnung. „Ich fühle mich ganz schön müde, sowohl physisch als auch psychisch. Wir haben in den letzten Tagen kaum geschlafen. Aber gerade heute muss man verdammt konzentriert sein.“ Während der Etappe stieg der Tripmaster von Marc aus, so dass er es für das Beste hielt, sich einer Gruppe anzuschließen. Sein Fazit nach der Etappe: „Es war schwierig heute, man musste höllisch aufpassen, den richtigen Weg zu finden. Die Dünen am Ende haben noch mal unheimlich Kraft gekostet, der Sand war extrem weich.“
In der Gruppe mit Marc Coma fuhren bis um CP 1 Cyril Despres, Alfie Cox, Andy Caldecott und David Fretigné. 30 km weiter scherte der Yamaha-Pilot aus. Wie sich später herausstellte, hatte er die richtige Route gefunden. Die vier KTM-Piloten hatten sich vernavigiert, mussten ein Teil der Strecke zurückfahren und verloren gut vier Minuten. Über dieses Missgeschick ärgerte sich Cyril Despres unheimlich. Er mochte im Biwak keine Fragen mehr hören, wie das passieren konnte. Sein Angriff auf die Führung der Gesamtwertung war heute fehlgeschlagen.
Überraschend gut ist Andy Caldecott im Rennen. Der Australier wurde heute 4. und belegt im Gesamtklassement den 3. Platz. Damit lässt er jede Menge der etablierten KTM-Werksfahrer hinter sich. „Es ist ein schönes Gefühl, gesund in Atar zu sein. Letztes Jahr musste ich nach der Etappe ins Medizinzelt, ich hatte mir die Hand gebrochen. Mit meinem Rennen bin ich mehr als zufrieden. Es läuft richtig gut. Obwohl es heute noch mal so richtig anstrengend war. Wir mussten unheimlich viel navigieren und der Sand im letzten Abschnitt, der war unheimlich weich.“
Zur Stunde verdunkelt sich der Himmel über Atar, offensichtlich zieht der Sandsturm dem Rallytross hinterher. Morgen ist der von vielen ersehnte Ruhetag. Wobei das Wort trügt. Es wird kein Tag der Ruhe werden für die Teams, höchstens ein ruhigerer Tag. Zu tun ist viel. Wir werden morgen aus dem Biwak berichten.
Zwischenstand
1 DESPRES KTM 23h 44' 27"TV-Tipp: ATV+ präsentiert täglich um 18:50 Uhr eine ausführliche Zusammenfassung der Dakar-Rallye
2 COMA KTM 23h 46' 23"
3 COX KTM 23h 47' 56"
4 MEONI KTM 23h 51' 32"
5 ESTEVE PUJOL KTM 23h 55' 41"
6 ULLEVALSETER KTM 23h 58' 56"
7 FRETIGNE YAMAHA 24h 02' 02"
8 CALDECOTT KTM 24h 03' 21"
Autos
marathonrally.comEs war heute der Tag der Mitsubishis und vor allem der Tag von Luc Alphand, der heute seinen ersten Tagessieg der diesjährigen Rally einfahren konnte. Beschattet wurde er dabei von seinem Teamkollegen Stephane Peterhansel, der seinen Mitsubishi Evo auf den zweiten Rang scheuchte. Im Formationsflug bügelten die beiden durch die Wüste dem Ruhetag in Atar entgegen und liessen ihre Gegner dabei regelrecht stehen. Ganze Siebzehn Minuten fuhr Alphand auf den Tagesdritten Robby Gordon im VW heraus - 19 Minuten waren es auf Jutta Kleinschmidt an vierter Stelle. Kleinschmidt gefällt in letzter Zeit durch eine sehr konstante Leistung, die sie im Gesamtklassement nun bis auf Platz drei nach vorn gebracht hat.
Der Gag hinter den Kulissen: Eigentlich waren Robby Gordon und Dirk von Zitzewitz als schneller Service und "Aufpasser" für Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons eingeteilt - dennoch waren der Amerikaner und der Deutsche vor dem Damenteam Kleinschmidt/Pons im Ziel. So ganz klappt es also anscheinend noch nicht mit der Stallregie.
"Eigentlich wollten wir es heute ruhiger angehen" berichtet ein glücklicher Luc Alphand im Ziel, "wir hatten eine Reifenpanne, hielten an um zu reparieren und bekamen kurz darauf einen zweiten Platten. Vermutlich haben wir zuviel Luft abgelassen". Umso mehr überrasct ihn sein heutiger Sieg: "Die Platzierung freut mich und bringt uns in eine gute Ausgangsposition für die weitere Rally. Jeder will diese Rally gewinnen, mein Kollege Stephane Peterhansel fährt entsprechend gut und konzentriert. Ich bin dennoch in einer guten Position und versuche, das natürlich zu nutzen".
Hinter der Ziellinie allerdings traf es dann doch noch Mitsubishi. Peterhansel blieb mit einem Motorschaden stehen, was aber angesichts des morgigen Ruhetages kein grosses Problem sein dürfte.
Weniger gut lief der Tag heute leider für den beliebten und bisher an vierter Stelle in der Gesamtwertung stehenden Qatari Nasser Al Attiyah im X-Raid BMW X5 - erkennbar an dem dunkelroten Streifen an der Seite. Er überschlug sich mehrmals und musste mit einem völlig demolierten Fahrzeug aufgeben. Besonders dem Engagements Al Attiyah war es zu verdanken, das auch der Autobauer BMW sich wieder im Rallyraid engagiert. Wie aus Gesprächen zu hören war, interessierte die Bayern vor allem der Medieneffekt in Nahost. Zum Glück für Sven Quandt, der hoffentlich einer interessanten Saison entgegen sieht.
Mit Problemen hatte heute auch Volkswagen-Werkspilot Bruno Saby hatte heute mit Problemen zu kämpfen. Bei Kilometer 130 zwang ihn eine defekte Radnabe zum Anhalten und er musste zwei Stunden auf seinen Teamkollegen Juha Kankkunen warten.
Andreas Schulz und sein Pilot Hiroshi Masuoka hatten heute wie auch Luc Alphand mit Reifenproblemen zu kämpfen und kamen an fünfter Position ins Ziel, Andrea Mayer und Jean-Michel Polate schafften es auf Platz 10 und liegen nun auf zwölfter Position in der Gesamtwertung. "Wir halfen heute Teamkollege Nani Roma, der im Sand feststeckte. Dabei fuhren wir uns selber fest" so die Bayerin. "Dann passierte uns noch ein dummer Fehler - nach einem Dünenfeld dachten wir, wir hätten es geschafft und fuhren ruhiger - in Wirklichkeit waren wir noch gar nicht im Ziel und verloren so 10 Minuten". So kann es kommen...
Zwischenstand:
1 PETERHANSEL/COTTRET MITSUBISHI 22h 45' 57"
2 ALPHAND/PICARD MITSUBISHI 23h 05' 58"
3 KLEINSCHMIDT/PONS VOLKSWAGEN 23h 26' 23"
4 SOUSA/DELLI-ZOTTI NISSAN 25h 25' 16"
5 DE VILLIERS/LURQUIN NISSAN 25h 48' 59"
6 MASUOKA/SCHULZ MITSUBISHI 26h 38' 16"
7 HENRARD/DE ROISSARD VOLKSWAGEN 26h 41' 58"
8 ROMA/MAGNE MITSUBISHI 29h 05' 57"