Dakar-Rallye 2005 | 11.01.2005
Die Rally-Welt trauert um Fabrizio Meoni
Die schwarze Serie bei der Dakar reisst nicht ab. Auf der heutigen 11. Etappe stürzte KTM-Star Fabrizio Meoni, die Ärzte konnten nur mehr seinen Tod feststellen.
Fotos: T. Flechsig, H. Peuker
Er prägte seit Jahren die Motorrad-Wettbewerbe der Rallyszene. Er gewann die schwerste Rally der Welt zweimal: 2001 und 2002. Er verabschiedete sich vor einem Jahr schon einmal kurz von der Dakar. Doch die Leidenschaft siegte.
Fabrizio Meoni brach am Silvestertag, seinem 47. Geburtstag, erneut zur Rally Dakar auf. Heute starb er während der Etappe. Mit Fabrizio Meoni verliert die Rallyszene einen ihrer größten Fahrer.
Zum Unfallhergang: Fabrizio stürzte kurz nach CP 1. Dort, bei Kilometer 175, war Fabrizio noch als Erster durchgefahren. 15 Minuten danach passierte der Crash. Es muss ein brutaler Sturz gewesen sein. Als der Hubschrauber mit dem Arzt 20 Minuten später landete, lag Fabrizio blutüberströmt im Sand. Sein Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen. Die Ärzte versuchten, Fabrizio wieder zu beleben, erfolglos. Um 11.11 Uhr Ortzeit wurde der Tod von Fabrizio Meoni offiziell festgestellt. Todesursache war ein Genickbruch.
Das gesamte KTM-Team ist geschockt
Claudia Patuzzi, Team KTM Gauloises: „Wie will man diesen Menschen beschreiben? Fabrizio hat die Rally verkörpert, er hat sie gelebt. Zu ihm haben alle aufgeschaut. Fabrizio hat immer die Herausforderung gesucht, er wollte nicht das Einfache, er wollte kämpfen. Er war so ein lieber Mensch, ein Freund. Fabrizio war ein wahrer Italiener, der wusste, wie man lebt.“
Jordi Arcarons, Team KTM Repsol-Red Bull: “Fabrizio war ein großer Pilot und ein großartiger Mensch. Er war immer offen und ehrlich. Jeder, der ihn kannte, musste ihn mögen.“
Joe Barker, Team KTM Red Bull USA: “Obwohl ich ihn noch nicht so lange kannte, war er ein Held für mich. Mit 47 Jahren in einer so phantastischen körperlichen Verfassung zu sein, so einen Spirit zu haben, das war erstaunlich.“
Romeo Feliciani, Mechaniker von Fabrizio: “Er war wie ein großer Bruder für mich.”
Kinigadner: KTM sollte sich von der Dakar zurückziehen
Heinz Kinigadner: „Wir haben innerhalb von vier Monaten mit Richard Sainct und Fabrizio Meoni die zwei besten und erfahrensten Rally-Piloten bei ihrem Job verloren. Das ist sehr tragisch und tut unheimlich weh. Wir müssen diese Schicksalsschläge erst einmal verdauen."
"Fabrizio hat unsere Idee vom Rally fahren verkörpert. Er hat viele Rallys gewonnen, die Dakar sowohl auf einer Einzylinder- als auch auf einer Zweizylinder-KTM. Ich habe vor dem Start der diesjährigen Dakar in Barcelona noch mit Fabrizio gesprochen, ob er künftig die KTM-Rallyteams leiten will."
"Ganz persönlich glaube ich, dass alle KTM-Werkspiloten nach Hause fahren sollten. Das ist nicht nur eine Frage der Pietät, sondern auch der Sicherheit. Die Piloten können im Kopf nicht frei fahren nach zwei so herben Schicksalsschlägen. Das kann keiner aus dem Kopf streichen. Wir müssen auch an die Leute in unseren KTM-Begleitteams denken."
"Viele von ihnen sind mit so einer harten Situation zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit konfrontiert. Die Dakar ist aber keine Spazierfahrt. Darum ist es aus meiner Sicht nicht möglich weiterzufahren, weil es nicht mehr sicher ist. Außerdem kann sich keiner mehr über Siege freuen. Das ist aber wie gesagt meine persönliche Meinung. Entscheiden müssen die Teamverantwortlichen und die Sponsoren.
Ich denke, das gesamte KTM-Engagement ist nach diesen zwei Todesfällen in Frage gestellt. Eine Entscheidung wird aber sicher erst in einiger Zeit fallen.“
Die Teilnehmer der Rally wurden im Ziel der Speziale von Patrick Zaniroli, dem Chef des Veranstalters A.S.O., vom tragischen Unglück informiert.
KTM -Unternehmensleitung gibt den Teams Empfehlung zum Abbruch der Rallye
Aufgrund dieses tragischen Ereignisses gibt es seitens der KTM-Unternehmensleitung die Empfehlung an alle KTM- Teams und Werksfahrer, die Rally Dakar abzubrechen. KTM stellt es jedoch den einzelnen Fahrern und Teams sowie deren Sponsoren frei, ob sie die Rally fortsetzen möchten.
Nachdem KTM mit Fabrizio Meoni und Richard Sainct zwei seiner besten Rally-Piloten innerhalb weniger Monate durch tödliche Unfälle verloren hat, steht eine zukünftige, werkseitige Unterstützung des Rallysports intern zur Diskussion.
Show must go on
Nach dem Tod von Fabrizio Meoni haben sich die KTM-Werksteams am Abend dafür entschieden, die morgige Etappe (12.01.) nach Bamako nicht zu fahren. Die Veranstalter respektieren diesen Wunsch, sie werden die Motorräder über eine Luftbrücke nach Bamako transportieren. Die 12. Etappe wird damit für die Motorräder gecancelt. Ab Donnerstag werden die Werksfahrer wieder ins Renngeschehen eingreifen.