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Dakar-Rallye 2005

Ein unruhiges Biwak

Bei der Dakar-Rallye hatten die Fahrer heute einen Ruhetag und konnten sich erholen, dennoch gab's Aufregung um Strafminuten für die KTM-Piloten.

Fotos: G. Soldano

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Motorräder

Von wegen Ruhe! Am Vormittag tobte ein Sandsturm über das Biwak von Atar. Und in einigen KTM-Teams brodelt die Stimmung. Grund: Gestern Abend hatten die Organisatoren etlichen Fahrern Strafen aufgebrummt und damit dem Gesamtklassement ein neues Gesicht gegeben.

Fabrizio Meoni wurde bestraft, weil er auf dem ersten Teil der Marathonetappe am Donnerstag den vorgeschriebenen Strecken-Korridor verlassen hatte. „Ich bin echt sauer. Ein komisches Reglement. Ich verließ - leider - den vorgeschriebenen Korridor und verpasste zwei so genannte Waypoints, virtuelle GPS-Punkte. Dafür bekam ich 10 Minuten Strafe aufgebrummt, pro Waypoint 5 Minuten.“ So verlor Fabrizio den 1. Platz in der Gesamtwertung.

Auch Alfie Cox findet die neue Regel, dass sich die Fahrer nur in einem 3,3 km breiten Korridor bewegen dürfen, weltfremd. „Gestern wollte ich eine Route fahren, die mir günstig schien. Da hat mich Fabrizio zurückgerufen und mir klar gemacht, dass ich damit den erlaubten Korridor verlassen würde. Also ich frage mich, was das soll. Das ist bald kein Rennen mehr, wenn ich nicht entscheiden darf, welchen Weg ich für richtig halte.“

Im Biwak von Atar begann eine heftige Diskussion zwischen Teammanagern und der A.S.O. Claudia Patuzzi zum Beispiel, Managerin des Teams KTM Gauloises: „Gut, Fabrizio hat den Korridor verlassen. Aber es wäre gerechter, wenn die GPS-Geräte aller Fahrer ausgelesen werden würden. Außerdem kann es doch nicht sein, dass ein Fahrer wie Fabrizio, der sich durch einen Fehler verfährt und dadurch Zeit verliert, zusätzlich noch mit einer weiteren Zeitstrafe belegt wird. Dieses Reglement ist mit Sicherheit nicht im Sinne des Geistes der Dakar, wenn alle wie auf einer Schiene von A nach B fahren müssen. Die große Herausforderung, durch richtiges Navigieren den optimalen Weg zu finden, bleibt auf der Strecke.“ Die A.S.O. beharrt zwar auf dieser Regel. Am Nachmittag aber änderte sie die Strafen: statt 5 Minuten pro ausgelassenem Wegpunkt ist es jetzt eine Minute. So „eroberte“ Fabrizio Meoni die Führung in der Gesamtwertung wieder zurück. Er führt jetzt mit knapp einer Minute vor Cyril Despres und mit knapp drei Minuten vor Marc Coma.

Andy Caldecott rutschte von Platz 3 auf Platz 8. Er wurde wegen zu hoher Geschwindigkeit bestraft. „Vor vier Tagen bin ich auf der Liason zu schnell gewesen. Es war ca. 5.00 Uhr morgens und die Sicht war schlecht, als ich auf ein Dorf zufuhr. Ich wusste, dass dort eine Radarfalle steht. Deshalb habe ich abgebremst. Aber das Radar stand nicht im Ort, sondern kurz davor. Und da war ich halt noch zu schnell. Mit der 17-Minuten-Zeitstrafe fehlt mir jetzt der Anschluss an die Spitze. Das ist bitter.“

Zum normalen Geschehen im Biwak. Es ist der Tag der Mechaniker. Sie nehmen die Maschinen gründlich auseinander, prüfen jedes Teil und machen die Bikes fit für den 2. Teil der Rallye. Beim Team KTM Repsol Red Bull werden alle Motoren gewechselt.

„Die Entscheidung ist vom gesamten Team getroffen worden und liegt nicht bei den Mechaniker“, erzählt Manel Salinas, der Mechaniker von Marc Coma. „Die Sicherheit geht uns vor. Ansonsten werden Verschleißteile wie Kette, Luft- und Ölfilter sowie das Öl gewechselt.“ Im Team KTM Gauloises läuft das anders. Marc Weber, Mechaniker von Jean Brucy: „Ich werde den Motor nicht wechseln. Er läuft tadellos. Wir haben eine Druckverlustprüfung durchgeführt, neue Zündkerzen eingebaut und den Vergaser kontrolliert. Wahrscheinlich werde ich noch eine neue Kupplung einbauen.“

Fabrizio Meoni wird dagegen morgen mit neuem Motor starten. Sein Mechaniker Romeo Feliciani: „Ich wechsle lieber den Motor. Denn wenn er kaputt geht, dann bin ich der Schuldige. Man weiß ja nie, was in Mitleidenschaft gezogen wurde.“

Teammanager Hans Trunkenpolz: „Die Teams arbeiten autonom voneinander, was wir uns natürlich auch so gewünscht haben. Ich sehe in dieser Hinsicht eine sehr positive Entwicklung. Obwohl die Teams innerhalb des Biwaks immer noch relativ nah beieinander sind, spürt man eine gewisse Distanz zwischen dem Team Gauloises und dem Team Repsol Red Bull.“

Gesundheitlich geht es allen Fahrern gut. Physiotherapeut Ralph Pariasek: „Alle Fahrer erhalten eine Massage, um die Muskulatur aufzulockern. Fabrizio möchte zudem eine spezielle Rückenmassage. Alfie bekommt einen neuen Verband für seine Schulter, damit sie stabilisiert wird. Die Lkw-Piloten werden wir behandeln, um die wund gescheuerten Rücken zu heilen.“

Die stillen Helden…

Sie sitzen in ihren MAN-Trucks und brettern über die Pisten: die zwei Trucks, die für KTM die Ersatzteile an Bord haben, um im Falle eines Falles vor Ort helfen zu können. Peter Reif, Gunter Pichlbauer und Stefan Huber sitzen im Renn-Lkw mit der Startnummer 543.

Stefan Huber, zuständig für die Reparatur der Motorräder, meint zu seinem Einsatz: „Für mich ist es das erste Mal in einem Truck und ich finde es einfach Klasse. Die beiden Haudegen verstehen ihr Handwerk. Peter jagt den Lkw über die Pisten, als wäre es ein Auto. Und Gunter navigiert super.“ Bisher brauchte die Crew auf der Strecke noch nicht groß eingreifen. Dennoch waren die Wertungsprüfungen kein leichtes Spiel. „Wir sind oft bis in die Nacht unterwegs“, so der Dakar erfahrene Peter Reif. „Manchmal weißt du da nicht, was die paar Meter vor dir passiert, welches Hindernis auf dich lauert.“ Glück hatten die Jungs mit ihrem Sprit auf der Marathonetappe. Während andere auf dem Weg nach Tichit liegen geblieben sind, haben sie es mit ihrem MAN gerade so noch geschafft. Peter Reif: „Ich habe auf meine Tankanzeige geschaut und - kaum noch was drin. Fast im Schritttempo bin ich weiter gefahren. Zum Glück hat es gereicht.“

Das galt auch für den zweiten KTM-Racetruck. Gesteuert von Karl Sadlauer, navigiert von Franz Maier und mit Martin Mayer als drittem an Bord jagt er hinter den Motorrädern her, um vor allem den KTM-Amateuren zu helfen. Die Engel der Privatfahrer waren wie ein Segen für diejenigen, die mit Spritproblemen auf der 7. Etappe in der Wüste gestrandet sind. Aber nicht nur mit Sprit hilft die Crew mit der Startnummer 542. „Die Jungs da draußen wollen oft auch mit jemanden sprechen“, so Karl Sadlauer. „Wir sind sozusagen auch die psychologische Betreuung auf vier Rädern.“

Egal ob Sadlauer, Reif und Co. – alle, die im Lkw sitzen, meistern Tag für Tag Großes. Wenn sie nicht fahren, dann helfen sie. Wenn sie nicht helfen, fahren sie. Außerdem gilt auch für die schnellen Ersatzteillager ganz vorn mit dabei zu sein. Denn je schneller sie sind, desto weniger Zeit verlieren die Motorradpiloten, die eine Panne haben. Ihr Lohn der Mühsal ist die Dankbarkeit der Piloten.

Morgen erwartet die Fahrer erneut eine 483 km lange und äußerst harte Speziale rund um das Biwak von Atar. Die Organisatoren sprechen von den schwierigsten Dünen der Rallye, sie liegen im Erg El Beyyed. Zuvor müssen die Fahrer den Thaga-Pass erklimmen. Noch schwieriger wird die Etappe durch das Wetter in Mauretanien. Nach wie vor weht ein heftiger Wind, die Sicht ist äußerst schlecht. Am Nachmittag kam zudem ein Phänomen hinzu: Es regnete!

Zwischenstand

1 DESPRES       KTM     23h 44' 27"
2 COMA KTM 23h 46' 23"
3 COX KTM 23h 47' 56"
4 MEONI KTM 23h 51' 32"
5 ESTEVE PUJOL KTM 23h 55' 41"
6 ULLEVALSETER KTM 23h 58' 56"
7 FRETIGNE YAMAHA 24h 02' 02"
8 CALDECOTT KTM 24h 03' 21"
TV-Tipp: ATV+ präsentiert täglich um 18:50 Uhr eine ausführliche Zusammenfassung der Dakar-Rallye

Autos

Zwischenstand:

1 PETERHANSEL/COTTRET  MITSUBISHI  22h 45' 57"
2 ALPHAND/PICARD MITSUBISHI 23h 05' 58"
3 KLEINSCHMIDT/PONS VOLKSWAGEN 23h 26' 23"
4 SOUSA/DELLI-ZOTTI NISSAN 25h 25' 16"
5 DE VILLIERS/LURQUIN NISSAN 25h 48' 59"
6 MASUOKA/SCHULZ MITSUBISHI 26h 38' 16"
7 HENRARD/DE ROISSARD VOLKSWAGEN 26h 41' 58"
8 ROMA/MAGNE MITSUBISHI 29h 05' 57"

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