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Dakar-Rallye 2005

Turbulenter Auftakt

Der erste Tag war zwar kurz, für einige Teilnehmer aber dennoch turbulent. Fretigne führt bei den Motorrädern, Gordon bei den Autos.

Fotos: H. Peuker

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Motorräder

„Wenn wir in Dakar nicht die ersten fünf Plätze einnehmen, wäre das eine Riesen-Enttäuschung.“ Das sagt KTM-Urgestein Heinz Kinigadner. Und Kini hat damit die Marschrichtung für die KTM-Teams vorgegeben.

Alle Signale stehen auf Sieg. Doch so bescheiden sich dieser erste Renntag auch ausnimmt, die sechs Kilometer am Strand vor Barcelona haben schon wieder alle gefordert. Ein alter Hase wie Fabrizio Meoni hat da sein eigenes Rezept: „Man muss einen klaren Kopf behalten und nicht schon auf dieser kurzen Sandetappe mit voller Leistung alles riskieren.“ Das gelang Meoni an seinem 47. Geburtstag bestens. Er fuhr mit nur 30 Sekunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel.

Wie im letzten Jahr sicherte sich der Franzose David Fretigne auf Yamaha den Auftaktsieg. Ihm dicht auf den Fersen war einer, den viele als Favoriten der diesjährigen Dakar ansehen: Cyril Despres. „Die Fahrt heute hat mir großen Spaß gemacht. Endlich geht es los. Aber ich sehe keinen Favoriten bei diesem Rennen. Jeden Tag kann etwas Unvorhergesehenes passieren. Ich weiß, wovon ich rede.“

Seinen Spaß hatte auch Dakar-Neuling Chris Blais: „Die Fahrt im Sand war genial.“ Blais (38.) und Teamkollege Kellon Walch (5.) haben mächtig Eindruck auf KTM-Teammanager Hans Trunkenpolz gemacht. „Die Jungs sind Heißsporne. Sie haben eine hervorragende Figur im Sand abgegeben. Wir können gespannt sein, was da noch kommt.“

Nicht alle KTM-Piloten erwischten einen guten Tag. Besonders Giovanni Sala fuhr einen großen Rückstand ein. „Ca. 100 m vor dem Ziel ging auf einmal mit meiner Kupplung nichts mehr. Ich konnte die Maschine auch nicht mehr starten und musste sie ins Ziel schieben.“

Und das durch tiefen Sand und über einen Hügel, der sich vor dem Ziel aufbaute. Auf den letzten Metern halfen Sala seine Teamkollegen Marc Coma und Isidre Esteve. „Ich sehe es für die Rally noch nicht dramatisch.“, meint Sala. „Ärgerlich ist nur, dass ich in Afrika im Staub der anderen starten muss.“

Mit dickem Hals kam Alfie Cox ins Ziel. Alfie hatte gerade Fahrt aufgenommen, als er 50 m nach dem Start auf einen im Sand verborgenen Betonklotz fuhr und stürzte. Er kam mit Schmerzen in der Schulter ins Ziel und war stocksauer. „Ich bin genau auf das Kugelgelenk gestürzt. Momentan tut jede Bewegung weh.“ Im Laufe des Abends werden die Ärzte das Gelenk genauer untersuchen. Hoffen wir, dass die Dakar für Alfie nicht beendet ist, bevor sie richtig beginnt.

Morgen erwartet die Fahrer eine lange Verbindungsetappe von Barcelona nach Granada. Die 920 km lange Strecke führt fast ausschließlich über Autobahnen. Und auch für diese vermeintlich leichte Aufgabe hat Dakar-Urgestein Fabrizio Meoni einen Rat: „Mit Hirn fahren und einen kühlen Kopf bewahren, damit keine Fehler passieren - auch wenn es nur Asphalt sein wird. Vor allem aber gilt, sich ans Tempolimit zu halten, damit man sich nicht jetzt schon Strafen einhandelt.“

Für die Rally Dakar ist dies ein ungewöhnlicher Silvestertag: Denn noch im alten Jahr wurde die erste Wertung gefahren, der Prolog am Strand von Barcelona. 50 km mussten die 237 Motorrad-Piloten unter die Räder nehmen. Und wie immer war dieser Prolog ein ganz besonderes Rennen. Die Fahrer müssen höllisch aufpassen, dass ihnen und ihren Maschinen nichts passiert. Kein Sturz wird riskiert, um keinen körperlichen oder mechanischen Schaden zu riskieren. Gleichzeitig wollen die Fans eine Show. Tausende säumten heute die Strecke, um ihre Lieblinge zu sehen.

Sechs Kilometer wurden gewertet und das „Schaulaufen“ am Strand absolvierte wie im vergangenen Jahr der Franzose David Fretigne auf Yamaha als Schnellster. Er raste in 4 Minuten 11 Sekunden über die Strecke. Nur acht Sekunden mehr benötigte Cyril Despres (Team KTM Gauloises). Auf den 3. Platz fuhr der niederländische Amateur Eric Verhoef auf einer KTM (+0´13).

Die Platzierungen der weiteren KTM-Werksfahrer:

5. Kellon Walch (Team KTM Red Bull USA) +0´27
7. Fabrizio Meoni (Team KTM Gauloises) +0´30
11. Isidre Esteve Pujol (Team KTM Repsol-Red Bull) +0´43
12. Marc Coma (Team KTM Repsol-Red Bull) +0´43
14. Jordi Duran (Team KTM Repsol-Red Bull) +0´45
38. Chris Blais (Team KTM Red Bull USA) +1´23
39. Jean Brucy (Team KTM Gauloises) +1´24
42. Carlo de Gavardo (Team KTM de Gavardo) +1´27
44. Andy Caldecott (Team KTM Motorex Australia) +1´28
49. Alfie Cox (Team KTM Gauloises) +1´40
61. Scott Harden (Team KTM Red Bull USA) +1´57
87. David Schwarz (Team KTM Motorex Australia) +2´51
183. Giovanni Sala (Team KTM Repsol-Red Bull) +8´27

Besonders Gio Sala wird sich über den großen Rückstand ärgern. Ein technisches Problem warf ihn auf dem letzten Kilometer aus der Bahn. Er schob sein Bike über die Ziellinie. Viel Arbeit für die Servicecrew vor der langen Verbindungsstrecke morgen. Ärgern wird sich Sala vor allem deswegen, weil die Zeiten des Prologs erstmals auch in die Wertung eingehen. Zudem bestimmt das Ergebnis heute die Startreihenfolge für die nächste Wertungsetappe von Granada nach Rabat am 2. Januar.

Tageswertung

02. Cyril Despres (Team KTM Gauloises) + 0´08
05. Kellon Walch (Team KTM Red Bull USA) + 0´27
07. Fabrizio Meoni (Team KTM Gauloises) + 0´30
11. Isidre Esteve (Team KTM Repsol –Red Bull) + 0´43
12. Marc Coma (Team KTM Repsol –Red Bull) + 0´43
14. Jordi Duran (Team KTM Repsol –Red Bull) + 0´45
38. Chris Blais (Team KTM Red Bull USA) + 1´23
39. Jean Brucy (Team KTM Gauloises) + 1´24
42. Carlo de Gavardo (Team KTM de Gavardo) + 1´27
44. Andy Caldecott (Team KTM Motorex Australia) + 1´28
49. Alfie Cox (Team KTM Gauloises) + 1´40
61. Scott Harden (Team KTM Red Bull USA) +1´57
87. David Schwarz (Team KTM Motorex Australia) +2´51
183. Giovanni Sala (Team KTM Repsol-Red Bull) +8´27

TV-Tipp: ATV+ präsentiert täglich um 19:30 Uhr eine ausführliche Zusammenfassung der Dakar-Rallye

Autos & LKW

marathonrally.com

Die Überraschung war perfekt: Robby Gordon im VW Race-Touareg ist der Sieger des heutigen Prologes vor Hiroshi Masuoka im Mitsubishi Pajero Evo und Giniel de Villiers im Nissan Pickup. Als Prologstrecke wurde an einem Strand in einem Vorort von Barcelona ein ca. 4 Kilometer langer Parcours abgesteckt, der an die Vorjahresetappe im spanischen Castellon erinnerte.

Bei strahlendem Sonnenschein aber kühlen Windböen nutzten einige Teilnehmer den Prolog, um zu zeigen was sie können, andere liessen es eher ruhig angehen. Robby Gordon gab dabei auffällig viel Gas und bewegte den Touareg sichtbar am Limit.

Ebenfalls am Limit fuhren die Spanier Costa/Palacios im portugiesischen BMW X5 - sie legten fast einen ähnlichen Stunt wie Al Mutaiwei bei der Baja Portugal hin: Der BMW kam zu schnell in eine Kurve, schleuderte auf zwei Rädern geradeaus durch eine Schikane und konnte in letzter Sekunde eingefangen werden. Ein Toyota eines privaten Teams fing kurz Feuer, ansonsten gab es keine weiteren Unfälle.

Für spektakuläre Bilder sorgten auch die Race-Trucks der Spitzenteams De Rooy, Hans Bekx und weitere - sowie der deutsche Scam. Sie durchfuhren eine schwer einsehbare Senke und schafften es, Sprünge bis zu einem Meter Höhe hinzulegen.

Zweitbester Volkswagen Touareg wurden Bruno Saby und Michel Perin mit Platz 4, Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons landeten auf Platz sechs, Juha Kankkunen und Juha Repo im letzten Race-Touareg auf Platz 13. Bei den beiden wieder eingesetzten BMW X-Raid X5 schaffte es der Qatari Nasser Al Attiyah auf die elfte Position, sein Teamkollege Jose Luis Monterde landete auf Platz 24.

Ellen Lohr belegte bei ihrem Dakar-Debut gemeinsam mit Beifahrer Holm Schmidt Platz 27 - ganze zwei Plätze hinter Jean-Louis Schlesser, der die Erwartungen an sein neues Fahrzeug vorerst nicht erfüllte und nur auf Platz 25 kam.

Nikolaus von der Decken und sein US-amerikanischer Fahrer Ryan Arciero starteten in einem Toyota Landcruiser und belegten den 75. Platz, Arnold und Sarah Meier aus der Schweiz schafften es im Ralliart Mitsubishi auf Platz 81.

LKW

Bei den LKW sorgten Gerhard Walcher und sein Beifahrer Jürgen Mattheis mit ihrem Scam für Aufsehen und avancierten zum Publikumsliebling. Mit einem 48. Platz liegen sie im mittleren Drittel - und nur einen Platz hinter Klaus Leihener im Volkswagen-MAN, der es in diesem Jahr etwas ruhiger anging.

Last but not least noch eine besondere Nachricht: die angekündigte Rally-Citroen Ente ist heute tatsächlich gestartet - und langsam dahintuckernd auch ins Ziel gekommen. Erstaunlich: Im Endergebnis belegten sie noch nicht einmal den letzten Platz - einige "Problemfahrzeuge" schafften es noch hinter die Ente, so das diese nur als Fünftletzter in die Dakar-Prolog-Geschichte einging.

Am morgigen Neujahrstag starten die Teilnehmer ab dem Morgen nach einem Showstart in die längste Überführung der gesamten Dakar nach Grenada, wo am Sonntag die letzte Etappe in Europa gefahren wird.

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