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Erste Standortbestimmung – der Testtag

Der rund eine Woche vor dem eigentlichen Rennen auf dem gesamten Kurs ausgetragene Test ermöglichte allen Beteiligten die aktuelle Einordnung der eigenen Leistungsfähigkeit – mit den erwarteten Ergebnissen.

Bernhard Schoke

Toyota vor Glickenhaus in der Top-Klasse, die um den Sieg fährt. Ganze enge Competition mit den Österreichern Habsburg, Bortolotti & Rast im fokussierten WRT-Team in der LMP2. Porsche mit dem 911er RSR bei dessen Abschiedstour auf Augenhöhe mit den Ferrari 488 bei den Profis und Semi-Profis gleichermaßen.

Auf diesen kurzen Überblick könnte man die acht Renn-Stunden kurz und knapp zusammenfassen. Damit wären dann aber die eigentlich dafür relevanten Hintergründe völlig außer Acht gelassen worden. Dazu gehörte beispielsweise, dass beim Porsche Werksteam nicht alles wunschgemäß verlief. Bereits nach vier Runden auf dem 13,626 Kilometer langen Circuit des 24 Heures musste Michael Christensen die Startnummer 92 in der Tertre-Rouge-Kurve abstellen. Eine Analyse des Teams ergab einen Schaden an der Antriebswelle. Nach der rund einstündigen Reparatur konnte das Fahrzeug wieder ins Geschehen eingreifen. Zu jenem Zeitpunkt stand das Schwesterauto mit der Nummer 91 in der Garage. Nachdem Gianmaria Bruni, Team-Kollege von Richard Lietz, in der Mulsanne-Kurve in die Reifenstapel gerutscht war, mussten einige Bauteile an der Front ausgetauscht werden. In der ersten Session kamen die beiden 911 RSR somit nur auf insgesamt 41 Runden.

Besser lief es in der Top-Klasse. Beispielsweise die Art und Weise, wie sich die Scuderia Cameron Glickenhaus präsentierte: top vorbereitet. James „Jim“ Glickenhaus meinte dazu bereits am Vorabend: „Ich bin zuversichtlich für die 90. Ausgabe des 24h-Rennens in Le Mans. Wir haben eine Chance, wenn wir kontinuierlich und zuverlässig schnelle Runden fahren. Denn hier haben wir – im Gegensatz zum 24h Rennen auf dem Nürburgring letztes Wochenende – zwei Autos und damit doppelt so viele Daten. Außerdem wird in Le Mans nicht so hart gefahren wie auf der Nordschleife, wo es nach den dort gesehenen Anfangsstunden fast schon an ein Wunder grenzt, dass es dort kein Desaster gegeben hat“, meinte der markante, wie Meinungs-starke Petrolhead auf die Frage, was er an Le Mans besonders schätzt.

Auch Alex Wurz, seit Jahren in Diensten von Toyota meinte auf die Frage zu den Erwartungen an das Rennen, dass man „Glickenhaus auf gar keinen Fall unterschätzen wird, da die Technik nicht ausfallen darf und alle Beteiligten einen Null-Fehler-Job abliefern müssen. Einschließlich der Mitbewerber, denn eine Unachtsamkeit der potenziell langsameren Mitbewerber kann den Boliden aus dem Rennen reißen“.

Dazu kam es aber weder in der ersten Session am Vormittag, noch in der zweiten Sitzung am Nachmittag. Dabei fiel auf, dass zu Beginn der Session die Armada der LMP2 bei der Pace den Ton angaben. Die HyperCars hielten sich in den ersten beiden Stunden weitgehend zurück. Erst nach einer Gelb-Phase wurde deutlich, dass die LMP2 – reglementbedingt – ganz nah dran sind. In der Spitze trennten die beiden Klassen nur rund eine halbe Sekunde – in der Breite des Feldes waren es rund vier bis acht Sekunden – je nach Fahrer/Team. Ein Ausrufezeichen konnte zwischenzeitlich Glickenhaus und Alpine setzen. Die Startnummer 709 mit Ryan Briscoe am Steuer war am Vormittag 27/100 Sekunden schneller als Ryo Hiragawa im Werks-Toyota mit der Nummer acht.

Im Anschluss daran zeigte das Alpine-Team, dass man auch mit ihnen rechnen muss: Nicolas Lapierre unterbot die Zeit gleich um eine halbe Sekunde. Zur Halbzeit kam Brendon Hartley auf 2/10 Sekunden heran, bevor Kamui Kobayashi mit 3:32,388 fast eine ganze Sekunde schneller war. Doch damit war immer noch nicht der Schnellste. Kurz vor dem Ende der 1. Halbzeit stanzte Mike Conway mit 3:31,626 die Bestzeit in den Asphalt. Le Mans Spezialist Romain Dumas im Glickenhaus mit der Nr. 708 kam bis auf eine Zehntel heran und belegte damit die Einschätzung, dass die Balance of Performance (BoP) für engen Wettbewerb sorgt.

In der Nachmittags-Session kam das Trio Lietz/Bruni/Christensen besser in Fahrt. Der Schwerpunkt lag dabei auf Setup-Optimierungen und Reifentests.
Richard Lietz meinte im Anschluss: „Es war insgesamt ein guter Tag, wenngleich uns auch einige Fehler unterlaufen sind. Das sollte sich hoffentlich im Hinblick auf die Rennwoche nun erledigt haben. Das Setup unseres Porsche 911 RSR passt, die Fahrzeugbalance ist in Ordnung. Das Auto ist genauso gut wie in den vergangenen beiden Jahren. Ob es diesmal zum Klassensieg reichen wird, muss sich erst noch zeigen. Das haben wir nicht allein unseren Händen.“

An der Spitze zauberte dann Jose Maria Lopez im #7-Toyota eine Zeit unter 3:30 Minuten auf die Zeitmonitore. Exakt 104/1000 Sekunden bliebt er drunter. Exakt diesen Wert lag interessanterweise Romain Dumas im 708er Glickenhaus über diesem als Maßstab geltenden Wert. Der zweite Toyota und der zweite Glickenhaus-Bolide folgten jeweils mit weiteren 0,3 Sekunden Abstand, die schnellsten LMP2 (#22&) hatte nur weitere 1,2 bzw. 1,4 Sekunden Rückstand.
Damit bestätigte sich das vorherige Bild: Ganz enger Wettbewerb, der im eigentlichen Rennen selbst keine Fehler verzeihen wird.

Alle Teams haben jetzt zwei Tage Zeit, um aus den heute zusätzlich ermittelten Daten die richtigen und noch erforderlichen Rückschlüsse für die optimalen Fahrwerks-Einstellungen einerseits einschließlich der richtigen Reifen-Strategie andererseits zu treffen.

Am kommenden Mittwoch geht zwischen 14.00 und 17.00 Uhr das 1. Freie Training über die große Motorsport-Bühne. In den beiden Tagen zuvor stehen unter anderem Autogrammstunden für die auch in Le Mans wieder zugelassenen Fans einerseits und die traditionellen offiziellen Fotos mit Fahrern und deren Boliden auf der Strecke auf dem Programm.

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