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Der Tag der anderen Bilder

Die Fahrerparade am späten Freitagnachmittag durch die Innenstadt von Le Mans ist nach den Trainings und Quali‘s quasi das Kür-Programm für die Fahrer – aber auch darauf wird sich gesondert vorbereitet.

Bernhard Schoke

Zwei Tage – traditionell am Mittwoch und Donnerstag – standen die Renner und die Rundenzeiten im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Und natürlich die Piloten, die diese jeweils auf den Asphalt zauberten. Vorausgesetzt, die berühmte freie Runde, die alles möglich machte, war mit den Kutschern. Da von den Boxen aus, die dafür notwendigen Zeitfenster, sprich Abstände zu den vor einem fahrenden Boliden, erkennbar sind, muss der „Kutscher“ dann auf den Punkt abliefern. Eine harte Aufgabe, die volle Konzentration und totale Fokussierung erfordern, um die immer großen / größer werdenden Erwartungshaltungen so vieler Team-Mitglieder, aber auch die der Sponsoren und Fans dann auch zu erfüllen.

Eine Aufgabe, die zuvor von den Chefs genau definiert wird, wer von den in der Regel drei Piloten im Team diese ausgesprochenen schwierige wie verantwortungsvolle Aufgabe zukommt. Genauso wie es Regen-Spezialisten und Fahrer gibt, die ganz besonders gern die Stints in den Nachtstunden absolvieren möchten. Alle diese Eckpunkte sind in dem Drehbuch Le Mans festgelegt – mit mindestens einem Plan B und C, um auf eine ganze Reihe von Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Und auf die häufig damit verbundenen kleinere oder größeren Dramen. So wie beim Algarve Pro Racing Team, in dem Rene Binder am Steuer sitzt. Und das Team, insbesondere die Mechaniker, hatten den „Jolly Joker“ gezogen. Hintergrund: Sein Team-Kollege hatte den Renner so „versenkt“, dass er komplett um ein neues Chassis aufgebaut werden musste, wie Binder berichtete:
„Das Auto war komplett kaputt – er hatte die hohen Curbs so getroffen, wodurch sich die Aufhängung ins Chassis gebohrt hatte. Dadurch konnten wir kein Quali fahren. Fünf, teilweise Mechniker haben direkt angefangen und roundabout 20 Stunden am Stück den Renner neu aufgebaut. Dadurch fehlten fast zwei komplette Trainings-Sessions.
Wir haben am Donnerstagabend im letzten freien Training das Set-Up erarbeitet und alle unsere Pflichtrunden absolviert. Wir müssen aber ganz von hinten starten, weil wir ja keine Quali-Zeit haben. Wir wollen mit den anderen LMP2 in einer Runde bleiben, auch wenn wir erst einmal alle LM GTE Renner überholen müssen. Wir haben ein gutes Renn-Set-Up, dennoch sieht es von außen komfortabler aus als es für den Fahrer ist. Insbesondere in der Nacht konzentriert man sich auf seine Linie und auf das Gefühl, findet seinen Rhythmus und fokussiert sich auf seine Bremspunkte – und ja, man darf sich in der Nacht auch nicht durch die Dunkelheit einschüchtern lassen, denn da fühlen sich die über 300 km/h die wir fahren noch viel schneller an. Das genaue Gegenteil ist die Fahrerparade, wo es lässig zugeht, vor allem was die angegebenen Zeitfenster anbelangt.
Die Fahrerparade an sich ist toll, aber auch für uns Fahrer fordernd, wegen der Fans die endlich wieder dabei sein dürfen.“

Zuvor stellt sich für die meisten vor Ort eigentlich nur noch die eine Frage:
Wie komme ich am schnellsten oder besten in die Innenstadt von Le Mans. Für die Fahrer stehen dafür Shuttles zur Verfügung, die aber gern im Stau stecken bleiben, wenn sie keine Route wählen, die völlig verstopft ist.

Hintergrund:
Den Weg in das Stadtzentrum nehmen natürlich auch mehrere 10.000 Fans, sodass man am besten mit Zweirädern aller Art, meist Rollern oder Motorrädern, unterwegs ist, um pünktlich auf dem Platz hinter dem Stadt-Theater, quasi unterhalb der Kathedrale einzutreffen. Von dort aus setzt sich Parade in Bewegung. Offene Oldtimer sind für die Piloten-Crews vorgesehen, damit sie sich den Fans einschließlich den Ein- & Anwohnern zu präsentieren. Dabei werden auch, wie bereits am Dienstag, jede Menge Autogramm-Karten, Poster, Caps, Kulis – die berühmten Streuartikel – an die Fans, die hinter den inzwischen obligatorischen Absperrungen warten, verteilt. Aber nicht nur diese. Viel wichtiger ist die Bereitschaft der Fahrer, auch für Selfies mal schnell von den Autos zu springen. „Ausgeguckt“ werden dafür besonders „gern“ Mütter mit Kindern oder Mädels. Auch besonders gestylte Fans – in den Outfits der Teams oder des beteiligten Herstellers haben eine gute Chance, dass sie mit ihrem Lieblings-Fahrer ein Bild „ergattern“ können – an diesem Nachmittag der anderen, aber genauso wichtigen wie interessanten Bilder.

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24h Le Mans: Bericht Fahrerparade

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